Update: Zahnimplantate trotz Diabetes
Festsitzende, implantierte Zahnwurzeln galten bis vor kurzem bei Diabetes als ungeeignet oder riskant. Eine aktuelle Übersichtsstudie kam jetzt überraschend zu einem anderen Ergebnis. Probleme häufen sich offenbar nur dann, wenn der Blutzucker über eine längere Zeit schlecht eingestellt war. Mit einem optimalen Langzeitwert (HbA1c) vor der Behandlung verläuft der Eingriff genauso erfolgreich wie bei gesunden Personen.
Nicht jeder hat das Glück und behält seine Zähne ein Leben lang. Eine Zahnprothese in Form einer Brücke stellt die klassische Methode dar, einen fehlenden Zahn zu ersetzen. Um die Brücke zu befestigen, müssen aber gesunde Nachbarzähne abgeschliffen werden. Eine Alternative dazu sind künstliche, fest im Kiefer verankerte Zahnwurzeln. Sie dienen als stabile Befestigung, auf der eine Brücke oder Krone montiert werden kann, ohne dass die Substanz der Nachbarzähne "geopfert" werden muss. Bis vor kurzem konnten die meisten Menschen mit Diabetes von dieser Möglichkeit auf dem Gebiet der Implantologie nicht profitieren.
Kieler Studie: Diabetes ist nicht gleich Diabetes
Früher ging man davon aus, dass Zahnimplantate für Menschen mit Diabetes nicht infrage kommen. Begründet wurde dies damit, dass sich durch die veränderte Stoffwechsellage schneller Entzündungen im Mundbereich und Kiefer entwickeln. Forschende der Universität Kiel prüften die bisherige Empfehlung und werteten dazu 52 wissenschaftliche Studien aus.
Das Fazit der Forschenden: Wenn der Blutzucker gut eingestellt ist, haben Menschen mit Typ-2-Diabetes das gleiche, niedrige Risiko für Komplikationen wie Gesunde. Nur wenn der Langzeitwert des Blutzuckers HbA1c über 7,5 % liegt, kommt es häufiger zu Problemen.
Neue Empfehlungen für Menschen mit Diabetes
Vor der Therapie: Prüfen Sie Ihren HbA1c-Wert vor Beginn der Behandlung. Liegt der Indikator für Ihren Blutzucker-Spiegel unter 7,5 % (58 mmol/mol) können Sie über ein Zahnimplantat nachdenken, so empfehlen es die Deutsche Gesellschaft für Implantologie und die zahnärztlichen Fachgesellschaften.
Nach der Therapie: Da sich die meisten Komplikationen nach dem Einsetzen des Implantats entwickeln, sollten Sie auch danach einen möglichst guten Blutzuckerspiegel anstreben, sich gesund ernähren und die empfohlene Nachsorge ernst nehmen. Dazu gehört vor allem die Pflege der Implantate, die Sie genauso wie Ihre Zähne regelmäßig reinigen müssen. Eine sorgfältige Mundhygiene mit Zahnseide und Co. und die rechtzeitige zahnärztliche Therapie von Entzündungen kann nicht nur dem Verlust der Zähne und Implantate vorbeugen, sondern nach neuesten Erkenntnissen auch den Blutzucker verbessern.
Wichtig zu wissen: Rund um die Operation kann eine antientzündliche Therapie mit Antibiotika plus desinfizierender Mundspülung, beispielsweise mit Chlorhexidin, die Erfolgschancen deutlich verbessern. Da Rauchen als Risikofaktor für Entzündungen des Implantates gilt, können Sie selbst durch den Verzicht auf Zigaretten oder Pfeife aktiv vorbeugen.
Kostencheck Zahnimplantate
Zahnimplantate erfordern von Ihnen Geduld, weil sie meist in mehreren Einzelterminen Schritt für Schritt eingesetzt werden. Wenn sich keine Komplikationen entwickeln und bei guter Pflege halten Implantate dann über viele Jahre. Diese Leistung kostet für ein einzelnes Implantat mit Aufsatz bis zu 4000 €. Ob sich diese Ausgabe für Sie lohnt, sollten Sie in Ruhe überdenken. Denn Sie selbst sind für alle Kosten rund um das Implantat, inklusive Röntgenuntersuchungen und ärztliche Leistungen verantwortlich.
Festzuschuss: Wenn eine Maßnahme ansteht, erhalten Sie einen zahnärztlichen Kostenvoranschlag, den sogenannten "Heil- und Kostenplan", den Sie bei der TK zur Genehmigung einreichen. Gesetzlichen Krankenkassen beteiligen sich mit einem Festzuschuss für das, was auf dem Implantat befestigt wird. Die Höhe des Festzuschusses richtet sich danach, was Ihnen zahnmedizinisch empfohlen wird und wie regelmäßig Sie zur Vorsorge gegangen sind.
Unser Tipp: Fragen Sie bei Ihrem nächsten Zahnarztbesuch nach, wie Ihre individuelle Situation aussieht. Je nachdem, wie gesund oder krank Ihre Zähne heute sind, kann eine Zahnzusatzversicherung zur Finanzierung sinnvoll sein. Der Kooperationspartner Envivas der Techniker Krankenkasse bietet Ihnen als Versicherte eine solche Zahnzusatzversicherung (ZahnFlex) und eine kostenlose Tarifberatung an.