Ab jetzt gut drauf
Manchmal geht es einfach nicht anders: Wir sind schlecht gelaunt und können unsere miese Stimmung nicht verbergen. Sich so zu präsentieren, gilt heute aber geradezu als Charakterschwäche. Gut drauf soll man sein, alles läuft super. Kann das wirklich funktionieren? Oder überfordern wir uns damit selbst?
Selbst eingefleischte Miesepeter müssen zugeben, dass gute Laune echte Vorteile hat. Die Emotionsforschung zeigt: Wer sich wohl fühlt ist aufnahmefähiger, kann Informationen besser verarbeiten und kommt auf mehr Ideen. Positive Gefühle führen zudem oft zu mehr positiven Gefühlen. Wir sind angenehmer im Umgang und bekommen daher erfreulicheres Feedback.
Negative Emotionen schreien uns an. Positive Gefühle flüstern nur.
Dazu braucht es keineswegs überschäumend gute Laune. Positive Gefühle sind, so die amerikanische Glücksforscherin Barbara Fredrickson, viel subtiler als negative, und sie vergehen schnell. Dadurch nehmen wir sie oft gar nicht wahr - obwohl sie viel häufiger sind als negative. Fredrickson empfiehlt, zur Ruhe zu kommen und achtsamer für die positiven Momente zu werden. Sie ist überzeugt: "Je mehr solcher Mikromomente wir erleben, desto mehr tanken wir auf und stärken unsere Ressourcen."
Der Zwang zur guten Laune ist hingegen kontraproduktiv. Studien zeigten: Wer viel Wert auf das Glücklichsein legt, ist unzufriedener als genügsamere Menschen. Er leidet umso stärker, wenn es im Leben einmal nicht so angenehm zugeht. Denn Gefühle haben ihren Sinn, auch Angst, Ärger oder Langeweile. Sie informieren uns und andere zum Beispiel, wie es uns geht und was wir wollen. Also besser emotionale Vielfalt als einseitiges Glücksstreben.
50 Prozent des Glücksempfindens sind genetisch bedingt.
Wege zum Wohlbefinden
Was aber macht zufrieden? Martin Seligman, Vater der modernen wissenschaftlichen Glücksforschung, meint: Gutes genießen können, möglichst viele positive Gefühle haben, sie verstärken und verlängern können, das kann ein Weg sein - aber nicht der einzige. Zum Glück! Denn das Ausmaß, in dem wir Glück empfinden, ist zum Teil auch genetisch bestimmt. Zufrieden leben, geradezu aufblühen, kann besonders gut, wer Sinn erlebt, zum Beispiel, indem er seine Stärken für andere einsetzt. Oder diejenigen, die ganz in dem aufgehen, was sie tun. "Flow" nennt man dieses Gefühl der "Selbstversunkenheit".
Doch der wichtigste Faktor für das Glück, so Seligman, sind gute Beziehungen. Das belegt auch eine über 80-jährige Langzeitstudie aus Harvard zur Entwicklung Erwachsener. Sie zeigt: Wer gute Beziehungen zu anderen hat, ist nicht nur zufriedener, sondern auch im Alter gesünder.
Der wichtigste Faktor für das Glück sind gute Beziehungen.
Glücklicher leben lernen
Wissenschaftler wie Seligman und andere haben gefragt: Lässt sich Glücklichsein lernen? Sie trugen Übungen zusammen und erprobten ihre Wirkung in vielen Studien. Einige der besten Übungen haben wir hier zusammengestellt.
Drei gute Dinge
Denken Sie an drei gute Dinge, die Ihnen tagsüber widerfahren sind. Vielleicht die warmen Sonnenstrahlen auf Ihrem Gesicht, als Sie zur Arbeit gingen. Vielleicht eine Arbeit, die Ihnen gut gelungen ist. Vielleicht eine nette Begegnung. Lassen Sie sie noch einmal in Ihrem Geist auftauchen und fragen Sie sich jeweils: Wie ist es dazu gekommen? Achten Sie darauf, wie Sie sich fühlen.
Dankesbesuch
Je sicherer Sie "Glücksmomente" erkennen, desto besser.
Schließen Sie die Augen und denken Sie an eine noch lebende Person, die etwas Wichtiges für Sie getan hat und der Sie nie richtig gedankt haben. Schreiben Sie ihr einen etwa 300 Wörter langen Brief. Schicken Sie ihn nicht ab. Rufen Sie sie stattdessen an und fragen Sie, ob Sie sie besuchen können. Wenn sie Ihnen die Tür öffnet, lesen Sie ihr Ihren Brief vor. Diese Übung kann Sie für mehrere Wochen glücklicher machen.
Anderen Gutes tun
Nehmen Sie sich vor, täglich jemand anderem etwas Gutes zu tun, ganz ohne Gegenleistung. Zahlen Sie zum Beispiel in einem Café für einen anderen Gast mit, bevor Sie gehen. Ermöglichen Sie jemandem ein Erfolgserlebnis. Rufen Sie eine Kollegin an und loben Sie sie. Oder lächeln Sie einfach nur jemanden an. Tun Sie es bewusst und seien Sie kreativ. Je vielfältiger Ihre "guten Taten" sind, desto eher werden Sie sich danach glücklicher fühlen.
Glücklich werden
Glück fühlt sich nicht nur gut an, es ist auch gesünder. Wer glücklich ist, hat weniger Stress, ein stärkeres Immunsystem, bessere Beziehungen und mehr Erfolg. Das Beste ist: