Stuttgart, 20. Juni 2023. Die Digitalisierung des Gesundheitswesens ist in den Krankenhäusern in Baden-Württemberg angekommen. Voraussichtlich etwa 150 Kliniken erhalten nach Angaben der Techniker Krankenkasse (TK) insgesamt rund 550 Millionen Euro für über 650 Digitalisierungsmaßnahmen. Die Kliniken können die beantragten Mittel bei der L-Bank, der Förderbank des Landes, abrufen. Die Auszahlung hat bereits begonnen. Die TK bezieht sich dabei auf Angaben des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration.  

Krankenhäuser investieren in digitale Dokumentation

Das Geld stammt aus dem "Krankenhauszukunftsfonds", der bundesweit mit  rund 4,3 Milliarden Euro gefüllt ist. Die Bundesländer haben dafür 1,3 Milliarden Euro bereitgestellt, davon 167 Millionen Euro aus Baden-Württemberg. Fast alle Krankenhäuser im Südwesten investieren in den Aufbau einer digitalen Pflege- und Behandlungsdokumentation. "Die wertvolle Zeit der Pflegekräfte soll in die Arbeit mit den Patientinnen und Patienten fließen, möglichst wenig davon in die Dokumentation. Digitalisierung kann hier einen wertvollen Beitrag leisten", sagt Nadia Mussa, Leiterin der TK-Landesvertretung Baden-Württemberg. Rund 150 Maßnahmen - und damit fast 25 Prozent - fallen in diesen Bereich.

Aufbau von Patientenportalen

An zweiter Stelle steht der Aufbau von Patientenportalen. Mit ihrer Hilfe wollen die Kliniken die Kommunikation mit den Patientinnen und Patienten auf eine neue digitale Basis stellen. "Über die Patientenportale können nicht nur Daten und Unterlagen sicher ausgetauscht, sondern auch bereits von zu Hause Fragen zur Anamnese beantwortet oder Aufklärungsgespräche mit den Ärztinnen und Ärzten geführt werden", so Mussa. Die Patientenportale sollen zudem dazu beitragen, die Überleitung zum Hausarzt, in eine Reha-Einrichtung oder ein Pflegeheim möglichst reibungslos zu bewerkstelligen. 116 Maßnahmen wurden hier von den Kliniken im Südwesten beantragt.  

Digitales Medikationsmanagement

Ein weiterer wichtiger Punkt für die Krankenhäuser in Baden-Württemberg ist das digitale Medikationsmanagement. "Übertragungsfehler und unvollständige Dokumentation sind häufige Fehlerquellen bei der Arzneimitteltherapie im Krankenhaus. Ein digitales Medikationsmanagement kann hier Abhilfe schaffen", betont Nadia Mussa. Hier wurden rund 100 Anträge auf finanzielle Förderung gestellt.

Unterstützt werden darüber hinaus unter anderem Maßnahmen der Kliniken zur Modernisierung der Notaufnahme sowie der Ausbau von Telemedizin und Cybersicherheit. Der zeitliche Rahmen für die Realisierung der Maßnahmen ist vom Bundesgesundheitsministerium eng gesetzt: Wenn zentrale Punkte der Digitalisierung nicht bis Ende des kommenden Jahres erfüllt sind, drohen Abschläge bei der Vergütung bis zu zwei Prozent - auch für Krankenhäuser, die keine Fördermittel beantragt haben.