Hannover, 10. Mai 2023. Nur vom Bett auf den Stuhl, in den Sessel und wieder zurück: Die fehlende Mobilität Pflegebedürftiger mündet oftmals in völliger Passivität und Inaktivität mit weitreichenden körperlichen, seelischen und geistigen Folgen. Mit einem speziellen physiogestützten Starke-Pflege-Programm hat das St. Anna-Stift im niedersächsischen Kroge ein Leuchtturmprojekt mit Modellcharakter an den Start gebracht. Niedersachsens Sozialminister Dr. Andreas Philippi und Dirk Engelmann, Leiter der Techniker Krankenkasse (TK) Landesvertretung Niedersachsen, besuchen heute die Pflegeeinrichtung, um sich über das Bewegungsprogramm zu informieren. Ulrich Zerhusen, Geschäftsführer des Anna-Stifts in Kroge, erläutert ihnen dabei die Projekterfolge. Die TK unterstützt seit 2019 das Konzept mit rund 355.000 Euro, bei dem gesundheitsfördernde Maßnahmen für Mitarbeitende sowie für Pflegebedürftige umgesetzt werden.

Spürbare Verbesserungen erfordern Kraftanstrengung aller Beteiligten

Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi betonte: "Dieses Modellprojekt ist wirklich beispielhaft. Hier profitieren Bewohnerinnen und Bewohner wie auch die Pflegenden von dem ganzheitlichen Konzept. In unserer älter werdenden Gesellschaft steigt auch die Anzahl der dementiell Erkrankten und der Bedarf nach guter Betreuung. Um spürbare Verbesserungen für die Pflegedürftigen, ihre Angehörigen und die Pflegekräfte gleichermaßen zu erreichen, bedarf es einer immensen Kraftanstrengung aller beteiligten Akteurinnen und Akteure. Mit der Niedersächsischen Konzertierten Aktion Pflege (KAP.Ni) sitzen starke Partnerinnen und Partner an einem Tisch. Diese haben bereits wichtige Schritte zur Verbesserung der Situation auf den Weg gebracht. Aber wir sind uns alle einig, dass noch vieles vor uns liegt."

Konzepte zur Bewegungsförderung: Positiv nachhaltig für alle Beteiligten

Dirk Engelmann, Leiter der TK-Landesvertretung in Niedersachsen ergänzt: "Wir alle wünschen uns ein langes, gesundes und aktives Leben. Konzepte zur Bewegungsförderung zeigen, dass Bewohnerinnen und Bewohner in Pflegeeinrichtungen davon profitieren und schlussendlich sogar das Pflegepersonal dadurch entlastet wird. Als TK unterstützen wir daher stationäre, teilstationäre und ambulante Pflegeeinrichtungen sowie Krankenhäuser dabei, gesundheitsfördernde Strukturen nachhaltig in den Pflegealltag zu etablieren. Dabei stehen sowohl die Beschäftigten als auch die Pflegebedürftigen im Fokus." 

St. Anna-Stift Kroge wünscht sich eine intensive Zusammenarbeit mit Entscheidern auf Landesebene

 "Für die Dauer des Starke Pflege-Projektes ist das Angebot für die Bewohnenden kostenfrei. Durch die Unterstützung der TK sind bei uns täglich Ergo- und Physiotherapeuten im Hause, die pflegebedürftigen Menschen die Chance geben, durch Bewegung selbst aktiv an ihrer Mobilität und Wohlbefinden zu arbeiten. Doch Pflegebedürftige verdienen diese Lebensqualität dauerhaft, nicht nur für einen zeitlich begrenzten Projektzeitraum", sagte Ulrich Zerhusen, Geschäftsführer des St. Anna-Stiftes in Kroge. "Pflege entscheidet sich auf Landes - und nicht auf Bundesebene", so sein Appell an die Politik. Zerhusen wünscht sich deshalb eine intensive Zusammenarbeit mit Entscheidern auf Landesebene, damit nachhaltige Veränderungen in der Pflege keine leeren Worthülsen bleiben.

Gesundheit und Lebensqualität für Belegschaft und Bewohnende

Ziel des wissenschaftlich evaluierten Starke-Pflege-Projektes ist, durch regelmäßiges körperliches Training die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner zu steigern, ihre kognitiven Fähigkeiten zu stärken, das Sturzrisiko zu reduzieren und die psychosoziale Gesundheit zu erhalten. Somit lässt sich das Maß der Pflegebedürftigkeit stabil halten oder sogar senken. Zweimal wöchentlich erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein durch Therapeuten angeleitetes 45-minütiges Trainingsangebot, welches gezielt die Bereiche Kondition, Kraft, Beweglichkeit, Gleichgewicht und Koordination anspricht. Das Projekt bezieht auch die Belegschaft des St. Anna-Stiftes mit ein, denn die Gesundheit der Mitarbeitenden steht mit dem Wohlbefinden der Bewohnerinnen und Bewohner in ursächlichem Zusammenhang. 

Hinweis an die Redaktion:

Als erster vollstationärer Modellstandort in Deutschland wird im St. Anna-Stift Kroge ferner die  Silviahemmet-Philosophie für Menschen mit Demenz der schwedischen Königin Silvia konzeptionell umgesetzt. Das bedeutet: Die Versorgung richtet sich nach den Bedürfnissen des Erkrankten und nicht nach den allgemeinen Vorstellungen vom Krankheitsbild Demenz. Eine schmerzfreie und vor allem selbstbestimmte Lebensweise steht im Mittelpunkt.
 
TK-Förderantrag "Starke Pflege" für Einrichtungen, die Maßnahmen zur Gesundheitsförderung in ihrem Betrieb etablieren möchten.