Stuttgart, 23. April 2024. Im Südwesten wurden im vergangenen Jahr nach Angaben der Techniker Krankenkasse (TK) Arzneimittel im Wert von rund sieben Milliarden Euro für die gesetzlich versicherten Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger verordnet. Gegenüber dem Jahr 2022 ist das ein Anstieg um sechs Prozent, im Vergleich zu 2018 sogar um rund 22 Prozent. Die TK bezieht sich dabei auf aktuelle Daten des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenversicherung.

Patentgeschützten Arzneimitteln verursachen Preisanstieg

Statistisch gesehen belief sich der Wert der Arzneimittelverordnungen in Baden-Württemberg im Jahr 2023 auf rund 739 Euro pro gesetzlich versicherter Person, vor fünf Jahren waren es noch 620 Euro. Der Bundesdurchschnitt liegt laut TK bei 780 Euro. "Der Anstieg ist vor allem auf Preissteigerungen bei patentgeschützten Arzneimitteln zurückzuführen", sagt Nadia Mussa, Leiterin der TK-Landesvertretung Baden-Württemberg. Diese patentgeschützten Arzneimittel sind als Originalpräparate durch ein Patent geschützt. Erst nach Ablauf des Patentschutzes dürfen Nachahmerprodukte (Generika) produziert werden. Patentgeschützte Arzneimittel machen in Baden-Württemberg ähnlich wie im gesamten Bundesgebiet derzeit knapp 50 Prozent des Bruttoumsatzes der Arzneimittel aus.

Solche Medikamente finden sich insbesondere bei den Mitteln zur Behandlung von Krebs sowie zur Unterdrückung des Immunsystems, die etwa bei Typ-1-Diabetes oder Multipler Sklerose eingesetzt werden. "Bei diesen beiden Medikamentengruppen zusammen ist zwischen 2018 und 2023 ein Kostenanstieg um knapp 40 Prozent von rund 1,05 Milliarden Euro auf 1,46 Milliarden Euro in Baden-Württemberg zu verzeichnen", betont Mussa. 

Kostenentwicklung nicht nachvollziehbar

"Aufgrund intransparenter Forschungs- und Entwicklungskosten ist nicht nachvollziehbar, auf welcher Grundlage die extrem hohen Preise - nicht selten im sechsstelligen- und sogar im Millionenbereich - zustande kommen." Die Leiterin der TK-Landesvertretung fordert deshalb neue Wege in der Preisbildung bei Arzneimitteln, die frisch auf den Markt kommen: "Auch in Zukunft sollen alle Patientinnen und Patienten von neuen Therapiemöglichkeiten profitieren. Dafür brauchen wir faire Preise mit fairen Gewinnen für echte Innovationen."

Zu den patentgeschützten Arzneimitteln gehören auch Medikamente für gentherapeutische Behandlungen. Derzeit sind nach Angaben der TK 15 Gentherapeutika in Deutschland zugelassen, fast 50 befinden sich in der Pipeline und könnten in den nächsten Jahren auf den Markt kommen. Die Kosten für diese Arzneimittel lagen bei Markteintritt zwischen rund 300.000 Euro und 4,2 Millionen Euro pro Behandlung. "Mit diesen Medikamenten sind sehr große Erwartungen verbunden. Damit diese erfüllt werden können, dürfen sie das Gesundheitssystem finanziell nicht überlasten", so Mussa.