You can also use our website in English -

change to English version

In manchen Situationen ist die Verlockung vielleicht groß oder Ihr Suchtdruck zu stark. Wenn Sie rückfällig geworden sind, holen Sie sich am besten Hilfe in einer Selbsthilfegruppe, einer Suchtberatungsstelle oder einer Praxis für Psychotherapie. Einen Rückfall können Sie als Möglichkeit begreifen, um daraus zu lernen. Das verbessert Ihre Aussicht auf ein dauerhaft selbstbestimmtes Leben frei von Suchtmitteln.

Gemeinsam können Sie Risikosituationen besser bewältigen

Sie können sich vor einem Rückfall schützen, indem Sie eine Selbsthilfegruppe besuchen. Die Rückfallquote unter den Teilnehmenden betrug laut einer Untersuchung der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e. V. (DHS) im Jahr 2017 nur 13 Prozent. 77 Prozent von ihnen fanden nach dem Rückfall wieder in ein suchtmittelfreies Leben zurück. Außerdem können Sie lernen, in welchen Situationen Sie besonders gefährdet sind, rückfällig zu werden. Die häufigsten Auslöser für einen Rückfall sind negative Emotionen, allen voran Enttäuschung. Soziale Konflikte wie Streit mit Angehörigen können beispielsweise zu einem Rückfall führen. Weitere häufige Auslöser sind:

  • Unterschätzendes Problembewusstsein: Wenn Sie versuchen, Ihr Suchtmittel kontrolliert zu konsumieren oder nach einer Therapie das Suchtmittel wechseln (Suchtverlagerung).
  • Sozialer Druck: z. B., wenn Bekannte Sie auf einer Party zu einem Glas Wein oder zu Drogenkonsum überreden.
  • Positive Stimmungen: In diesem Fall versuchen Sie, sich für eine gemeisterte Aufgabe mit dem Suchtmittel zu belohnen. 
  • Körperliche Ursachen: Schmerzen oder Schlaflosigkeit können den Gedanken an Suchtmittel verstärken. 

Das Suchtgedächtnis

Besonders wenn Sie ein Suchtmittel dauerhaft konsumiert haben, um Probleme zu lösen, kann das Strukturen in Ihrem Gehirn verändern: Es bildet immer mehr Rezeptoren aus, die auf den Suchtstoff ansprechen und das sogenannte Glückshormon Dopamin ausschütten. Dieses Suchtgedächtnis speichert Wahrnehmungen aus belastenden Situationen zusammen mit dem Dopamin-Kick als vermeintliche Belohnung ab. Ohne Droge gerät Ihr Dopaminhaushalt in einer solchen Situation dann umso stärker aus dem Gleichgewicht. Die Folge: Sie verspüren Verlangen nach dem Suchtmittel (Suchtdruck, Craving). Wächst das Suchtgedächtnis weiter, können sogar Umweltreize wie das Geräusch beim Öffnen einer Flasche - auch unabhängig von Risikosituationen - Craving bei Ihnen auslösen.

Ein Notfallpass kann helfen

Manche Situationen können Sie meiden, um sich nicht zu gefährden. Indem Sie Schritt für Schritt lernen, Risikosituationen ohne Suchtmittel zu bewältigen, können Sie Craving dauerhaft vermindern. Dabei können Sie einen Mangel an Glücksbotenstoffen ausgleichen:

  • Sprechen Sie sich mit einer Kontaktperson Ihres Vertrauens ab und notieren Sie ihre Kontaktdaten auf einer Karte für Notfälle. Sie können Suchtdruck vermindern, indem Sie über diesen reden. Ein Gespräch kann Sie von negativen Emotionen entlasten. Die Kontaktperson kann Sie an Strategien erinnern, wie Sie Probleme ohne Suchtmittel lösen.
  • Essen Sie etwas, falls Sie einen leeren Magen haben. Danach fühlen Sie sich ausgeglichener. 
  • Sie können Gedanken an das Suchtmittel bekämpfen, indem Sie warmes Wasser oder Tee trinken. Die Wärme kann für ein behaglicheres Gefühl sorgen. 
  • Notizen oder ein Bild in Ihrem Notfallpass können positive Empfindungen wachrufen, die Sie mit Ihrer Abstinenz verbinden. 
  • Indem Sie sich an der frischen Luft bewegen oder Sport treiben, können Sie sich selbst auf andere Gedanken bringen. Sport kann zudem bewirken, dass Ihr Gehirn Glückshormone ausschüttet. 

Viele Menschen, die heute zufrieden ohne Suchtmittel leben, hatten zuvor mit Rückfällen zu kämpfen. Profitieren Sie von ihrer Erfahrung und entwickeln Sie Ihre individuellen Strategien gegen den Suchtdruck.