Hormonelle Verhütung mit Diabetes
Hormonelle Kontrazeptiva beeinflussen den Kohlenhydrat- und Lipidstoffwechsel, aber auch die Leistung der Leber. Bei Frauen mit Diabetes ist der Einsatz einer hormonellen Kontrazeption unter bestimmten Bedingungen trotzdem möglich.
Viele Frauen mit Typ-1-Diabetes möchten ihre Sexualität sorgenfrei genießen und entscheiden sich deshalb für eine hormonelle Verhütung. Grundsätzlich spricht nichts dagegen, die sogenannte "Pille" zu nehmen oder einen Verhütungsring für den Muttermund, der Hormone freisetzt. Trotzdem sollten laut Experten mögliche Wechselwirkungen zwischen den weiblichen Sexualhormonen in der Pille und Diabetes bekannt sein, um besser darauf reagieren zu können.
Wichtig zu wissen: Je nach ärztlicher Einschätzung gelten stabile Blutzucker-Langzeitwerte als vorteilhaft und als wichtige Voraussetzung für eine hormonelle Verhütung. Je besser der Stoffwechsel eingestellt ist, desto sicherer ist die Verhütung mit der Pille bei Diabetes.
So wirken Östrogene und Gestagene auf den Blutzucker
Der Forschung zufolge beeinflussen Östrogene die Reaktion der Zellen auf das Blutzucker-senkende Hormon Insulin. Sie erhöhen die sogenannte "Insulinresistenz" und verschlechtern damit die Wirkung der Insulintherapie. Gestagene wiederum wirken sich auf das Gleichgewicht des Blutzuckers im Körper aus, die "Glukose-Homöostase".
Das richtige Präparat finden: Studien belegen, wie unterschiedlich verschiedene, industriell hergestellte Östrogene und Gestagene wirken. Deshalb spielt es eine große Rolle, welches Präparat verordnet wird und wie die individuelle Reaktion ausfällt. Fragen Sie bei der Verordnung nach, worauf Sie achten sollen und sprechen Sie das Thema außerdem noch bei Ihrem behandelnden Diabetes-Team an.
Diese Verhütung empfehlen die Diabetes-Leitlinien
Aktuellen Empfehlungen zufolge ist das Mittel der ersten Wahl zur hormonellen Verhütung eine Mikropille ggfs. kombiniert mit der Verwendung von Kondomen. Sie enthält eine niedrig dosierte Kombination beider Sexualhormone. Alternativ dazu können Frauen, die auf Östrogene verzichten müssen, eine östrogenfreie Minipille verordnet bekommen und je nach Alter und Begleiterkrankungen zum Beispiel ein Gestagen-Implantat oder eine hormonbeschichtete Kupferspirale.
Wem die regelmäßige Einnahme der Pille Probleme bereitet, sollte dies offen und ehrlich bei der Frauenärztin bzw. beim Frauenarzt ansprechen. In diesem Fall kommt ein hormonell aktiver Verhütungsring in Frage oder - für Frauen ohne baldigen Kinderwunsch - eine Methode der Langzeitverhütung.
Rauchen oder ein zu hoher Body-Mass-Index erhöhen zusammen mit der Pille das Risiko für Thrombosen. Deshalb gelten diese beiden Faktoren als Einschränkung bzw. Kontraindikation auch für Diabetikerinnen.
Wichtig zu wissen: Mikropillen dürfen bei Diabetes nur unter besonderen Voraussetzungen verschrieben werden. Frauen, die eine schlechte Stoffwechsellage, Fettstoffwechselstörungen oder diabetesbedingte Erkrankungen der Gefäße haben, sollten auf alternative, hormonfreie Verhütungsmethoden zurückzugreifen.
Die gewählte Verhütungsmethode sollte der jeweiligen Frau eine unbeschwerte Sexualität ermöglichen und weder durch die Diabetes-Erkrankung noch durch die Methode an sich zusätzlichen Stress bereiten.
Depression als Nebenwirkung
Seit einigen Jahren enthalten hormonelle Verhütungsmittel im Beipackzettel einen Hinweis auf die möglicherweise erhöhte Suizidgefahr, wenn gleichzeitig Depressionen auftreten. Eine dänische Studie sorgte in der Fachwelt für Aufregung, da offenbar die Einnahme der Pille bei Jugendlichen mit einem erhöhten Risiko für Depressionen und Selbstmord einhergeht. In der Fachwelt gibt es darüber unterschiedliche Meinungen.
Einig ist man sich aber, dass durch eine hormonelle Verhütung das Risiko für depressive Symptome steigt. Dazu gehören Hauptsymptome (Müdigkeit, Antriebslosigkeit, gedrückte Stimmung und kaum Interesse an Dingen, die man früher gerne gemacht hat) und weniger bekannte Nebensymptome (Appetitmangel, Schlafstörungen, Rückenschmerzen, Verdauungsprobleme, etc.).
Das bedeute für Sie: Wenn Sie länger als 2 Wochen unter depressiven Symptomen leiden, sollten Sie das auf jeden Fall ernst nehmen und beim Praxisbesuch ansprechen. Möglicherweise kann hier der Wechsel auf ein anderes Verhütungspräparat oder eine andere Verhütungsmethode hilfreich sein. In jedem Fall muss abgeklärt werden, ob eine Depression vorliegt und ob diese behandlungsbedürftig ist.