TK: Herr Beck, die im letzten Jahr veröffentlichte Strategie "Sachsen-Anhalt Digital 2030" schließt auch die Gesundheitsversorgung und Pflege ein. Welche Chancen bietet die Digitalisierung in einem Flächenland wie Sachsen-Anhalt für diese Bereiche, insbesondere mit Blick auf den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel?

Wolfgang Beck: Die Digitalisierung kann viele Lösungen für die öffentliche Daseinsvorsorge anbieten, gerade im ländlichen Raum. Um die medizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten auch künftig wohnortnah und in hoher Qualität sicherzustellen, kann beispielsweise die Versorgung in Arztpraxen und Krankenhäusern durch Telemedizin ergänzt und unterstützt werden.

Zudem profitiert der Gesundheitssektor von einer besseren Vernetzung, die durch die Digitalisierung ermöglicht wird. Das betrifft sektorenübergreifend Krankenhäuser, Unikliniken, Pflegeeinrichtungen, die niedergelassene Ärzteschaft, den Rettungsdienst sowie Krankenversicherungen. Mit Umsetzung der Krankenhausreform und des Landeskrankenhausgutachtens wird es zu weiteren Kooperationen und einer Konzentration von Leistungen kommen. Auch dabei wird die Digitalisierung eine große Rolle spielen.

Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen in Sachsen-Anhalt profitieren bei der Umsetzung von digitalen Projekten bereits von den finanziellen Mitteln aus dem Corona-Sondervermögen. Digitalisierung ist zudem aus modernen Berufsbildern nicht mehr wegzudenken. Attraktive Arbeitsbedingungen speisen sich vielfach aus den Chancen und Möglichkeiten der Digitalisierung. Dies ist insbesondere für junge Menschen von großer Bedeutung und hilft uns bei der Fachkräftegewinnung.

Wolf­gang Beck

Wolfgang Beck, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt Das Bild ist noch nicht vollständig geladen. Falls Sie dieses Bild drucken möchten, brechen Sie den Prozess ab und warten Sie, bis das Bild komplett geladen ist. Starten Sie dann den Druckprozess erneut.
Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt

TK: Dem Ministerium für Digitalisierung obliegt die Federführung der Digitalstrategie. Neben Ihrem Haus betrifft das Thema Gesundheitsversorgung auch das Innenministerium und das Wissenschaftsministerium. Wie sieht die Rollenverteilung zwischen den Beteiligten aus?

Beck: Die Dachstrategie "Sachsen-Anhalt Digital 2030" enthält mehr als 150 konkrete Ziele zur Digitalisierung des Landes. Die Landesregierung hat sich auf eine ressortübergreifende Zusammenarbeit verständigt. Die Steuerung und das Controlling obliegt dem Digitalisierungsministerium des Landes Sachsen-Anhalt. Die Inhalte werden in den entsprechenden Ressorts erarbeitet. Wo es Überschneidungen oder Berührungspunkte gibt, setzen wir natürlich auf die bewährte Zusammenarbeit. Gerade im Gesundheitsbereich sind mehrere Ressorts gefragt, die anstehenden Herausforderungen zu bewältigen.

TK: Was sind aus Ihrer Sicht die drei wichtigsten Punkte, die die Landesregierung seit ihrem Amtsantritt im Bereich der digitalen Gesundheit bereits initiiert beziehungsweise auf den Weg gebracht hat? Welche Top-Drei-Themen stehen bis zum Ende der Legislatur noch auf der Agenda?

Beck: Die Digitalisierung im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) wird weiter vorangetrieben. Die Kommunen werden über Bundesmittel bei der Erhöhung des Digitalisierungsgrades des ÖGD unterstützt und durch das Landesgesundheitsministerium dabei begleitet. Dies wird uns auf jeden Fall weiter beschäftigen.

Die Unikliniken Halle und Magdeburg sollen regionale Steuerungsfunktionen übernehmen und eine gemeinsame telemedizinische Plattform betreiben. Ziel ist die Schaffung eines "Telemedizinischen Leuchtturms Sachsen-Anhalt". Aus Sicht des Arbeitsministeriums ist es auch notwendig, dass Beschäftigte in der Pflege selbst digitale Kompetenzen erwerben, um mit den neuen Herausforderungen in den Einrichtungen umgehen zu können. Hier soll es Weiterbildungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geben, damit diese Innovationsprozesse selbst mitgestalten können.

An der Martin-Luther-Universität soll ein Landeskompetenzzentrum Pflege digital errichtet werden, gefördert aus dem Corona-Sondervermögen. Zudem gibt es aber auch viele weitere wichtige Projekte, die die Digitalisierung des Landes weiter voranbringen. So ist Sachsen-Anhalt beispielsweise dem DigitalPakt Alter beigetreten und fördert weiterhin die digitalen Suchtberatungsstellen.

TK: Mit Blick auf die aktuelle Digitalstrategie: Worin sehen Sie die größten Herausforderungen, um die gesteckten Ziele zu erreichen und welche terminlichen Meilensteine gibt es?

Beck: Neben einer flächendeckenden Versorgung mit leistungsstarken Gigabitnetzen müssen wir auch digitale Kompetenzen vermitteln, in Aus-, Weiter- und Fortbildungen sollten digitale und technologische Veränderungen im Lehrplan verankert sein. Allerdings dürfen wir bei allen Vorteilen und Nutzen, die uns die Digitalisierung bietet, auch Niemanden vergessen, der zu der ganzen Thematik weniger Zugang hat. Für ältere Menschen ist es manchmal schwierig, sich auf neue digitale Geräte und den Umgang mit dem Internet einzulassen. Hier gibt es in den Kommunen bereits viele Angebote mit Anlaufstellen für Ratsuchende und Schulungen, beispielsweise zum Umgang mit Handys. Diese Angebote sind auch im DigitalPakt Alter gebündelt. Und digitale Sprechstunden können auch nicht immer einen Arztbesuch ersetzen. 

Zur Person

Wolfgang Beck ist seit Januar 2022 Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt. Zuvor leitete er zwei Jahre lang die Zentralabteilung und den Pandemiestab im Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration. Der Diplom-Verwaltungswissenschaftler trat 1992 in den Landesdienst, zuerst als Referent der Arbeitsmarktpolitik im Ministerium für Arbeit und Soziales und anschließend in verschiedenen Leitungspositionen im Arbeitsmarktreferat.