Das kleine Glück aus dem Briefkasten
Philipp Hein hat im März 2020 das Projekt "Stift & Papier" ins Leben gerufen: Mit befreundeten Schauspielern und Medienschaffenden hat er bereits über 30.000 Briefe an Menschen in sozialer Isolation vermittelt. Die persönliche Post soll Einsamkeit lindern und die Generationen miteinander ins Gespräch bringen. Philipp Hein erklärt, wie es dazu kam und wie man mitmachen kann.
Video: Stift & Papier

Lieber Philipp, wie setzt ihr euch bei "Stift & Papier" für andere Menschen ein?
Wir vermitteln Briefe an Menschen, die in Alten- und Pflegeheimen wohnen. Dafür arbeiten wir inzwischen mit mehr als 250 Einrichtungen zusammen. Bei denjenigen, die die Briefe empfangen, sind das Erstaunen und die Freude riesig, dass sich fremde Menschen die Mühe machen, teils bis zu 15 Seiten lange Briefe zu verfassen. Die Erfahrung ist für sie überwältigend und sehr emotional. Im besten Fall entsteht eine Brieffreundschaft.
Welche Vision habt ihr für die Zukunft?
Wir wollen die Generationen wieder zusammenbringen. Ein Beispiel: Ein älterer Herr hat über "Stift & Papier" Post von einer jungen Dame bekommen, die zufällig im Heimatdorf des Herrn wohnt - wo er schon lange nicht mehr war. Nun tauschen sich die beiden über seine und ihre Jugend an diesem Ort aus.
Unser Projekt soll Menschen aus ihrer Isolation holen. Es ist aber auch als Aufruf im privaten Umfeld zu verstehen. Wieso nicht einmal der Oma, Tante oder den Eltern einen Brief schreiben? Soziale Vereinsamung hat ja nicht nur mit Anonymität zu tun, es gibt auch Familien, in denen der Bezug zueinander verloren gegangen ist. Dieses Problem besteht auch unabhängig von der aktuellen Situation, deswegen soll es mit "Stift & Papier" nach der Pandemie auf jeden Fall weitergehen.
Warum seid ihr nur gemeinsam stark?
Es ist unglaublich, wie viele Menschen sich bei uns gemeldet haben, die Briefe schreiben wollen. Das hat uns als Team natürlich sehr motiviert. Außerdem gibt es einen Menschen, der uns besonders stark gemacht und inspiriert hat: der inzwischen leider verstorbene Hein Bollow. Er war Jockey im Galopprennsport, das Sportidol der Generation meiner Eltern. Noch mit 99 Jahren kam er täglich zur Galopprennbahn, deren Geschäftsführer ich bin. Als er wegen der Pandemie isoliert war, haben wir einen Aufruf für ihn gestartet. Er bekam so viele Briefe, dass mir klar wurde: Wenn für eine einzelne Person so viel Interesse besteht, wieso nicht etwas Größeres daraus machen?
Wie kann man bei euch mitmachen?
Jeder kann sich auf stiftundpapier.org als Briefeschreiber:in registrieren. Wir melden uns dann zurück und vermitteln den Brief an eine der Einrichtungen, die mit uns zusammenarbeiten. Für die Briefe gibt es keine speziellen Vorgaben, sie sollen nur positiv formuliert sein und Hoffnung machen. Über unsere Seite können sich auch Einrichtungen melden, die sich beteiligen wollen.