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Zehendeformitäten sind weit verbreitet. In den meisten Fällen sind Frauen betroffen, da sie ein weicheres Bindegewebe haben als Männer. Das begünstigt die Verformung. 

Hammer- und Krallenzehen sind selten angeboren. Sie entwickeln sich erst im Laufe des Lebens. Die häufigste Ursache ist oft eine jahrelange falsche Belastung durch unzweckmäßiges Schuhwerk: Hohe Absätze lassen den Fuß im Schuh nach vorne rutschen. Das kann den Vorderfuß überlasten. Sind die Schuhe dann noch zu klein oder zu eng, stoßen die Zehen vorne an und verkrümmen sich. 

Sehr häufig sind Hammer- und Krallenzehen auch Begleiterscheinung einer anderen Zehen- oder Fußfehlstellung wie Hallux valgus , Spreiz-, Platt- oder Knickfuß. Sie beeinflussen sich gegenseitig negativ. Auch infolge einer rheumatoiden Arthritis können Hammer- und Krallenzehen auftreten. Weitere Ursachen können Erkrankungen des Zentralnervensystems und Verletzungen an Muskeln und Nerven des Unterschenkels oder Fußes sein.

Der kleine Unterschied: Hammer- und Krallenzehen 

Auch wenn die Bezeichnungen Hammer- und Krallenzehen oft synonym verwendet werden - Experten unterscheiden zwischen zwei unterschiedlichen Arten der Verformung.

Die sogenannte Hammerzehe (Digitus malleus) erkennt man an ihrer ausgeprägten Krümmung zwischen erstem und zweitem Zehenglied. Sie bildet an dieser Stelle, seltener auch im Zehenendgelenk, einen deutlichen Höcker. Die restlichen Glieder der Zehe bleiben gestreckt. 

Die sogenannte Krallenzehe ist doppelt gekrümmt, in ihrem Mittel- und in ihrem Endgelenk - wie eine Kralle. Das Zehengrundgelenk ist dabei meist stark überstreckt oder komplett ausgerenkt. Die Zehe verliert eventuell völlig den Kontakt zum Boden. 

Beide Fehlstellungen betreffen in der Regel die Kleinzehen, selten den großen Zeh. 

Wenn der Schuh mehr und mehr drückt

Am Anfang haben Sie vielleicht noch keine Beschwerden. Doch wenn sich Ihre Zehen immer weiter verformen, ist das mehr als ein kosmetisches Problem: Unbehandelt können Hammer- und Krallenzehen Sie in Ihrem alltäglichen Leben zunehmend einschränken und für erhebliche Schmerzen sorgen. Es bilden sich unangenehme Druckstellen und Hornhautschwielen sowie Hühneraugen - besonders dort, wo die verformten Zehen gegen den Schuh drücken.

Schreitet die Fehlstellung ungehindert fort, verschlimmern sich meist auch die Symptome. Bleiben im Frühstadium die Zehen noch flexibel, versteifen sie sich im weiteren Verlauf oft zunehmend. 

Wann Sie zum Arzt gehen sollten

Wenn Sie Veränderungen an Ihren Zehen bemerken, sprechen Sie Ihren Arzt darauf an. Er überweist Sie bei Bedarf an einen Facharzt für Fußerkrankungen (Podologe). Anhand des typischen Erscheinungsbildes der verkrümmten Zehen und gegebenenfalls anhand der charakteristischen Schwielen an den Druckstellen lässt sich die Art der Zehenfehlstellung meist schnell identifizieren. In der Regel fertigt Ihr Arzt zusätzlich Röntgenaufnahmen an, um das Ausmaß der Verformung zu bestimmen. So lässt sich feststellen, ob der Zeh bereits aus seinem Gelenk gerutscht ist (Luxation) oder ob das Gelenk bereits Verschleißerscheinungen (Arthrose) aufweist. 

Auf Basis der Ergebnisse der körperlichen Untersuchung und der Röntgenaufnahmen plant Ihr Arzt zusammen mit Ihnen die bestmöglichen Therapiemaßnahmen. 

Zehenfehlstellungen vorbeugen und behandeln 

Bei beginnender, leichter Fehlstellung, schwachen Druckstellen und noch flexiblen Zehen ist eine Operation in vielen Fällen nicht nötig. Beugen Sie gezielt vor und lindern Sie Beschwerden, sodass sich die Fehlstellung nicht weiter verschlimmert oder im besten Fall gar nicht erst entsteht: 

  • Tragen Sie gut sitzende, bequeme Schuhe (wichtig: Bewegungsfreiheit für die Zehen, gute Polsterung). Filzringe und Gummipolster können Druckbeschwerden mindern. 
  • Trainieren Sie durch regelmäßiges Barfußlaufen Ihre Fußmuskulatur.
  • Üben Sie bewusst richtiges Gehen: den Fuß bei jedem Schritt bis zur Zehe abrollen, die Zehen beim Gehen nicht einkrallen.
  • Medizinische Fußpflege hilft bei Hühneraugen und Schwielen.
  • Orthopädisches Schuhwerk oder Einlagen gegen Fußfehlstellung (zum Beispiel Spreizfußeinlagen), spezielle Nachtschienen und Verbände können das Fortschreiten einer bereits vorhandenen Verformung verzögern und Beschwerden lindern. 
  • Sorgen Sie durch regelmäßige Zehengymnastik und Physiotherapie für mehr muskuläre Balance und Flexibilität Ihrer Zehenmuskulatur.

Gute Prognose mit OP

Wenn die Fehlstellung sehr ausgeprägt ist oder konservative Methoden keinen Erfolg zeigen, hilft meist nur eine operative Korrektur. Die Prognose ist grundsätzlich gut: In vielen Fällen lassen sich Fehlstellungen und Versteifungen durch chirurgische Eingriffe dauerhaft berichtigen.

Ist die Fehlstellung gering und die Zehe noch beweglich, werden die verkürzten Sehnen verlagert oder verlängert, um den Zeh wieder zu begradigen. Ist er stärker verformt, korrigiert der Chirurg entweder die Position der Knochen, versteift das Zehengelenk und/oder entfernt Teile des Zehenknochens, zum Beispiel das Köpfchen des Zehengrundgliedes. Das nimmt der Sehne die Spannung.

Nach der OP stabilisiert meist ein gerader, dünner Draht für zwei bis drei Wochen die korrigierte Zehe. Danach können Sie Ihren Fuß in der Regel wieder voll belasten.