Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über den Nutzen und die Risiken eines Tests, den er Ihnen vorschlägt. So können Sie fundiert entscheiden, ob für Sie der Nutzen oder die Risiken überwiegen.

Zentrale Fragen

  • Wie zuverlässig kann der Test das herausfinden, was er herausfinden soll?
  • Was kann aus dem Testergebnis abgeleitet werden?
    • Sind weitere Untersuchungen erforderlich?
    • Gibt es entsprechende Behandlungsmöglichkeiten?
    • Welche Erfolgsaussichten haben diese Behandlungsmöglichkeiten?
    • Ist überhaupt eine Therapie notwendig?

Wann sind Tests nützlich?

Medizinische Tests sollen

  • die Ursache gesundheitlicher Beschwerden herausfinden, also eine Krankheit diagnostizieren, oder
  • bei gesunden und beschwerdefreien Menschen Krankheiten erkennen, die sich noch in einer frühen Entwicklungsphase befinden.

Tests müssen zuverlässig das messen, was sie messen sollen. Sie sind nützlich, wenn sie dem Arzt helfen, die Gründe für die Symptome des Patienten zu erkennen und auf dieser Basis die geeignete Behandlung zu wählen.

Ein Test ist sinnvoll, wenn er eine konkrete Entscheidung für oder gegen eine Behandlung nach sich zieht. Manchmal kann ein einfacher Test auch den Sinn haben zu prüfen, ob eine weitere Untersuchung notwendig ist, die einen größeren Eingriff bedeuten würde.

Risiken medizinischer Tests

Tests können auch falsche Ergebnisse liefern. Das kann schwerwiegende Folgen für den Patienten haben: Er bekommt eine notwendige Behandlung nicht, oder er erhält eine falsche Behandlung. Die Fehlerrate von Tests beschreibt die Wissenschaft mit den Begriffen falsch-positiv oder falsch-negativ. Auch wenn Tests im Prinzip richtige Ergebnisse liefern, können sie Schaden anrichten: Zum Beispiel, wenn sie gesunde Menschen durch Überdiagnosen unnötig zu Kranken erklären.

Falsch-positiv-Rate

Von einem falsch-positiven Befund spricht man, wenn ein Test Hinweise auf eine Erkrankung findet, der Patient diese Erkrankung aber gar nicht hat. Falsch-positive Befunde können unnötige, belastende Folgeuntersuchungen und Therapien nach sich ziehen. Der Kennwert "falsch-positiv-Rate" sagt aus, wie viel von je 100 positiven Befunden falsch-positiv sind.

Beim Mammographie-Screening liegt die falsch-positiv-Rate zum Beispiel bei etwa 90 Prozent. Das bedeutet: Von hundert Frauen mit einem positiven Testergebnis erhalten 90 den Befund, dass eine bösartige Veränderung der Brust vorliegen könnte, obwohl dies nicht der Fall ist. Mit anderen Worten: Nur etwa eines von je 10 positiven Ergebnissen ist richtig-positiv.

Falsch-negativ-Rate

Ein falsch-negativer Befund liegt vor, wenn ein Test keine Hinweise auf eine Erkrankung findet, der Patient tatsächlich aber krank ist. Der Test übersieht also etwas. Die Folge: Der Patient erhält die notwendige Behandlung nicht, und die Krankheit kann sich ungehindert verschlimmern. Patienten und Ärzte wähnen sich in trügerischer Sicherheit. Als "falsch-negativ-Rate" bezeichnet man die Anzahl der falsch-negativen Befunde unter allen negativen Befunden.

Beispiel Mammographie-Screening: Hier liegt die falsch-negativ-Rate bei rund 0,1 Prozent. Das heißt: Bei einer von je 1.000 Frauen mit einem negativen Befund entdeckt das Screening bestehende bösartige Veränderungen an der Brust nicht.

Überdiagnosen

Bei vielen Krebsarten gibt es das Phänomen des sogenannten latenten Tumors. Das sind scheinbar bösartige Veränderungen, die aber nicht oder nur so langsam wachsen, dass sie die Gesundheit der Person nie beeinträchtigen würden. Früherkennungs-Untersuchungen können bisher diese Veränderungen nicht sicher von bösartigen Veränderungen unterscheiden, die später zu Beschwerden führen oder lebensgefährlich werden.

Findet man in einer Früherkennungs-Untersuchung eine solche Veränderung, nennt man das Überdiagnose. Das Risiko dieser Überdiagnose: Ein gesunder Mensch, der mit der Veränderung ohne Schaden weiterleben könnte, erhält eine Krebsdiagnose, die er sonst nie erhalten hätte. Das erzeugt nicht nur Angst und Leid; es kann auch zu unnötigen Therapien führen, die ihrerseits belastend sind oder Nebenwirkungen haben.