Neue Kultur: Keine Angst vor Fehlern
Mal ehrlich, niemand macht gern etwas falsch. Dabei sind Fehler deutlich besser als ihr Ruf und können sogar zum Erfolg in Beruf und Studium beitragen. Die sogenannte "neue Fehlerkultur" ermutigt deshalb dazu, Fehler nicht zu vermeiden, sondern aus ihnen zu lernen.
"Den größten Fehler, den man im Leben machen kann, ist, immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen", soll schon der Theologe Dietrich Bonhoeffer gesagt haben. Heute, mehr als 70 Jahre nach Bonhoeffers Tod, ist die Angst davor, zu scheitern, noch immer weit verbreitet. Die Frage nach der Ursache sei nicht leicht zu beantworten, sagt Diplom-Kulturwissenschaftlerin Kerstin Döring. "Leistungsdruck, Perfektionismus aber auch das Phänomen ‚German Angst‘, also die vermeintlich‚ typisch deutsche Zögerlichkeit‘, kommen als Ursachen infrage."
Aus Fehlern lernen
Die Bereitschaft, Fehler zu riskieren, ist die Grundvoraussetzung eines jeden kreativen Prozesses.
Wie eine Person mit Fehlern umgeht, ist oft eine Frage der Perspektive. Denjenigen, die einen gesünderen Umgang mit Fehlern erlernen wollen, rät Döring, den Blickwinkel zu verändern. Statt einfach davon auszugehen, dass etwas Schlimmes passieren wird, empfiehlt sie, in Ruhe zu überlegen, was im schlimmsten Fall passieren kann.
Auch stellen sich viele vermeintliche Fehler bei näherer Betrachtung gar nicht als Fehler, sondern lediglich als Abweichung von einer Norm heraus. So sei beispielsweise jemand, der das Studium nicht in der Regelstudienzeit schafft, nicht automatisch gescheitert. "Etwas anders zu machen als die anderen, ist ein Risiko. Aber der Mut, es einzugehen, wird mit mehr Freiheit, neuem Wissen und im besten Fall auch einem stärkeren Vertrauen in sich selbst belohnt."
Arbeit in der Zukunft
Die neue Fehlerkultur ist eine von vielen Facetten von "New Work", also dem Wandel hin zu einer modernen Arbeitswelt. Der Begriff, der von dem US-Amerikaner Fritjof Bergman geprägt wurde, bezieht sich vor allem darauf, eine Arbeitskultur zu schaffen, in der sinnstiftende Lohnarbeit und Selbstverwirklichung Hand in Hand gehen. Und zwar unter Bedingungen, die den Arbeitenden guttun. Eine der Grundvoraussetzungen: mentale und körperliche Gesundheit.