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Eine optimale Behandlung mit Insulin orientiert sich daran, wie der Blutzucker reagiert. Noch bis vor Kurzem standen dafür nur zwei Methoden zur Verfügung: die Selbstmessung des Blutzuckers und der Langzeitwert im Blut (HbA1c). Wer den eigenen Blutzucker bestimmt, erfährt dabei lediglich den aktuellen Wert im Moment der Messung. Der HbA1c-Wer ist wiederum einen Durchschnittswert, bei dem alle Werte der letzten Wochen einfließen.

Wichtig zu wissen

Das sogenannte "Glykohämoglobin A1c", kurz HbA1c, galt bisher in allen nationalen und internationalen Diabetes-Leitlinien als entscheidender Kontrollwert für die Therapie. Dies ändert sich gerade, denn HbA1c liefert zwar wichtige Informationen, aber zeigt nicht, wie oft und in welche Richtung der Blutzucker im Tagesverlauf in den letzten Wochen schwankte.

Blutzucker-Marker in Sicht

Viele Menschen mit Typ-1-Diabetes profitieren heute von neu entwickelten Technologien, die den Blutzucker kontinuierlich messen. Die Verwendung dieser kontinuierlichen Glukosemessung führte dazu, dass der Blutzucker-Marker "Time in Range" immer stärker an Bedeutung gewinnt. 

Was sagt TIR aus?

Dieser relativ neue Wert zeigt als prozentuale Angabe an, wie oft und wie lange der Blutzucker innerhalb der letzten Wochen den vorgegebenen Zielbereich meist zwischen 70 und 180 mg/dl (3,9 bis 10 mmol/l) erreicht hat.

Mit dem TIR-Wert können Sie selbst und das behandelnde Fachteam Ihren Blutzucker-Verlauf noch genauer als bisher beurteilen. Sie erfahren dadurch präzise, ob Sie im untersuchten Zeitfenster zu Über- oder Unterzuckerungen neigten und wie oft bzw. wie ausgeprägt diese Abweichungen waren.

Zahlreiche Experten vermuten, dass der HbA1c-Wert zukünftig an Bedeutung verliert und stattdessen der TIR-Wert als wichtigster Marker über die Therapie entscheidet. Dies ist allerdings nur möglich, wenn Sie Ihren Blutzucker kontinuierlich erfassen. Die neuen Geräte stellen erst die Voraussetzungen her, den TIR-Wert zu erfassen.

HbA1c und TIR: Konkurrenz oder Ergänzung?

Aktuell diskutieren Fachleute, welche Bedeutung der TIR-Wert in ärztlichen Leitlinien bekommen soll, und welche Vor- und Nachteile jeweils in der Praxis berücksichtigt werden müssen. Hier ein kurzer Überblick: 

Nachteile TIR

Der HbA1c-Wert stellt einen bewährten und gut geprüften Marker für die Blutzuckereinstellung dar. Warum? In den letzten 20 Jahren hat die Forschung dafür gesorgt, dass die Erfassung standardisiert erfolgt und die Werte gut vergleichbar sind. Anders sieht es bei der kontinuierlichen Glukosemessung aus. Hier bestehen zwischen einzelnen Messsystemen und im Bereich der Software noch deutliche Unterschiede, die das Vergleichen momentan noch erschweren. Das bedeutet, die Ergebnisse von unterschiedlichen Geräten und zu verschiedenen Messzeitpunkten, sind bei TIR-Werten möglicherweise nur bedingt geeignet, über die Therapie optimal zu entscheiden.

Vorteile TIR

In der Praxis sind die Unterschiede zwischen Geräten nicht so entscheidend, da die meisten Diabetes-Betroffenen nicht zwischen den unterschiedlichen Geräten und der dazugehörigen Software wechseln, sondern in der Regel dauerhaft bei einem System bleiben. 

Der TIR-Wert gibt ein direktes Feedback und ist laut Fachleuten, anders als der HbA1c-Wert, wie ein Biofeedback-Verfahren nutzbar. Das bedeutet, Sie bekommen nicht nach Wochen die "Quittung", sondern sehen direkt, wie oft und wann der eigene Blutzuckerwert außerhalb des Zielbereiches gerät. Dadurch bekommen Sie schnell ein besseres Gefühl dafür, wie sich der Blutzucker durch Ihr eigenes Verhalten positiv oder negativ beeinflussen lässt. 

Unser Fazit

Beide Blutzucker-Marker liefern wichtige Informationen, wie gut Ihr Blutzucker in den vergangenen Wochen medikamentös eingestellt war. Nach dem derzeitigen Stand der Forschung und nach Ansicht von Fachgesellschaften sollten jetzt noch beide Werte parallel überwacht werden, der neue TIR-Wert und HbA1c-Wert im Blut. Für Menschen mit Diabetes, die nicht mit kontinuierlichen Messsystemen arbeiten, bleibt der HbA1c als Langzeitwert im Blut der wichtigste Marker.