Nööööö
Immer zu allem Ja sagen, um es bloß allen recht zu machen? Keine gute Idee. Wenn keine persönlichen Grenzen gesetzt sind, sind Kraft und Geduld schnell am Ende. Diplom-Psychologe und Coach Stefan Brandt erklärt, wie ihr lernt, öfter Nein zu sagen und warum das gesund für die Psyche ist.
Herr Brandt, nein zu sagen, fühlt sich oft nicht gut an. Warum fällt es so schwer, anderen etwas abzuschlagen?
Menschen sind soziale Wesen. Wir verspüren ein grundlegendes Bedürfnis nach Liebe, Zugehörigkeit und Anerkennung. Schon als Kind lernen wir in der Regel, "lieb" zu sein und uns "nützlich" zu machen. Dafür werden wir mit Zuneigung belohnt. Wer Nein sagt, muss mit "Liebesentzug" rechnen.
Ist man denn automatisch egoistisch, wenn man mal nicht will?
Aber hilfsbereite Menschen kommen doch bei anderen gut an, oder nicht?
Ich warne vor dem Versuch, es immer und allen recht zu machen. Schließlich sind die eigenen Ressourcen begrenzt. Das gilt für Kraft und Geduld genauso, wie für Geld oder Zeit. Statt jede Bitte sofort zu bejahen, ist es besser, rechtzeitig Nein zu sagen. Wer regelmäßig mehr verspricht, als er oder sie halten kann, läuft Gefahr, dass sein oder ihr Ja bald nichts mehr wert ist und die Person unzuverlässig wirkt.
Wer zu allem Ja und Amen sagt, wird früher oder später anecken.
Das Ansehen leidet also Weitere Risiken und Nebenwirkungen?
Wer sich permanent stresst und überfordert, um es anderen recht zu machen, dem droht der Burnout. Außerdem leidet jede Beziehung - beruflich wie privat - wenn das Gefälligkeitskonto chronisch "überzogen" wird. Wenn sich das Geben und Nehmen zu einseitig anfühlt, platzt einem irgendwann der Kragen. Erfahrungsgemäß oft im falschen Moment. Statt Verständnis erntet man dann nur beleidigtes Kopfschütteln, nach dem Motto: "Warum hast du nicht einfach Nein gesagt?".
Klingt plausibel. Nur leider ist Nein sagen eben oft nicht so einfach. Irgendwelche Tipps?
Der erste Schritt ist, nicht immer sofort Ja zu sagen. Stattdessen rate ich dazu, eine angemessene Bedenkzeit einzufordern. Also: "Lass mich bitte kurz darüber nachdenken." Oder: "Das kann ich Dir erst nächste Woche sagen." Das eigene innere "Team" braucht Zeit zum Verhandeln. Ein Teil hat vielleicht Angst vor Ablehnung, will geschätzt und gebraucht werden und am liebsten überall mitmischen. Der andere fühlt sich möglicherweise ausgenutzt oder warnt davor, sich zu übernehmen. Gesundes Selbstmanagement bedeutet, beide Seiten anzuhören, bevor man etwas zusagt.
Gönnt euch eine Auszeit
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Aktiv entspannen
Und wie reagiert man am besten, wenn eine Person sehr hartnäckig ist oder ihre Machtposition ausnutzt, wenn sie etwas will?
Liebesentzug, Schuldgefühle, Drohungen oder die Mitleidstour sind beliebte Druckmittel, die ihre Wirkung oft nicht verfehlen. Hier empfehle ich: weg von der Gefühlsebene und die Angelegenheit sachlich durchdenken. Was sind die Konsequenzen, wenn ich ablehne? Welches Risiko gehe ich ein? Welche Alternativen kann ich anbieten?
Ist ab und zu auch eine Notlüge okay?
Davon rate ich ab. Ertappt zu werden ist äußerst peinlich und kann das Vertrauen ruinieren. Ein aufrichtiges und konsequentes Nein bringt mehr Anerkennung als fadenscheinige Ausreden oder Herumdrucksen. Besser: Hartnäckiges Quengeln und Fordern einfach mal als praktisches Training im Selbstmanagement betrachten und sich selbst erlauben, öfters mal Nein zu sagen.
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