Lass uns zusammenziehen!
Während es früher selbstverständlich war, mit mehreren Generationen unter einem Dach zu leben, ist es heute eher etwas Besonderes. Dabei ist dieses Wohnmodell alles andere als altbacken. Im Gegenteil: Es ist sogar zukunftsorientiert - denn sowohl Jung als auch Alt können davon profitieren. Sie leben miteinander statt nebeneinander, können sich entlasten und gegenseitig helfen. Und das Wichtigste: Selten ist jemand allein.
Zusammenziehen scheint irgendwie aus der Mode gekommen zu sein. Seit Jahren nimmt der Anteil der Einperson-Haushalte in Deutschland zu. In gut 20 Jahren könnte bereits jeder Vierte hierzulande allein leben. Dabei wird der Wohnraum immer knapper, die Mieten immer teurer und die Menschen immer älter.
Miteinander gut auskommen - das ist keine Frage des Alters
Der demografische Wandel hat uns fest im Griff. Doch was tun, wenn die Anforderungen des Alters alleine nicht mehr zu stemmen sind? Wer kann sich kümmern? Wie und wo kann man möglichst lange selbstbestimmt leben?
Vorhang auf für die Familie 2.0
Vom betreuten Wohnen über Senioren Wohngemeinschaften bis hin zum Mehrgenerationen-Haus - das sind zum Beispiel Möglichkeiten für ein altersgerechtes Zusammenleben, wenn der jeweilige Pflegegrad der Menschen dies noch zulässt. Gerade das Mehrgenerationen-Haus ist, wie der Name bereits vermuten lässt, nicht nur für die Älteren, sondern für die unterschiedlichsten Lebensphasen geeignet. Es ist quasi ein moderner Ersatz für die Großfamilie, bei der sich Menschen begegnen und zusammenleben. Die Wahlverwandten profitieren voneinander, denn es geht in erster Linie darum, sich füreinander und für die Gemeinschaft einzusetzen. Dabei sind nicht nur die Senioren auf Hilfe angewiesen, auch Eltern sehnen sich nach Entlastung. Andernfalls stehen die Pflegeheime mit ihrer Vollversorgung zur Verfügung, die keine der genannten alternativen Wohnformen in diesem Maße bieten kann.
TK-PflegeKompakt
Für die Studierenden und Azubis lohnt sich diese Art zu wohnen aber nicht nur aus finanzieller Hinsicht, sondern wegen der ganz besonderen Erfahrung: "Neben einem Zimmer bekommen viele auch eine liebevolle Ersatz-Familie", sagt Anne Dommershausen, die Koordinatorin für "Wohnen für Hilfe" in Koblenz. Dabei treffen nicht nur unterschiedliche Lebenswelten aufeinander, sondern häufig auch verschiedene Kulturen: "Fast die Hälfte der Studierenden kommt aus aller Welt. Durch "Wohnen für Hilfe" finden sie direkten Anschluss, können die Sprache besser lernen und fühlen sich vor allem nicht so allein", erklärt Dommershausen.
Im 'Haus für Jung und Alt' befindet sich sowohl eine Kita als auch eine Altersresidenz.
Jungbrunnen im Seniorenheim
Obwohl sie fast ein ganzes Leben trennt, können sie gut miteinander: die Alten und die ganz Kleinen. Mittlerweile gibt es immer mehr Projekte, bei denen Kindergärten mit Pflegeheimen kooperieren, denn der extreme Altersunterschied kann auch extrem bereichernd sein. Im nordrhein-westfälischen Moers ist man sogar einen Schritt weiter gegangen: Im "Haus für Jung und Alt" befindet sich sowohl eine Kita als auch eine Altersresidenz. Hier wird zusammen gesungen, gebastelt und vor allem aufeinander Acht gegeben. Während die Senioren von der Lebensfreude der Jungen profitieren, lernen die Kinder viel über das Leben. Und darüber lernt man schließlich nie aus.
So gelingt das Zusammenleben
Es ist äußerst wichtig, dass jeder nach wie vor sein eigenes Leben führen kann. Jede Partei oder jede Person braucht einen eigenen Rückzugsort. Toleranz, Kompromissbereitschaft und Respekt sind dabei unerlässlich.
Außerdem müssen die alltäglichen Dinge klar geregelt sein, dazu zählen beispielsweise Kosten, Tagesabläufe oder Aufgaben im Haushalt. Im besten Fall hat das Zusammenleben einen Nutzen für alle. Dabei geht es nicht nur darum, gemeinsam an einem Strang, sondern auch in dieselbe Richtung zu ziehen.