Ich schaff das schon
Eine Niederlage wegstecken zu können, ist eine wertvolle Gabe. Aber warum bloß gelingt es manchen leichter, sich wieder aufzurappeln? "Resilienz" nennt man diese schützende Widerstandskraft. Erfahren Sie, wie Eltern ihrem Nachwuchs besonders viel davon mitgeben können.
Laura (35) hat sich nie unterkriegen lassen. Schon als Kind war sie (meist) zufrieden und grundoptimistisch. Weder die Scheidung der Eltern noch eine dramatisch endende Beziehung haben ihr langfristig zugesetzt: Krisen haben sie anfangs belastet, aber sie ist mit ihnen fertig geworden. "Wunderbar, wenn es gelingt, der Seele einen Schutzschirm aufzuspannen", so Dr. Torsten Lucas.
Wunderbar, wenn es gelingt, der Seele einen Schutzschirm aufzuspannen.
"Das emotionale Fundament, mit dem ein Mensch ausgestattet ist, entsteht infolge der frühen Erfahrungen, die ein Baby und Kleinkind in den Beziehungen zu wichtigen Menschen macht. Schlägt nicht der Blitz im Leben ein - so bezeichnen Fachleute ein traumatisches Erlebnis - bleibt das Fundament meist erstaunlich stabil", erklärt Psychotherapeut Dr. Lucas weiter.
Dr. Torsten Lucas...
ist Leiter der Kinder- und Jugendpsychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck.
" Eine sichere Bindung ist das wichtigste Fundament, das Eltern ihren Kindern mitgeben können. " Dr. Torsten Lucas
Wertschätzung sorgt für Glücksempfinden
Das seelische Immunsystem - die sogenannte Resilienz - bildet sich im frühesten Kindesalter aus. So ist wissenschaftlich erwiesen, dass Babys, die liebevoll umsorgt werden, zu belastungsfähigeren Kindern und Erwachsenen heranwachsen.
Das Gefühl "Ich kann mit Schwierigkeiten fertig werden" ist bis zum Erwachsenenalter bei jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt. Wer jedoch als Kind ausreichend Wertschätzung, Ermutigung und Unterstützung erfährt, wird eine besondere Dosis Widerstandsfähigkeit ausprägen.
Das seelische Immunsystem - die sogenannte Resilienz - bildet sich im frühesten Kindesalter aus.
"Ein sicheres Bindungsmuster spielt eine ebenso wichtige Rolle für die Resilienz wie ein Erziehungsstil, der durch Wertschätzung und Akzeptanz dem Kind gegenüber geprägt ist. Hat ein Kind Menschen um sich, die vorleben, wie man Krisen im Alltag bewältigt, die Mut zusprechen, wenn Probleme auftauchen, erlebt es quasi jeden Tag "live", dass das Leben eine immerwährende Herausforderung ist", erklärt Kinder- und Jugendpsychiater Dr. Lucas. Solch eine Umgebung wird dazu beitragen, dass sich ein Kind nicht hilflos ausgeliefert fühlt, sobald etwas schief läuft.
Damit Kinder Lebenskompetenz erwerben können,
müssen sie sich ausprobieren dürfen.
Das gilt vor allem in folgenden Bereichen:
- Zuhause und in der Schule Selbstbestimmung und Eigenständigkeit fördern.
- Den Stärken und Fähigkeiten des Kindes vertrauen, ihm Aufgaben übertragen und zur Eigeninitiative anregen.
- Trost und Unterstützung anbieten, wenn das Kind mal eine Niederlage erlebt.
Auch Erwachsene können ihre Resilienz trainieren. "Vertrauensvolle positive Beziehungen zu anderen Menschen sind das ganze Leben lang ein entscheidender Faktor für unsere Zufriedenheit", so Dr. Lucas. "Pflegen Sie diese! Denn so haben wir Unterstützer, die uns helfen, Probleme richtig einzuordnen. Die uns zur Selbstreflexion bringen und die uns - wenn es sein muss - auf den Boden der Tatsachen zurückholen."
Auch Entschleunigung und Rückbesinnung auf das, was unser Leben lebenswert macht, schafft beste Voraussetzungen für individuelle Resilienz.
Vertrauensvolle positive Beziehungen zu anderen Menschen sind das ganze Leben lang ein entscheidender Faktor für unsere Zufriedenheit.
Und wenn doch einmal der Blitz im Leben einschlägt, ist es wichtig, genauso unerschrocken professionelle Hilfe zu organisieren, wie wir dies tun, wenn der entzündete Blinddarm raus muss.
Den eigenen Stärken vertrauen
Erwachsene können mit dem TK-Gesundheits-Coach starten, um so ihr Wohlbefinden zu stärken, einem Burnout vorzubeugen oder Stress besser zu bewältigen: