Einer für alle! Alle für sich selbst?
Kabarettist Matthias Machwerk über die Sehnsucht nach positiven Begegnungen
Corona nervt! Jeden Tag lesen wir neue Meldungen, neue Zahlen und Warnungen. Wir leben heute in Angst, Ohnmacht und ständiger Ungewissheit. Wie lang soll es noch so bleiben? Wann geht es endlich wieder aufwärts? Restaurants sind geschlossen, Theater zu, Reisen kaum möglich. Was bleibt uns noch?
Würden wir aus der Seitenstraße keinen rauslassen, würde irgendwann der gesamte Verkehr stillstehen.
Meine Großeltern waren selten Essen, für Reisen war kein Geld da und ein Theater gab es nicht in der Stadt. Dennoch waren sie glücklich. Warum? Was war anders? Vermutlich lag es an den vielen Menschen: Sie hatten viele Kinder, reichlich Freunde, und irgendwie war immer jemand um sie herum.
Menschen brauchen nun mal Menschen. Einzelhaft ist nicht umsonst eine Strafe. Unsere Vorfahren konnten ein Mammut nur gemeinsam besiegen. Das Gleiche gilt heute für den Umgang mit dem Virus. Nur wenn wir gemeinsam handeln, haben wir eine Chance. Einsame Menschen werden auch seltsam. Im Film "Cast Away" redet Tom Hanks mit einem Volleyball. In Japan heiraten Singles sich mittlerweile selbst. Vielleicht auch eine Art Selbstfindung?
Menschen brauchen nun mal Menschen.
Menschliche Gemeinschaft, Zusammenarbeit und Solidarität sind wichtig. Würden wir aus der Seitenstraße keinen rauslassen, würde irgendwann der gesamte Verkehr stillstehen. Würde jeder die Versicherung betrügen, könnten wir uns keine mehr leisten. Würde jeder Fahrräder klauen, dann hätte jeder eins. Okay, das war ein Scherz! Auch Humor ist ein Gemeinschaftserlebnis. Wer ständig allein lacht, wird irgendwann abgeholt. Im letzten Sommer habe ich vor Autos gespielt, trauriger kann eine Comedyshow nicht sein. Menschen brauchen den Kontakt mit Menschen. Ein gutes Fernsehprogramm ist nie besser als ein tolles Gespräch. Ein Konzert im Internet wird nie ein Liveerlebnis ersetzen. Ein Kreisligaspiel mit Fans wirkt intensiver als ein Champions-League-Finale im leeren Stadion.
Wer ständig alleine lacht, wird irgendwann abgeholt.
Nehmen Sie deshalb Kontakt auf! Chatten Sie mal wieder mit alten Freunden, helfen Sie Ihrem Nachbarn. Und wenn Sie wieder reisen dürfen, vergessen Sie nicht, Ihre Eltern zu besuchen.
Manchmal kann man schon Kontakt aufnehmen, indem man einfach nur freundlich ist. Wenn Sie an der Supermarktkasse jemanden vorlassen, wird es Sie nicht zurückwerfen. Wenn Sie den Callcenter-Mitarbeiter bei Ihrer Beschwerde nicht beschimpfen, wird er Sie vielleicht besser verstehen. Eine freundliche Geste kann manchmal ein ganzes Leben ändern: Das Zeichen für "Okay" hat beim Tauchen eine ganz andere Bedeutung als im Straßenverkehr.
Mit guter Laune kann man Behördenmitarbeiter schnell verunsichern.
In Deutschland muss man mit Humor vorsichtig sein. Mit guter Laune kann man Behördenmitarbeiter schnell verunsichern. Selbst an schönen Sonntagen sieht man bei uns so viel schlecht gelaunte Menschen. Kein Wunder, dass der erste große Horrorfilm aus Deutschland kam. Wir wollen doch, dass es wieder aufwärts geht: Dann sollten wir als erstes einmal die Mundwinkel hochziehen!
Matthias Machwerk...
Er war wie die meisten Künstler monatelang in Zwangspause und sehnt sich danach, endlich wieder ohne Corona-Beschränkungen auftreten und zusammenkommen zu dürfen.