Die Lebensqualität mit Typ-1-Diabetes unterscheidet sich von früheren Generationen grundlegend. Was heute selbstverständlich ist, beispielsweise unterschiedlich schnell wirksame Insuline und ultradünne Spritzennadeln, war noch vor wenigen Jahrzehnten unvorstellbar. Ein Blick in die Geschichte zeigt, was Forschende in den letzten hundert Jahren geleistet haben und wovon Sie heute mit Diabetes profitieren. 

Wichtig zu wissen: Das Gefühl der Dankbarkeit fördert nachweislich die Bewältigung von chronischen Erkrankungen. Insofern lohnt es sich immer wieder mal bewusst innezuhalten und mit Blick auf die Geschichte der Diabetestherapie die heute vorhandenen Möglichkeiten wertzuschätzen.  

Die Entdeckung der Insulin produzierenden Zellen 

Noch vor 100 Jahren gab es keinerlei Möglichkeiten die Diagnose Typ-1-Diabetes zu überleben. Damals bestand die einzige Therapie darin, auf Kohlenhydrate zu verzichten, damit der Körper möglichst wenig Glukose verarbeiten musste. Aber spätestens nach ein bis zwei Jahren verloren die Betroffenen immer mehr an Gewicht und starben. Dies änderte sich mit der Entdeckung der Insulin produzierenden Zellen.

Der Arzt Paul Langerhans hat in seiner Doktorarbeit an der Berliner Charité die Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse erstmals beschrieben. Sie werden noch heute nach ihm als "Langerhanssche Zellen" benannt. Dieses anatomische Wissen stellte die Grundlage für die weitere Forschung dar. 

Insulin hat eine spannende Geschichte

Zum ersten Mal in der Geschichte gab für Diabetiker Grund zur Hoffnung, als es den kanadischen Forschern Banting und Best gelang, das blutzuckersenkende Hormon Insulin aus der Bauchspeicheldrüse von Hunden zu gewinnen. Dieses Insulin spritzten sie vor genau 100 Jahren einem todkranken 13-jährigen Jungen mit Diabetes. Der Erfolg stellte sich sofort ein: Die Blutzuckerwerte sanken und das Kind erholte sich innerhalb weniger Tage. Dafür erhielten die beteiligten Forscher den Nobelpreis für Medizin.

Kurz & Knapp: Die Entwicklung von Insulin 

  • 1922: Entdeckung von Insulin als Medikament 
  • 1936: Das erste Insulin mit Depotwirkung wird entwickelt. Es kann den Blutzucker über einen längeren Zeitraum senken. 
  • 1960: Wie das menschliche Insulin aufgebaut ist, entdeckte man schon früh. Aber erst 1979 konnten Forschende das sogenannte "Humaninsulin" vollständig gentechnisch herstellen. 
  • 1982: Humaninsulin steht jetzt als Therapie von Typ-1-Diabetes zur Verfügung 
  • 1985: Der "Insulin-Pen" kommt und erlangt Marktreife. Messstreifen für Urin- und Blutzucker kommen auf den Markt, die Diabetiker selbst anwenden können. Bis dahin war die Messung nur in einer Klinik oder Arztpraxis möglich.
  • 1996: Das erste schnellwirksame, künstlich hergestellte "Analoginsulin" erhält die Zulassung. Durch eine Veränderung in der Abfolge einzelner Aminosäuren im Insulinmolekül, kann heute die Wirkdauer und das Wirkprofil gegenüber dem natürlichen Insulin gezielt verändert werden. 
  • Heute: Die intensivierte Insulintherapie und Insulinpumpen sind bei Typ-1-Diabetes verfügbarer Standard, gleiches gilt für Messverfahren, wie Glukose-Monitoring-Systeme (rtCGM) oder intelligente, vernetzende CGM-Messgeräte (iCGM).  

Der Stand der Forschung heute

Die Transplantation von Inselzellen eines Spenders in die Leber von Diabetes-Betroffenen wird bereits durchgeführt. Weitere Entwicklungen gehen in Richtung einer künstlichen Bauchspeicheldrüse, dem sogenannten Closed Loop, bei der ein Algorithmus auf Basis der kontinuierlichen Glukosemessung (CGM) die Insulinabgabe der Pumpe steuert. Ähnlich wie bei einer gesunden Bauchspeicheldrüse, unterstützt die Kombination dieser Systeme eine sichere Steuerung des Stoffwechsels bei Typ-1-Diabetes. Zum anderen wird an "intelligenten Insulinen" geforscht, die die Insulinabgabe aus dem Depot an der Injektionsstelle zuckerabhängig steuern.