Hauptsache Himmel
Der Regen prasselt auf das Dach des Bullis. Drinnen liegt, gemütlich eingekuschelt, die Kölner Fotografin Julia Breuer. Mit einem Herbstausflug feiert sie Abschied von der Reisesaison mit Wilma. So nennt sie liebevoll ihren selbst ausgebauten VW-Bus. Es ist das fahrende Zuhause einer Entdeckerin, die am liebsten den Himmel über ihrem Kopf und den Wind im Gesicht hat.
Vergangenen Sommer legten Julia und Wilma 10.000 Kilometer zurück. Ein Sofa, das sich mit drei Handgriffen in ein Bett verwandelt, Gaskocher, Kühlschrank und ein Solar-Panel zur Stromerzeugung auf dem Dach - mehr brauchte die 29-Jährige nicht auf ihrem Trip kreuz und quer durch Europa. "Ich komme mit ganz wenigen Dingen aus. Je weniger du hast, desto freier bist du." Julia hat glasklare Sternennächte an einsamen Stränden in Portugal erlebt, ist im Alleingang auf den 2166 Meter hohen Gipfel des Dobratsch in Kärnten gestiegen und auf ihrer Reise Dutzenden interessanten Menschen begegnet. "Davon träume und zehre ich heute noch. Die Tour war das komprimierte Leben, zu Hause hätte ich in Jahren nicht so viel erlebt", sagt die selbstständige Fotografin und Bloggerin. Nach der Reise ist vor der Reise.
Ein Herbststurm auf Juist ist für mich kaum zu toppen!
Große Tour oder Mikroabenteuer
"Dank Wilma können wir auch bei schlechterem Wetter noch über Nacht mitten in der Natur sein. Morgens die Heckklappe aufmachen - und schon bist du draußen mitten im bunten Herbstwald." Indian Summer im Bulli - besser geht’s nicht.
Ihren ersten Kaffee am Morgen kann Julia noch mehr genießen, wenn sie draußen war und etwas getan hat. "Etwas" bedeutet derzeit die Vorbereitung auf ihren ersten Marathon, der Mitte Oktober in Köln stattfindet. Vier Trainingsläufe pro Woche absolviert sie, einer davon ist immer ein langer Lauf von 32 Kilometern. Die Fotografin hat gern ein Ziel vor Augen, "das motiviert mich total!" Beim Training hört sie Podcasts, "Herrengedeck" und "Zeit Verbrechen" sind ihre Favoriten. Für die Zeit nach dem Marathon hat sie natürlich auch wieder einen Plan.
Es gibt aber auch die andere Julia. Von Zeit zu Zeit schaltet sie den "krassen Entdeckerdrang" ab und aktiviert das Julia-Hygge-Gen. Auf Juist. Vielleicht hat es damit zu tun, dass ihre Lieblingsinsel autofrei ist. Auch Wilma hat dann Pause. Und Julia freut sich auf lange Strandspaziergänge. "Ein Herbststurm auf Juist ist für mich kaum zu toppen!" Herbst hat für Julia viel mit Einkehr zu tun, "da darf es draußen stürmen und regnen. Umso ruhiger werde ich innerlich."