Oft gelingt es trotz Medikamente nicht, den hohen Blutdruck in den Griff zu bekommen. Häufig verordnete Medikamente wie Schmerzmittel aus der Gruppe der NSAR - wie zum Beispiel Ibuprofen - und Antidepressiva können eine Ursache dafür sein, so fanden medizinische Fachleute vom Medical Center in Boston heraus. Laut ihrer Studie nimmt jede bzw. jeder fünfte Erwachsene neben den Blutdruck senkenden Medikamenten noch mindestens ein Arzneimittel, das paradoxerweise den Blutdruck erhöhen kann. Diese Nebenwirkung verschlechtert aber eine bestehende KHK, denn ein zu hoher Blutdruck belastet das ohnehin schon geschädigte Herz. 

Wichtig zu wissen: Der erste Schritt sollte immer darin bestehen, die bisherige Medikation ausführlich beim nächsten Kontrolltermin in der Arztpraxis zu besprechen. Setzen Sie die fraglichen Arzneimittel nicht einfach ab, denn Sie wissen noch nicht, ob das Medikament wirklich der Grund für den zu hohen Blutdruck ist. Eine ärztlich verordnete Pause - ein "Auslassversuch" - hilft dies herauszufinden. Studien zeigen, dass beispielsweise der erhöhte Blutdruck unter der Therapie mit Antidepressiva auch durch andere Faktoren verursacht sein kann, wie Übergewicht oder Diabetes. Sie treten häufig zeitgleich mit einer Depression auf und können den Blutdruck ebenfalls aus dem Lot bringen. 

US-Studie: Bluthochdruck durch Medikamente

Die Forschenden am Medical Center Boston prüften die Daten von 28.000 Männern und Frauen des National Health And Nutrition Examination Survey (NHANES). Die Befragten waren durchschnittlich 47 Jahre alt waren und hatten zur Hälfte einen bekannten Bluthochdruck, definiert nach den amerikanischen Leitlinien mit Werten von mindestens 130/80 mmHg. Der offizielle deutsche Grenzwert liegt mit 140/90 mmHg etwas höher. 

Ergebnis: Fast 20 Prozent der Befragten mit Bluthochdruck nahmen Medikamente ein, die den Blutdruck erhöhen können. Zu diesen Arzneimitteln zählten in der Studie besonders oft Antidepressiva, rezeptpflichtige Nicht Steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder ASS und bei Frauen Östrogene. Wer diese Substanzen regelmäßig einnahm, hatte einen höheren Verbrauch an blutdrucksenkenden Medikamenten. 

Fazit: Das Team der Studie empfiehlt die Einnahme dieser Medikamente sorgfältig abzuwägen und wenn möglich zeitlich zu begrenzen. Eine regelmäßige Überwachung des Blutdrucks während der Therapie stellt eine sinnvolle Maßnahme dar, ebenso wie der Wechsel auf alternative Wirkstoffe. 

Medikamente prüfen: Je früher desto besser 

Ältere Menschen nehmen meist pro Tag mehrere Medikamente ein. Wer unter Bluthochdruck leidet und trotz Therapie den ärztlich empfohlenen Grenzwert nicht erreicht, sollte bei den folgenden Arzneimitteln hellhörig werden und ggfs. auf alternative Wirkstoffe umsteigen: 

  • Antidepressiva 
  • Glukokortikoide (wie Kortison)
  • Nichtsteroidale Antirheumatika
  • Östrogenhaltige Präparate (u.a. Verhütungspille, Hormonersatz-Präparate)
  • Schilddrüsenhormone 
  • Sympathomimetika (Abschwellende Nasen- und Augentropfen, Broncholytika, aber auch Koffein und Nikotin) 

Für die meisten Krankheiten stehen heute alternative Präparate zur Verfügung, die den Blutdruck nicht beeinflussen. Schmerzmittel aus der Gruppe der NSAR können zum Beispiel probeweise durch Paracetamol ersetzt werden, Östrogenhaltige Verhütungspillen durch eine reine Gestagenpille. Wer mit einer KHK ein oder mehrere dieser Medikamente einnimmt, sollte den Blutdruck in regelmäßigen Abständen kontrollieren. Dies gilt auch, wenn der Blutdruck noch im Normbereich liegt. 

Tipp: Vielleicht könnte der Verzicht auf regelmäßigen Alkoholkonsum einen Versuch wert sein, denn die Abbauprodukte von Alkohol können den Blutdruck zusätzlich erhöhen.