Rotwein am Abend, ein Glas Sekt zum Feiern - in Deutschland gehört für Viele Alkohol mit zum Alltag dazu, mehr als in zahlreichen anderen europäischen Ländern. Immer wieder tauchen Berichte und wissenschaftliche Hinweise auf, wie "herzgesund" geringe Mengen Alkohol angeblich seien. Für die Gefäße und bei Herzschwäche (Herzinsuffizienz) gibt es tatsächlich Studien, die das teilweise belegen. 

Wie gesund oder ungesund Alkohol für das Herz ist, bleibt aber umstritten. Bislang nahm man auf der Basis statistischer Analysen an, nur ein zu hoher Konsum von Alkohol schade dem Herzen. Forschende der Universität Kalifornien konnten nun erstmals in einer Beobachtungsstudie nachweisen, wie falsch diese Vermutung ist. 

Auch in Maßen kann Alkohol dem Herzen schaden 

Schon ein kleines Glas Bier oder Wein mit 10-12g Alkohol - das entspricht 0,33l Bier oder 0,1l Wein - erhöht das Risiko für Vorhofflimmern in einem ernst zu nehmenden Maße. Diese Ergebnisse stellten die Forschenden jetzt auf dem aktuellen Jahreskongress der amerikanischen Gesellschaft für Kardiologie zur Diskussion. 

Wichtig zu wissen: Der regelmäßige Konsum von Alkohol verändert das Gleichgewicht der Elektrolyte im Körper und greift auch in kleiner Menge die Zellen am Herzmuskel an. Beides kann den normalen "Sinusrhythmus" des Herzens aus dem Takt bringen und zu einem schnelleren bzw. einem unregelmäßigen Herzschlag führen. 

Vorbeugen durch Verzicht?

Mit zunehmendem Alter tritt Vorhofflimmern in der gesamten Bevölkerung immer öfter auf, wobei es sich nicht immer sofort durch Beschwerden bemerkbar macht. Alkohol stellt nach aktuellen Studien aus den USA und vom Herzzentrum Hamburg auch in geringer Menge einen wichtigen Auslöser für Herzrhythmusstörungen dar.

Mit einer Koronaren Herzerkrankung kommt das Herz aber ohnehin schneller aus dem Takt. Insofern sollten sich Betroffene jedes Glas Alkohol gut überlegen, selbst wenn das Herz bisher im normalen Rhythmus schlägt. Gesunder Genuss und "alkoholfreier Stressabbau" sind lernbar und mit Koronarer Herzerkrankung besonders wichtig. 

US-Studie zu Vorhofflimmern

Das Forscher-Team untersuchte 100 überwiegend männliche Patienten um die 64 Jahre mit so genanntem "paroxysmalen Vorhofflimmern". Bei dieser Herzrhythmusstörung kommt das Herz aus dem Takt, aber es kehrt innerhalb von 48 Stunden bis spätestens sieben Tagen von selbst in den normalen Rhythmus zurück. 

Die Teilnehmenden erhielten ein tragbares EKG und einen Hautsensor am Fußknöchel, der den Alkoholkonsum über die Haut misst. Jeden "Drink" (so wird ein Standardglas mit 12g Alkohol definiert) sollten sie durch Knopfdruck am EKG-Monitor erfassen. Das Team überprüfte diese Angabe durch regelmäßige Bluttests im Finger und dem Hautsensor. 

Ergebnis: Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden zeigte während der vierwöchigen Studie eine Phase mit vorübergehendem Vorhofflimmern. Das Risiko, Vorhofflimmern zu entwickeln, verdoppelte sich innerhalb von vier Stunden nach dem "Genuss" von einem Glas Alkohol. Bei Personen, die zwei oder mehr Gläser hintereinander tranken, war das Risiko für Vorhofflimmern mehr als dreifach zu hoch. 

Herz und Alkohol: Weitere Forschung ist nötig 

Die Studienergebnisse zeigen laut Experten zunächst nur, wie wichtig der Verzicht auf Alkohol bei Herzrhythmusstörungen sein kann. Es seien weitere Studien erforderlich, ob dies auch für Menschen mit normalem Herzrhythmus gilt. Denn vermutlich greifen Menschen öfter zu Alkohol, wenn sie im Stress sind. Wer im Stress ist, greift außerdem öfter zu Kaffee und Co. und schläft schlechter. Genau diese Faktoren - Koffein, Schlafstörungen und Stress - zählen unabhängig von Alkohol zu den bekannten Auslösern von Vorhofflimmern. Insofern wären die Teilnehmenden ohnehin für Rhythmusstörungen stärker gefährdet. 

Das können Sie vorbeugend tun: Mit Herzerkrankungen sollten Sie grundsätzlich vorsichtig im Umgang mit Alkohol sein, auch um Wechselwirkungen mit Medikamenten zu vermeiden. Für Herzpatienten ohne Rhythmusstörungen gilt: Lassen Sie Alkohol nicht zur Gewohnheit werden. Das ist der beste Schutz für Ihr Herz, die Stimmung und das Immunsystem. Grundsätzlich spricht aber nichts gegen ein kleines Glas Bier oder Wein, das Sie ab und an als Ausnahme genießen.