Kennzahlen für die Güte eines medizinischen Tests können Ihnen einen Anhaltspunkt darüber geben, wie groß Nutzen und Risiken eines Tests sind.

Positive und negative Befunde können falsch sein

Mediziner nennen das Ergebnis einer Untersuchung positiv, wenn sie die Anzeichen für die Krankheit gefunden haben, die sie gesucht haben. Ein negativer Befund dagegen sagt aus: Die Ärzte konnten nichts finden.

Kein Test ist hundertprozentig sicher. Daher können Untersuchungen richtige und falsche Befunde liefern. Sowohl falsch positive - dann finden sie die Anzeichen für die Krankheit, obwohl man sie gar nicht hat. Oder falsch negative: Dann findet die Untersuchung die Anzeichen nicht, obwohl man die Krankheit hat.

Beide Fehler haben Folgen. Bei einem falsch negativen Befund erhält der Patient die nötige Therapie nicht. Ist der Befund falsch positiv, muss er weitere Diagnostik und Therapien über sich ergehen lassen, obwohl es nicht notwendig wäre. Manchmal wird er erst dadurch krank.

Positiver Vorhersagewert

Wie verlässlich eine Untersuchung ist, zeigt sich in ihrem positiven Vorhersagewert. Dieser Wert gibt an, wie oft die Erkrankung tatsächlich vorliegt, wenn das Testergebnis positiv ist.

Beispiel Mammografie-Screening

Für 50 bis 60-jährige Frauen ist Folgendes bekannt:

  • Die Wahrscheinlichkeit, an Brustkrebs zu erkranken, liegt bei etwa 0,8 Prozent. Das heißt: Von jeweils 1.000 Frauen haben acht Brustkrebs.
  • Wenn sie tatsächlich Brustkrebs hat, wird die Mammografie dies mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent feststellen. Das heißt: Von acht Frauen mit Brustkrebs werden sieben einen positiven Befund haben.
  • Auch dann, wenn sie keinen Brustkrebs hat, wird die Mammografie in sieben Prozent der Fälle einen positiven Befund liefern. Das heißt: Bei 70 der übrigen 992 Frauen wird die Mammografie einen positiven Befund ergeben, obwohl sie keinen Brustkrebs haben.

Sie können der Frau nun sagen: Je 1.000 Untersuchungen erhalten 77 Frauen einen positiven Befund. Das sind rund acht Prozent. Nur sieben dieser Frauen haben tatsächlich Brustkrebs. Das heißt: Zehn von elf positiven Befunden sind falsch; das sind etwa 91 Prozent.

Anders gesagt: Der positive Vorhersagewert des Mammografie-Screenings - also die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau mit positivem Befund tatsächlich Brustkrebs hat - beträgt eins von elf, also rund neun Prozent.

Wenn Sie Informationen über den Nutzen einer Untersuchung benötigen, suchen Sie deshalb am besten nach Angaben zu deren positivem Vorhersagewert.

Kennwert "Anzahl notwendiger Behandlungen"

Früherkennungsuntersuchungen sind nützlich, wenn sie dazu beitragen, dass eine Krankheit früh erkannt und deshalb besser behandelt werden kann. Wie gut sie dies leisten, können Sie zum Beispiel am Kennwert "Anzahl der notwendigen Behandlungen" ablesen. In der gesundheitswissenschaftlichen Literatur heißt dieser Wert NNT - vom englischen "number needed to treat". Er gibt an, wie viele Menschen zum Beispiel an einer Früherkennungsuntersuchung teilnehmen müssen, damit einer von ihnen gerettet werden kann. Generell besagt er, wie viele Menschen behandelt oder an einem Test teilnehmen müssen, damit der gewünschte Effekt genau einmal auftritt.

Wenn beispielsweise durch das Mammografie-Screening zur Früherkennung von Brustkrebs das Leben einer von 1.000 teilnehmenden Frauen gerettet wird, ist die NNT = 1.000. Es müssen 1.000 Frauen an der Untersuchung teilnehmen, damit eine gerettet werden kann.