Die Digitalisierung im Gesundheitswesen stand im Mittelpunkt
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen war das zentrale Thema der Herbsttagung des Verwaltungsrats. Von besonderem Interesse war dabei der gleichnamige Gastvortrag von Christiane Woopen, Professorin für Ethik und Theorie der Medizin an der Universität Köln und seit 2017 Vorsitzende des Europäischen Ethikrats.

Die Selbstverwaltung begleitet dieses für die TK und das gesamte Gesundheitssystem elementare Thema bereits über einen langen Zeitraum. "Ende 2015 haben wir mit dem Verwaltungsrat den ersten digitalen Versorgungspfad im Foyer der TK-Unternehmenszentrale besucht und uns über die seinerzeit aktuellen digitalen Angebote informiert. Hierzu zählten unter anderem Online-Therapien bei Diabetes und Kopfschmerz", erinnerte Dieter F. Märtens, Alternierender Vorsitzender des TK-Verwaltungsrats, der bei seiner Auftaktrede im Plenum kurz Bilanz zog.
Sitzung des Verwaltungsrats in Hamburg

Die Geburtsstunde von TK-Safe
Seitdem ging es Schlag auf Schlag: Nur ein gutes Jahr später - im Dezember 2016 - hatte der Verwaltungsrat beschlossen, eine Regelung für die Einführung einer persönlichen elektronischen Gesundheitsakte in die TK-Satzung aufzunehmen. Damit wurden damals die rechtlichen Voraussetzungen für die erfolgreiche Einführung von TK-Safe im vergangenen Jahr geschaffen.
Zuletzt hatte sich der Verwaltungsrat im September 2018 ausführlich mit den digitalen Versorgungsangeboten der TK befasst. Dabei ging es nicht nur um die elektronische Gesundheitsakte TK Safe, sondern unter anderem um Innovationen wie BabyBe, den TK-GesundheitsCoach, die TK-App und die Telekardiologie. "Besonders im Gedächtnis sind mir die Innovationen für die Förderung Frühgeborener geblieben", sagte der Vorsitzende. Er erinnerte an BabyBe, die Hightech-Matratze, über die Frühchen im Brutkasten das Gefühl haben, auf dem Oberkörper der Eltern zu liegen.
Digitale Gesundheitskompetenz wird gestützt
Aber es ging dem Verwaltungsrat nicht nur um digitale Produkte und digitalen Service selbst, sondern auch um die digitale Gesundheitskompetenz. "Digitalisierung funktioniert nämlich nur dann, wenn die Versicherten und Patienten die Kompetenz haben, die neuen Angebote auch für ihre eigene Gesundheit zu nutzen", hob Märtens zum Abschluss seines Rückblicks hervor.
Deshalb hatte der Verwaltungsrat 2018 eine Resolution verabschiedet. In der fordert das Aufsichtsgremium der TK eine systematische Verankerung der digitalen Gesundheitskompetenz in allen aktuellen Initiativen zur Digitalisierung des Gesundheitswesens.
Marktwert wie das deutsche Bruttoinlandsprodukt
Im Vortrag von Professorin Dr. Christiane Woopen ging es um ethische Prinzipien der Digitalisierung im Gesundheitswesen. Daten sind das neue Öl oder das neue Gold heißt es immer wieder in Metaphern. Und in der Tat ist der ökonomische Wert, der mit Daten, der Technik und Technologien wie der künstlichen Intelligenz verbunden ist, unfassbar hoch. "So hatten Google, Amazon, Microsoft, Apple und Facebook 2018 zusammen einen Marktwert von 3,8 Billionen US-Dollar. Das entspricht dem Bruttoinlandsprodukt der Bundesrepublik Deutschland von 2017", unterstrich Woopen.
Alle diese Unternehmen sind mittlerweile in der Gesundheitsbranche tätig. "Was ist das für eine Gestaltungskraft, die darin besteht, das Geld, die Daten, die Technologie und das Know-how zu besitzen, um die Digitalisierung voranzutreiben", sagte die Professorin. Das seien Bedingungen, die wir uns vor Augen führen müssen, damit wir wissen, womit wir es zu tun haben.
Aus dem Zweikampf wird ein Dreikampf
Geprägt ist die Digitalisierung von einem globalen Wettkampf zwischen den USA und China. In deren Mitte möchte sich jetzt Europa aufstellen - auf der Grundlage der Charta der Grundrechte der Europäischen Union, auf Werten beruhend. Dafür hat der Europäische Ethikrat Prinzipien identifiziert. Anhand dieser Prinzipien zeigte Woopen dem Verwaltungsrat beispielhaft auf, was man daraus für die Gestaltung der digitalen Gesundheitsversorgung der Zukunft ableiten kann.
Die Verantwortung für die digitale Gesundheitsversorgung der Zukunft sieht die Professorin darin, dafür zu sorgen, dass
- der Patient selbst über seine Gesundheitsdaten verfügt und sich fachkundig und selbstständig in einem kompetenten Gesundheitssystem bewegen kann,
- das Gesundheitssystem vernetzt um den Patienten herum ausgebaut wird,
- der Patient evidenzbasiert und effizient versorgt wird,
- die Daten aus der Gesundheitsversorgung kontinuierlich wissenschaftlich ausgewertet werden,
- die Entwicklung von Medikamenten und Medizintechnik sowie auch die klinische Forschung durch den Rückgriff auf Datensätze effizienter wird und
- der solidarische Charakter der Krankenversicherung gestärkt wird.
Das Menschliche muss bleiben
"Wir kennen den Spruch ‚an apple a day keeps the doctor away‘. Der wird nach und nach zu ‚an app a day keeps the doctor away‘", zitierte Woopen am Ende ihres Vortrags. Sie habe aber wenig Sorge, weil sie glaube, dass die Digitalisierung Ärzten und den Menschen in anderen Gesundheitsberufen Leistungen erleichtert, weil sie unterstützt. Man sollte sich bei allen Bestrebungen auf diesem Markt jedoch auf etwas rückbesinnen, was in der Antike selbstverständlich war, als man diese modernen Mittel und Möglichkeiten noch nicht hatte. Denn es müsse selbst bei der digitalen Gesundheitsversorgung der Zukunft immer auch um menschliche Zuwendung, Begegnung, Begleitung sowie um das authentische Arzt-Patienten-Verhältnis gehen.
Sitzungstermine des TK-Verwaltungsrats