Im Supermarktregal finden sich heute zahlreiche Biersorten, die sich im Geschmack und in ihren Inhaltsstoffen stark unterscheiden. Mit Typ-1-Diabetes stellt der sogenannte "Alkoholgenuss" oft ein Problem dar, denn Alkohol beeinflusst den Blutzucker und wie wach Sie sind. Erste Alarmzeichen einer Unterzuckerung, die bis zu 48 Stunden nach dem Alkoholkonsum auftreten kann, werden dann schnell übersehen. Insofern greifen viele Menschen mit Diabetes alternativ zu einem alkoholfreien Bier, wiegen sich damit aber in falscher Sicherheit.

Wichtig zu wissen: Wenn Sie Alkohol getrunken haben, wirkt die Notfallspritze Glukagon bei einer Unterzuckerung nicht wie sonst. Das hat verschiedene Gründe, u.a. verzögert Alkohol in der Leber die Mobilisierung von Glukose durch Glukagon, so dass es nicht wie gewünscht zu einer Ausschüttung von Glukose ins Blut kommt. Aus diesem Grund bleiben das vorbeugende Gegensteuern und die regelmäßige Blutzuckermessung nach dem Konsum von Alkohol so wichtig.  

Basiswissen: Zuckergehalt im Bier

Nach dem deutschen Reinheitsgebot darf Bier ausschließlich die Inhaltsstoffe Malz, Hopfen, Wasser und Hefe enthalten. Beim Brauen von Bier wird zuckerhaltiges Malz aus eingeweichtem Getreide gewonnen, mit Wasser und später mit Hopfen aufgekocht. Im nächsten Schritt unterscheidet sich die Herstellung: 

Bier mit Alkohol

Dieser Sud wird nach dem Filtern mit Hefe versetzt, die Zucker in Alkohol umwandelt. Nach dem Gärungsprozess wird die Hefe entfernt und das Bier enthält nun keinen Zucker mehr, aber natürlich noch Kohlenhydrate.

Alkoholfreies Bier

Hier gibt es verschiedene Verfahren, dem Bier Alkohol zu entziehen und dies entscheidet über den Zuckergehalt. Physikalische Verfahren (Filterung/Verdunstung) entfernen nach dem Brauen den Alkohol. Sie enthalten wenig bis keinen Zucker mehr und sind deshalb bei Diabetes besser geeignet. Biologische Verfahren unterdrücken die Alkoholbildung im Brauen. Am Ende entsteht ein süßlich schmeckendes Bier mit keinem oder wenig Alkohol, aber relativ viel Malzzucker. 

Das bedeutet für Sie: Auf dem Etikett der Bierflasche finden Sie per Gesetz alle Angaben zu den Inhaltsstoffen, nicht aber wie das alkoholfreie Bier hergestellt wurde. Dies steht manchmal auf den Webseiten der jeweiligen Brauerei. In jedem Fall sollten Sie aber anhand der Inhaltsstoffe den Gehalt an Zucker des alkoholfreien Bieres, seine Kohlenhydrate und nicht zuletzt den Restgehalt Alkohol prüfen und in ihr Blutzuckermanagement einbeziehen. Klären Sie ärztlich ab, ob und in welchem Maße Alkohol für Sie grundsätzlich in Ordnung ist.

Alkoholfreies Bier: Drei Fakten zum Check-up 

Restgehalt Alkohol? Alkoholfreies Bier darf laut Vorschriften trotzdem noch bis zu 0,5 Prozent Alkohol enthalten. Viele Sorten zeichnen heute den Restgehalt freiwillig aus (Alk. < 0,5 Vol.%). Bier ganz ohne Alkohol erkennen Sie meist an der Aufschrift 0,0 Vol.%.  

Zuckergehalt? Ein Vergleich der alkoholfreien Biersorten mit Blick auf den Zuckergehalt lohnt sich. Die Unterschiede sind groß, auch was den Kaloriengehalt angeht. 

BE berechnen? In Getränken ist die BE-Berechnung nicht ganz so einfach. Hier kommt es auf den Alkoholgehalt und den verwertbaren Zucker an, der in Bier höher als in Wein liegt. Grundsätzlich raten Diabetes-Fachleute, wegen der möglichen Unterzuckerung nach alkoholhaltigem Bier zur Sicherheit einen höheren Blutzuckerwert anzustreben. 

Tipp: Wer Bier trinken möchte, sollte ein herbes Pils mit geringem Malzzuckergehalt bevorzugen. Als Faustregel gilt: Je dunkler das Bier, desto mehr Kohlenhydrate enthält es. Ein kleiner kohlenhydrathaltiger Snack wirkt der Unterzuckerung entgegen. Im Zweifel sollte der Blutzucker vor dem Schlafengehen oder nachts mit kontinuierlicher Messung überwacht werden.