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Ein Bandscheibenvorfall im unteren Teil der Wirbelsäule ist eine häufige Ursache von Kreuzschmerzen. Er kann auch zu Ischiasbeschwerden führen, bei denen die Schmerzen bis ins Bein ziehen. Meistens erholt man sich von solchen Beschwerden innerhalb von etwa sechs Wochen. Bis dahin reicht es oft aus, die Schmerzen zu lindern und so gut es geht aktiv zu bleiben. Häufig wird auch physiotherapeutisch behandelt.

Eine Operation kommt infrage, wenn ein Bandscheibenvorfall zu einem akuten Notfall wird oder wenn starke Schmerzen trotz aller Behandlungsversuche über längere Zeit bestehen bleiben. In Deutschland gehören Operationen an der Wirbelsäule zu den häufigsten chirurgischen Eingriffen. Manche Menschen lassen sich auch mehrfach operieren.

Nach einer Operation wird eine Vielzahl unterschiedlicher Rehabilitationsprogramme angeboten. Manche Ärzte empfehlen, die Rehabilitation unter physiotherapeutischer Anleitung unmittelbar nach der Operation zu beginnen. Andere empfehlen, erst einmal abzuwarten. Es gibt auch unterschiedliche Empfehlungen dazu, wie intensiv das Rehabilitationstraining sein soll.

Studien zur Rehabilitation

Eine Wissenschaftlergruppe des internationalen Forschungsnetzwerks Cochrane Collaboration hat nach Studien gesucht, in denen Rehabilitationsprogramme im Anschluss an eine Bandscheiben-Operation untersucht wurden. Am aussagekräftigsten sind sogenannte randomisierte kontrollierte Studien. Die Wissenschaftlergruppe fand 22 solcher Studien. Daran nahmen insgesamt 2500 Personen teil, die an einer Bandscheibe im Lendenwirbelbereich operiert wurden.

In den meisten Studien begann die Rehabilitation 4 bis 6 Wochen nach der Operation. Das Training im Rahmen der Rehabilitation unterschied sich von Studie zu Studie deutlich: Es umfasste unter anderem Ausdauertraining, Rückenschulungen, Dehnübungen und Krafttraining für Rücken und Bauch. Das Training fand 1- bis 3-mal pro Woche statt und dauerte 30 bis 90 Minuten. Die meisten Rehabilitationsprogramme liefen bis zu zwölf Wochen. Die meisten Studien untersuchten, ob eine Rehabilitation die Schmerzen lindern und die Beweglichkeit wieder verbessern kann.

Rehabilitation kann Genesung etwas beschleunigen

Insgesamt deuten die Studien darauf hin, dass eine Rehabilitation kurzfristig die Schmerzen lindern kann und die Beweglichkeit verbessert. Ob diese Wirkung auch längerfristig anhält, ist weniger gut untersucht.

Die Wissenschaftler fanden zudem eine gut gemachte Studie, die untersucht hatte, ob eine Rehabilitation die Zeit bis zur Rückkehr in den Beruf verkürzen kann. Das untersuchte Programm wurde von einer gesetzlichen Krankenkasse in Belgien angeboten. Die Teilnehmenden wurden während der Rehabilitation von Ärztinnen und Ärzten begleitet, die sie einmal im Monat persönlich berieten, anleiteten und bei Bedarf zum Beispiel zur Physiotherapie überwiesen. Das Ergebnis der Studie:

  • Ohne Rehabilitation waren nach einem Jahr 82 von 100 Teilnehmenden an ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt.
  • Mit Rehabilitation hatten zu diesem Zeitpunkt 90 von 100 Teilnehmenden ihre Arbeit wiederaufgenommen.

Aus der Studie ergaben sich keine Hinweise darauf, dass eine Rehabilitation das Risiko für Verletzungen oder eine erneute Operation erhöht.

Es gibt Hinweise, dass eine Rehabilitation, die bereits innerhalb der ersten vier Wochen nach der Operation beginnt, Rückenschmerzen eher lindert als eine spätere Rehabilitation oder keine, ohne dass sich das Risiko für unerwünschte Folgen erhöht. Die Vor- und Nachteile einer Rehabilitation, die unmittelbar nach einer Bandscheiben-Operation beginnt, wurden bislang aber kaum in Studien untersucht. Sie lassen sich daher derzeit nicht sicher abschätzen.