Besonders wichtig für Frauenherzen - Work-Life-Balance
Wenn sich Beruf, Familie und Haushalt nicht gut vereinbaren lassen, leiden vor allem Frauen darunter. Eine großangelegte Studie aus Brasilien zeigte jetzt, dass eine gestörte "Work-Life-Balance" bei Frauen stärker auf Kosten eines herzgesunden Lebensstils geht. Das sollten Frauen ändern, Männer aber auch.
Rauchen macht krank und schwächt die Herzgesundheit, genauso wie Stress, Übergewicht oder Bewegungsmangel. Dieser Zusammenhang ist bekannt und wissenschaftlich eindeutig belegt. Interessant ist aber, ob sich der Faktor Stress auch auf die anderen Risikofaktoren auswirkt.
Forscher vom Zentrum für klinische Versorgungsforschung der Universität São Paulo haben jetzt in einer großen Studie Frauen und Männer nach Ihrem persönlichen Stressempfinden gefragt und dies zusammen mit dem HeartScore ausgewertet, der wichtige Informationen über das individuelle Risiko für Herzerkrankungen liefert.
Risikoabschätzung mit Hilfe des HeartScores
HeartScore® ist ein Internet-basiertes Programm, das die gezielte Prävention von Herz-Kreislauf-Krankheiten fördern soll. Die European Society of Cardiology (ESC) hat dieses neue System zur Risikoabschätzung (SCORE) auf der Grundlage von Daten aus 12 europäischen Studien erstellt.
Das persönliche Risiko wird dabei zusammen mit dem behandelnden Arzt anhand einer Punktebewertung ermittelt, zu der u.a. Alter, Geschlecht, Raucherstatus, Blutdruck, Gesamtcholesterin und das Verhältnis zum schützenden HDL-Cholesterin gehören. Dies wird in einem Diagramm so dargestellt, dass man nicht nur das Gesamtrisiko erkennen kann, sondern zugleich auch die veränderbaren Risikofaktoren, wie Rauchen und Übergewicht, in ihrem positiven bzw. negativen Einfluss besser einschätzen kann. Fragen Sie Ihren Arzt danach!
Typisch Frau? Zu wenig Zeit für sich selbst
Wenn Frauen das Gefühl haben, weder der Familie, noch dem Haushalt gerecht zu werden, steigt das Herzrisiko stärker an als bei Männern. Bei genauem Hinsehen ist dies aber kein unabwendbares Schicksal. Die Forscher fanden Folgendes heraus:
Gerät das Gleichgewicht aus Arbeit und Freizeit - die sogenannte "Work-Life-Balance" - aus dem Lot, reagieren Frauen offenbar gesundheitsgefährdender als Männer und vergessen, auf sich selbst achtzugeben. Das höhere gesundheitliche Risiko hat in erster Linie mit der Tatsache zu tun, dass Frauen bei einer gestörten Work- Life-Balance, öfter als Männer, beispielsweise wieder anfangen zu rauchen, zu viel oder ungesund essen oder auf Sport verzichten und damit ihr Risiko für Herzkreislauferkrankungen erhöhen.
Typisch Mann?
Beide Geschlechter reagieren auf eine fehlende Work-Life-Balance mit Stress, Männer allerdings etwas weniger als Frauen. Männer, die in der Studie keine Zeitaufwände für Haushalt und Kinder angaben, waren in Bezug auf Ihr Herzrisiko gesünder als Männer, die hier viel Zeit investierten. Das könnte eventuell daran liegen, dass Männer mit gesundheitlichen Problemen weniger arbeiten und dadurch mehr Zeit für die Familie haben.
Auf der anderen Seite führten die befragten Männer insgesamt ein ungesünderes Leben als die Frauen. Etwas mehr Familienstress wirkt sich bei Männern also möglicherweise deshalb nicht so stark unterschiedlich aus, weil das Verhalten der Männer insgesamt weniger gesundheitsbewusst war als bei den Frauen.
Das Fazit: Fest steht für die Forscher aus Sao Paulo, dass sowohl Männer als auch Frauen sehr gut auf das Gleichgewicht aus Beruf, Familie und den eigenen Bedürfnissen achten sollten. Sich dauerhaft selbst hinten an zu stellen ist der falsche Weg und gefährdet die Herzgesundheit. Richtig und gesund für das Herzkreislaufsystem ist es dagegen, wenn Sie Herz und Gefäße vor allem in stressigen Zeiten durch einen gesunden Lebensstil gezielt schützen.