Jeder Atemzug versorgt uns über den Gasaustausch in der Lunge mit neuem Sauerstoff. Nimmt diese Fähigkeit von rund 300 Millionen Lungenbläschen ab, macht sich das Altern der Lunge mit der Zeit immer stärker bemerkbar. Luftnot und Kurzatmigkeit beim Treppensteigen können ein spürbares Zeichen dafür sein, aber meist beginnt eine Lungenerkrankung schon viel früher. 

Auf dem aktuellen Deutschen Diabeteskongress berichteten Forschende der Universität Heidelberg von Studien, die einen direkten Zusammenhang zwischen Diabetes und einer eingeschränkten Funktion der Lunge vermuten lassen. Die Ergebnisse seien Grund genug, die Lungengesundheit stärker in den Blick zu nehmen als bisher. 

Das Stiefkind der Früherkennung

Bislang konzentrierte sich die Vorsorge und Früherkennung bei Diabetes vor allem auf Schäden an Niere, Augen, Nerven und Herz-Kreislauf-System. Luftnot und Erschöpfung bei alltäglichen Belastungen führen deshalb viele Betroffene nicht auf die Lunge zurück. Laut der Universität Heidelberg stellt nur bei 11 Prozent der Betroffenen eine Herzerkrankung die Ursache dar, aber bei 25 Prozent ist die Lunge selbst der Grund für die Probleme. Dennoch werden Menschen mit Diabetes und Luftnot häufig erst in eine kardiologische Praxis überwiesen. 

Das bedeutet für Sie: Wer mit Typ-2-Diabetes unter den beschriebenen Beschwerden leidet, sollte deshalb Herzerkrankungen ausschließen lassen und sich, wenn nötig, in einem Zentrum für Lungenheilkunde vorstellen. Da Übergewicht die Atmung zusätzlich erschwert, ist es hilfreich, rechtzeitig gegenzusteuern und das Gewicht zu normalisieren. 

Heidelberger Studie: Lungenfibrose und Typ-2-Diabetes

An der Klinik für Stoffwechselkrankheiten untersuchte ein Team der Universität Heidelberg 255 Frauen und Männer mit Typ-2-Diabetes bzw. einer Vorstufe von Diabetes. Das Ergebnis: Im Vergleich zu stoffwechselgesunden Teilnehmenden ließ sich bei Menschen mit Typ-2- Diabetes, aber auch schon bei der Vorstufe deutlich häufiger eine Vernarbung der Lunge feststellen. Bei dieser sogenannten "Lungenfibrose" baut sich das elastische Lungengewebe immer mehr in Bindegewebe (Fibrose) um, das den Gasaustausch nicht mehr im erforderlichen Maß leisten kann. Schon bei der Erstdiagnose von Typ-2-Diabetes war bei 20 Prozent der Befragten eine eingeschränkte Lungenfunktion nachweisbar.

Fazit: Nach Ansicht der Forschenden stellt ein erhöhter Blutzucker nicht die Ursache dar. Offenbar altert die Lunge bei Diabetes schneller, als wenn der Stoffwechsel normal abläuft. Zugrunde liegen vermehrte Schäden an der Erbsubstanz DNA, die aber unabhängig vom Blutzucker den Umbau in der Lunge begünstigen. 

Lungengesund geht so 

Laut Studien haben Menschen mit Typ-2-Diabetes vermutlich ein genauso hohes Risiko für eine Lungenfibrose wie Raucher. Wer mit Diabetes raucht, schadet seiner Lunge also doppelt. Aber selbst wenn der Blutzucker optimal eingestellt ist, lässt sich dieser Prozess laut Forschung nicht aufhalten. Zum Glück ist nur ein Teil der Menschen mit Diabetes davon betroffen, aber von einer rechtzeitigen Diagnose und vorbeugenden Maßnahmen profitieren alle.

  • Rauchstopp - Die Lungenfibrose zählt zu den Erkrankungen, die man nur verlangsamen, aber nicht heilen kann. Wer trotz Diabetes noch raucht, hat jetzt die große Chance, seiner Gesundheit etwas Gutes zu tun. Je früher Sie aufhören, desto geringer ist das Risiko für eine Lungenfibrose, aber auch für Herz- und Gefäßerkrankungen. Als Mitglied der TK steht Ihnen ein kostenloses Nicht-Raucher-Coaching zur Verfügung. Ansonsten bietet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung kostenlose Kurse zum Abgewöhnen an.
  • Ärztlich abklären - Expertinnen und Experten fordern die Untersuchung der Lunge (u.a. Vital- und Diffusionskapazität) mit in das Routineprogramm der Diabetes-Untersuchungen aufzunehmen. Bis dahin raten sie, bei Kurzatmigkeit und schneller Erschöpfung bei körperlicher Belastung auf einer fachärztlichen Untersuchung der Lunge zu bestehen.
  • Bewegungslust - Sportliche Aktivitäten, aber auch Gartenarbeit oder zügiges Spazierengehen trainieren das gesamte Herz-Kreislauf-System und stärken vor allem in Herbst die körpereigenen Abwehrkräfte. Wer sich aufgrund der Kurzatmigkeit unsicher fühlt, kann beispielsweise in Lungensportgruppen das Vertrauen in die eigene Sportlichkeit wiedergewinnen.

Wichtig zu wissen: Die von der STIKO empfohlene Impfung gegen Pneumokokken als Erreger von bakteriellen Lungenentzündungen, aber auch die Grippe- und Covid-19-Impfung stellen effektive, wichtige Maßnahmen zum Schutz der Lungengesundheit dar.