Genforschung: Abnehmen durch Belohnung
Übergewicht stellt bei Diabetes ein gesundheitliches Problem dar, abnehmen wäre deshalb die beste Therapie. Aber oft funktioniert es einfach nicht und dies kann viele Gründe haben. Forschende fanden jetzt heraus, dass unser Gehirn dabei eine größere Rolle spielt als bisher gedacht.
Viele Menschen mit Typ-2-Diabetes haben Übergewicht und werden es trotz guter Vorsätze nicht los. Obwohl sie wissen, wie wichtig ein normales Gewicht für den Stoffwechsel, das Herz und den Blutzucker ist, reicht das Wissen als Motivation nicht aus. Warum?
Überwinden Sie das Steinzeit Programm
Forscherinnen der Wageningen Universität in den Niederlanden wiesen in einem interessanten Experiment nach, dass sich unser Gehirn besser an Lebensmittel mit einem hohen Kaloriengehalt erinnert. Wenn solche "Kalorienbomben" leicht zugänglich sind, werden sie eindeutig bevorzugt. Es fällt eben schwer, sich zum Beispiel für Brokkoli zu entscheiden, wenn die Alternative eine Pizza ist.
Diese Programmierung stammt wahrscheinlich aus den Anfängen der Menschheit und diente dem Überleben, aber heute ist sie in Zeiten von steigendem Übergewicht keine gute Idee mehr. Das wird uns allerdings nicht leicht gemacht. Überall gibt es von süß bis salzig hochkalorische Speisen zu kaufen. Diese Dauerversuchung senkt offenbar bei vielen Menschen die Hemmschwelle, mehr zu essen als man möchte. Hier sind jetzt neue Wege gefragt, um einer gesunden Ernährung auch tatsächlich den Vorzug zu geben.
Hartnäckiges Übergewicht beginnt im Kopf
Essen kann trösten, belohnen und bei Stress entspannen, zumindest scheinbar. Kein Wunder also, wenn man vor allem in anstrengenden Lebensphasen schlecht oder gar nicht abnimmt. Eine gemeinsame Untersuchung an vier deutschen Universitäten (DAG-Studie) kam nun zu einem überraschenden Ergebnis, das möglicherweise einen Ausweg aus dem Diät-Dilemma zeigt. Wer zu viele Kilos auf die Waage bringt, hat nach dem Essen - anders als zu vermuten wäre - offenbar ein geringeres Gefühl der Belohnung als Menschen mit normalem Gewicht. Es ist also kein Wunder, wenn nach dem Essen vor dem Essen ist und die Suche nach einer Belohnung weitergeht.
DAG-Studie: Das Belohnungs-Gen
Das Gehirn hat einen entscheidenden Einfluss auf unser Essverhalten und damit auch auf das Körpergewicht. Dabei spielt das Belohnungssystem mit dem Botenstoff Dopamin offenbar eine bisher unterschätzte Rolle.
Forschende fanden jetzt in der DAG-Studie (dopamin action on metabolism depending on genetic heterogenety) ein Gen, das dieses Belohnungssystem im Gehirn über Dopamin beeinflussen kann. Dopamin kann das Gefühl von Belohnung auslösen, zum Beispiel während des Essens.
Ergebnis: Übergewichtige Menschen haben, obwohl sie mehr essen, ein verringertes Belohnungsempfinden. Verantwortlich hierfür ist wahrscheinlich eine verminderte Ausschüttung von Dopamin im Gehirn.
Das bedeutet für Sie: Bemühen Sie sich um Belohnungen, die nichts mit Essen oder Genussmitteln zu tun haben. Wie wäre es mit einer Badewanne, einem Strauß Blumen oder einem Nachtspaziergang als Belohnung? Ihr Dopamin-System wird sich darüber sicherlich freuen.