Kiel, 15. März 2024. Im Jahr 2023 ist die Anzahl der Organtransplantationen in Schleswig-Holstein im Vergleich zu den Vorjahren weiter zurückgegangen. Das teilt die Techniker Krankenkasse (TK) heute mit und beruft sich dabei auf Daten der Stiftung Eurotransplant. Demnach wurden im vergangenen Jahr 124 Organe transplantiert. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 waren es im selben Zeitraum 138 Transplantationen (2021: 141; 2020: 167). Damit verzeichnet Schleswig-Holstein weiterhin einen Abwärtstrend. Im Gegensatz dazu sind die bundesweiten Spenden das erste Mal seit langem wieder gestiegen (2020: 3.843; 2021: 3.789; 2022: 3.624; 2023: 3.907).

Hohe Spendenbereitschaft aber wenig dokumentierte Entscheidungen

"Allein in Schleswig-Holstein warten aktuell 394 Menschen auf ein lebensrettendes Spenderorgan - drei davon sind minderjährig. Umso wichtiger ist es, dass sich jeder und jede mit dem Thema Organspende auseinandersetzt und die Entscheidung auf dem Organspendeausweis oder nun auch digital über das Onlineregister festhält", betont Sören Schmidt-Bodenstein, Leiter der TK-Landesvertretung Schleswig-Holstein. Laut einer bundesweit repräsentativen Forsa-Befragung im Auftrag der TK mit Teilergebnissen aus Norddeutschland, also den Bundesländern Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Bremen und Niedersachsen besitzen 54 Prozent der Norddeutschen einen ausgefüllten Spenderausweis. Deutlich mehr Menschen wären jedoch dazu bereit, ihre Organe nach dem Tod zu spenden (83 Prozent). Für eine möglichst niederschwellige Dokumentation der Entscheidung ist ab dem 18. März 2024 das lange geplante, digitale Organspende-Register zugänglich. Dieses ermöglicht allen Bürgerinnen und Bürgern ihre Entscheidung für oder gegen eine Organ- und Gewebespende online und kostenlos festzuhalten. Bis zum 1. Juli sollen die Entnahmekrankenhäuser in der Lage sein, die Erklärungen zu suchen und abzurufen.

Organempfängerin appelliert: informieren, entscheiden, dokumentieren

Warum es so wichtig ist, sich mit dem Thema Organspende auseinanderzusetzen, erzählt Nathalie Flux (48) der TK im  Interview . Sie erhielt 2019 eine lebensrettende Spenderleber. "Ich sensibilisiere immer für die Vorstellung, dass man plötzlich mit der Entscheidung zur Organspende von einer nahestehenden Person konfrontiert wird." Eine Entscheidung in dieser emotionalen Situation ist für Angehörige kaum zumutbar. "Deshalb kann ich nur dazu appellieren, sich selbst frühestmöglich zu entscheiden und dies nicht seinen Angehörigen zuzumuten", so Nathalie Flux.

Hinweis für die Redaktion

Die aktuellen Wartelistezahlen (Stand 1. Januar 2024) sowie die Transplantationszahlen stammen von der Stiftung Eurotransplant mit Sitz in Leiden/Niederlande. Eurotransplant ist verantwortlich für die Zuteilung von Spenderorganen in acht europäischen Ländern.

Für die bevölkerungsrepräsentative, telefonische Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa vom 11. April bis 2. Mai 2023 bundesweit insgesamt 1.400 Personen ab 18 Jahre (200 Personen pro Ländergebiet) mit anschließender Proportionalisierung der Gesamtergebnisse). Die hier ausgewiesenen Teilergebnisse der bundesweiten Studie beziehen sich auf Norddeutschland; also die nördlichen Bundesländer Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern.