Zur Sache: Internationaler Tag der Pflegenden - Was kann Hamburg tun?
Interview aus Hamburg
Der 12. Mai ist Internationaler Tag der Pflegenden und damit denjenigen gewidmet, die derzeit weltweit in Pflegeberufen arbeiten. In Deutschland sind das aktuell fast 1,6 Millionen Beschäftigte - und der Bedarf an weiteren Pflegekräften ist groß.
Linus Görg ist selbst als Gesundheits- und Krankenpfleger am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf tätig und studiert Sozialökonomie an der Uni Hamburg. Seit 2020 ist er zudem Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaftsfraktion für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und Fachsprecher für Pflege, Inklusion und Gesundheitsförderung. Im Interview blickt er aus seiner beruflichen und politischen Perspektive auf den Internationalen Tag der Pflege.
TK: Herr Görg, welche Maßnahmen braucht es aus Ihrer Sicht, um den Pflegeberuf langfristig attraktiver zu machen?
Linus Görg: In meinen Augen ist der Pflegeberuf schon jetzt ein sehr attraktiver Beruf, innerhalb dessen man ausgesprochen spannende Karrierewege beschreiten kann. Um das noch weiter zu erleichtern und zu ermöglichen, brauchen wir ein Pflegebildungssystem, welches möglichst durchlässig gestaltet ist, und wir brauchen eine stabile gesetzliche Grundlage für all die spannenden neuen Berufsbilder, wie z.B. Community Health Nursing, Advanced Practice Nursing und Schulgesundheitspflege. Die Pflegecommunity setzt in dieser Hinsicht große Hoffnungen auf das Pflegekompetenzgesetz.
Um den pflegerischen Alltag in den Einrichtungen und Kliniken attraktiv zu gestalten, gehören solche Dinge wie Verlässlichkeit in der Dienstplanung, zeitnaher Abbau von Überstunden, umfassende Einarbeitungskonzepte, die auch angewendet werden und eine gute Personalentwicklung heutzutage zum Standard. Dies wird, wie mir berichtet wurde, wie ich aber auch am eigenen Leib erfahren durfte, in Hamburg an vielen Stellen schon gut umgesetzt.
Was wir jetzt zeitnah brauchen, ist ein Studienangebot für Pflegelehrer*innen an einer staatlichen Hamburger Hochschule.
TK: Seit 2023 wird die Pflegepersonalregelung (PPR 2.0) in Modellversuchen erprobt und sollte ursprünglich zum 1. Januar dieses Jahres verbindlich eingeführt werden. Die Einführung scheint sich aber weiter zu verzögern. Was erhoffen Sie sich von der PPR 2.0, und wird die PPR 2.0 tatsächlich zu einer Entlastung der Pflegekräfte führen?
Görg: Die PPR 2.0 ist in erster Linie ein Instrument, mit welchem sich der tatsächliche Pflegeaufwand endlich realistisch darstellen lässt. Wenn es den Kliniken gelingt, die Personalbedarfe, die die PPR 2.0 aufzeigen wird, zu decken, bedeutet sie sicher eine Entlastung für die Kolleg*innen. In vielen Fällen werden Stellen allerdings, so wie auch jetzt schon, nicht besetzt werden können. Dennoch halte ich es für wichtig, den realen Pflegeaufwand transparent darzustellen.
TK: In Hamburg wurde schon viel auf den Weg gebracht, um Pflegekräfte zu entlasten, die Ausbildung attraktiver zu machen und die Arbeitsbedingungen in der Pflege zu verbessern. Was kann in Hamburg noch umgesetzt werden?
Görg: Was wir jetzt zeitnah brauchen, ist ein Studienangebot für Pflegelehrer*innen an einer staatlichen Hamburger Hochschule. Wir können die Ausbildungskapazitäten in der Pflege nicht weiter erhöhen, wenn uns die Lehrenden an den Pflegeschulen und -hochschulen fehlen. Wir haben vor einiger Zeit einen entsprechenden Antrag in die Bürgerschaft eingebracht und hoffen auf eine zügige Umsetzung.
Hintergrund
In Hamburg unterstützt das Gesundheitsmanagement der TK über die Förderung "Starke Pflege" ausgewählte Entwicklungsprojekte des UKE "INside HR". "Arbeiten 5.0" sorgt mit flexiblen Arbeitszeitmodellen für eine bessere Work-Life-Balance von Pflegekräften. Ein weiteres Projekt zielt auf eine bessere Stress- und Traumaprävention durch die Ausbildung von sogenannten Peer-Beraterinnen und -Beratern ab.
Einen Überblick über aktuelle Hamburger Projekte und Angebote der TK im Bereich Pflege gibt es auf der Themenseite "Gut gepflegt in Hamburg" .