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Eine Zahnlücke muss nicht immer ein Makel sein, sondern kann auch als individuelle Besonderheit angesehen werden, die mit Stolz getragen wird. So wie jedes Gesicht ist auch jedes Gebiss unterschiedlich. Es gibt verschiedene Zahnstellungen, -formen und -farben. Die These, dass nur ein makelloses Gebiss erfolgreich macht, stimmt nur bedingt.

Klinisch reines Zahnweiß ist nicht natürlich

Und doch wollen Tausende Jugendliche jährlich ihre Zähne so lückenlos, gerade und weiß haben wie ihre Vorbilder aus dem Showgeschäft. Vieles ist machbar, doch nicht alles ist nötig, manches sogar schädlich. Und was man nicht vergessen sollte: So strahlend weiß, wie manches Titelblatt-Lächeln aussieht, ist es meist gar nicht, dank perfekter Fotobearbeitung.

Der Wunsch, klinisch reine weiße Zähen zu zeigen, lässt viele zu Zahnweiß-Zahncremes greifen. Aufwendigere Prozeduren, wie Bleaching (Bleichen) oder Veneers (Keramikverblendung), sind dann doch zu kostspielig, zumal für Jugendliche.

Inzwischen ist jede fünfte Zahncreme mit dem Zahnweißer-Effekt ausgestattet. Wer Zahnweiß-Cremes nutzt, sollte eines wissen: Blendend weiß werden Zähne damit nur in den seltensten Fällen. Denn sie beseitigen nur dunkle Beläge, die durch Kaffee, Tee oder Nikotin entstehen. Sie fördern die Naturfarbe der Zähne ans Tageslicht, und die ist meist elfenbeinfarben bis hellgelb. Da hilft alles Schrubben nichts.

Wirksam sind die Pasten durchaus - es kommt aber auf das Produkt an, wie Tests der Verbraucherzeitschriften Öko-Test und Stiftung Warentest belegen. In manchen Pasten waren die Putzkörper aber so stark, dass der sogenannte "Abrasionswert" (Abrieb-Wert) weit über 100 lag. Anstatt schonend zu reinigen, wirken sie wie Schmirgelpapier.

Ein Wert von 250 gilt als zulässiger Höchstwert, der aber von Experten als viel zu hoch kritisiert wird. Manche Pasten sind wiederum so schwach, dass man getrost auch zur normalen Zahnpasta greifen kann. Außerdem enthalten einige Pasten Stoffe, die Zahnfleisch und Schleimhaut angreifen. Die Putzkörper schwächen freiliegende Zahnhälse, das Dentin (Zahnbein) geht nach und nach verloren.

Zahnfehlstellungen - wann ist eine Behandlung notwendig?

Dass die Zähne meist nicht wie Perlen an einer Schnur aufgereiht sind, kann, muss aber nicht weiter bedenklich sein. Viele leben damit glücklich und zufrieden. Ein "perfektes Gebiss" hat nur etwa jeder zwanzigste Deutsche.

Den Biss zu "entschärfen" ist wirklich nur notwendig, wenn gesundheitliche Beschwerden drohen. Etwa wenn es regelmäßig zu Schleimhauteinbissen und Zahnfleischverletzungen kommt, Gleithindernisse bestehen oder wenn tatsächlich die Beißfähigkeit beeinträchtigt ist. Zahn- und Kieferanomalien können zu Kiefergelenksproblemen führen, zu Kopfschmerzen und Bewegungseinschränkungen, vermutlich auch zu Tinnitus.

Meist ist dann der Kieferorthopäde gefordert. Oft geht es darum, schon in jungen Jahren das Wachstum unterentwickelter Kieferteile anzuregen oder Knochenteile, die sich zu stark entwickelt haben, in ihrer Wachstumsentwicklung zu hemmen. Korrigierte Zahnreihen lassen sich dann leichter reinigen und sind weniger anfällig für Karies.

Kieferorthopädisch behandelt werden in Deutschland nach Angaben der Deutschen Zahnärztekammer zwischen 40 und 60 Prozent aller Jugendlichen.  Etwa die Hälfte hat so gravierende Fehlstellungen, dass sie mit festsitzenden Apparaturen korrigiert werden müssen. Die meisten Patienten sind zwischen neun und 13 Jahren alt.

Was kann man selber tun?

Verfärbung kann man meist schon verhindern, in dem man auf abdunkelnde Substanzen wie Kaffee, Tee oder vor allem Zigaretten verzichtet.

Zahnfehlstellungen kann in jungen Jahren, am besten während der Kindheit, vorgebeugt werden. Eltern sollten dabei darauf achten, ihren Kleinen Angewohnheiten wie Daumenlutschen oder Lippenbeißen abzugewöhnen. Auch die Pflege der Milchzähne ist sehr wichtig, um eine vorzeitige Zerstörung oder den Verlust zu vermeiden.

Die Milchzähne sind Platzhalter für die bleibenden Zähne. Ist einer oder sind gar mehrere nicht mehr vorhanden, gerät das gesamte System der endgültigen Platzzuteilung ins Wanken: Nachbarzähne wandern in die Lücke, oder die falschen "Lückenbüßer" kippen - und nehmen den nachwachsenden Zähnen den Platz. Vorzeitig verlorene Milchzähen sind ein häufiger Grund für spätere Zahnlücken.

Jeder kann selbst eine Menge tun, um seinem Ideal eines schönen Gebisses näher zu kommen. Doch zu viel des Guten ist oft schädlich. Auch wenn die Initiative Kiefergesundheit mit dem Broschürentitel wirbt: "Schöne Zähne - Spiegel ihrer Persönlichkeit". Echte Persönlichkeiten brauchen ihre kleinen und natürlichen Fehler nicht zu verstecken. Denn die machen einen Teil ihrer Persönlichkeit aus. Viel wichtiger sind gesunde Zähne.