Adé: So kommen Sie gut raus
"Ich bin dann mal weg" ist nicht gerade der beste Abschied, wenn es um den Austritt aus dem Berufsleben geht. Auch wenn Sie an Ihrem letzten Tag im Job vielleicht nicht bester Feierlaune sind, ein paar grundlegende Dinge sollte man im Auge behalten.
Wie will ich Tschüss sagen?
Der letzte Tag im angestammten Job nähert sich. Sie merken, dass Sie dies sehr beschäftigt. Sie denken an das "danach", und daran, was Sie antworten sollten, wenn andere Sie fragen, was Sie nun machen möchten. Sie fragen sich vielleicht auch, wie Ihr Berufsaustritt auf die jüngeren Kollegen und Kolleginnen wirkt. Oder was die angemessene Form des Abschieds für Sie sein könnte. Es gehen Ihnen eventuell auch Gedanken durch den Kopf, wie Sie sich von all jenen verabschieden, die Sie nur online kennengelernt haben. Und ob Sie dies überhaupt tun sollten.
Vorbereiten, wie es laufen soll
Machen Sie sich klar, dass es diesen Tag nur einmal in Ihrem Leben geben wird. Stellen Sie sich die folgenden Fragen:
- Wie aktiv will ich den Tag selbst gestalten? Selbst wenn Ihr Team die Feier gestalten möchten ("Das machen wir, brauchst Dich nicht zu kümmern"), schalten Sie sich ein, kommunizieren Sie, was Sie sich (nicht) wünschen, sagen Sie möglichst deutlich, ob und wie Sie sich selbst einbringen möchten.
- Möchte ich etwas sagen, vielleicht eine kleine Rede halten? Überlassen Sie dies nicht dem Zufall. Überlegen Sie gut, was Sie unbedingt erwähnen, wem Sie unbedingt danken möchten. Danken ist wichtig - tut gut. Ein Spickzettel ist natürlich erlaubt.
- Wie soll ich mich gegenüber den mir nicht so sympathischen Kollegen und Kolleginnen verhalten? Vorschlag: Gehen Sie aktiv auf diese zu während Ihrer Abschiedsfeier, halten Sie dabei Gedanken an zurückliegende Probleme und Konflikte von sich fern. Gehen Sie auf keinerlei Provokationen ein; nehmen Sie sich das bereits vorher fest vor.
- Lasse ich meine Online-Umfeld einfach so hinter mir? Nein, bitte nicht. Denn viele berufliche Beziehungen haben sich in der Zeit der COVID-19 Pandemie ohnehin in Richtung online und Home-Office entwickelt. Lassen Sie die Personen, die Sie mögen, daher online an Ihrer Feier teilhaben. Falls dies technisch nicht geht: Schicken Sie diesen Kollegen und Kolleginnen ein Foto Ihrer Feier, sprechen Sie auch hier Ihren Dank aus, senden Sie allen ein paar Zeilen.
- Wie will ich mich nach der Feier fühlen? Das kann man natürlich nicht im Voraus wissen, aber man kann es dennoch bis zu einem gewissen Grad steuern. Zum Beispiel könnten Sie sich sagen: Ich will das, was ich sagen wollte, auch gesagt haben. Ich will stolz auf meine Leistung sein und die erfahrene Anerkennung genießen. Ich will Dinge, die mir nicht gefallen, nicht zu viel Raum geben. Ich nehme mir schon am Tag vorher etwas Schönes mit meinen Lieben vor.
Erinnerungen können beflügeln
Nehmen Sie den Tag Ihres Berufsaustritts ruhig auch zum Anlass, über Ihre "Zeit danach" nachzudenken. Tauschen Sie sich darüber aus mit all denen, die Ihnen besonders nah stehen.
Nehmen Sie sich auch Zeit, die vielen Jahre im Beruf Revue passieren zu lassen: Was hat mir gutgetan? Worauf bin ich stolz? Was war nicht so gut? Was sind Erinnerungen und Begebenheiten, die ich zukünftig eher von mir fernhalten möchte.
Wer aus dem engeren Team hat mir viel gegeben? Auf wen konnte ich mich immer verlassen? Wem konnte ich rückhaltlos vertrauen? Von wem bin ich eher enttäuscht worden?
Ankommen in der neuen Ära
Vielleicht notieren Sie sich, was Ihnen so alles durch den Kopf geht nach dem Berufsaustritt. Das können durchaus Erinnerungen sein, die wehmütig und traurig machen. Nehmen Sie sich nicht gleich zu viel vor - in den ersten Tagen nach dem Ausstieg. Überlegen Sie, was Sie immer schon am liebsten gemacht haben. Das könnte auch jetzt eine ziemlich gute Idee sein. Gehen Sie davon aus, dass Sie jetzt einige Wochen - in der Regel einige Monate - benötigen werden, um in der neuen Zeit anzukommen. Das ist völlig normal. Vertrauen Sie darauf, dass Ihnen der Übergang gut gelingen wird. Lassen Sie Gedanken wie "Jetzt bin ich alt" nicht zu. Erfinden Sie, um eine neue Ära einzuläuten, gern einen eigenen Namen für Ihre neue Lebensphase - etwa ab sofort bin ich "Spätfreiheitler:in" oder "Privatier".