Um Medizinstudierenden die Famulatur in einer Landarztpraxis zu ermöglichen, hat der Bayerische Hausärzteverband mit der TK in Bayern 2015 ein gemeinsames Projekt ins Leben gerufen. Alle Studierenden einer deutschen Medizinischen Fakultät, die sich im Klinischen Abschnitt ihres Studiums der Humanmedizin befinden, können sich bewerben. Gefördert werden im Kalenderjahr bis zu 35 Studierende, deren beispielsweise Unterbringungs- und Reisekosten bis zu einem Betrag von 600 Euro übernommen werden. Das Förderprojekt kommt gut an und so konnten im laufenden Jahr bereits alle Famulatur-Plätze vergeben werden.

Die Nachfrage nach ärztlicher Versorgung wird in den nächsten Jahren ansteigen, das ärztliche Angebot jedoch sinken.
Dr. Oliver Abbushi

Persönliches Arbeiten mit viel Praxisbezug

Annika Burger, Medizinstudentin an der Justus-Liebig-Universität Gießen, nutzte das Förderprogramm und kam so in die Oberlandpraxis der Dres. Treiber im unterfränkischen Stadtlauringen. Sie ist selbst auf dem Land aufgewachsen, war dennoch von der Vielfalt der hausärztlichen Tätigkeit überrascht und beeindruckt: "Vor allem durch die enge und langjährige Beziehung zwischen den Patientinnen und Patienten und Ärztinnen und Ärzte ist diese Famulatur herausgestochen und hat mir ein anderes und sehr viel persönlicheres Arbeiten im Gesundheitssystem gezeigt. Insgesamt hat mir die Famulatur viel Spaß gemacht und mir die Möglichkeit gegeben, viel zu lernen und zu erleben."

Dr. Oliver Abbushi

Dr. Oliver Abbushi, Vorstand der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband. Das Bild ist noch nicht vollständig geladen. Falls Sie dieses Bild drucken möchten, brechen Sie den Prozess ab und warten Sie, bis das Bild komplett geladen ist. Starten Sie dann den Druckprozess erneut.
Vorstand der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband und Bezirksvorsitzender München des Bayerischen Hausärzteverbandes

Auch die Studentin Marie Pauline Mücke profitierte von der Förderung der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband und TK in Bayern. Ihre Famulatur führte sie in den Praxisalltag der Allgemeinmedizinerin Dr. Jutta Buchholz in Odelzhausen im Landkreis Dachau. Auch bei Haus- und Pflegebesuchen durfte sie Dr. Buchholz begleiten. "Vor allem mein Wissen und meine Selbstständigkeit im Erheben von Anamnesen, Diagnostizieren und Therapieren von Erkrankungen sowie im Durchführen von labordiagnostischen Verfahren, haben sich im Laufe der Woche enorm verbessert. Zusätzlich bekam ich Einblicke in die wirtschaftlichen Prozesse hinter der Praxis", erklärt die Medizinstudentin. Gefreut habe es sie auch, dass sie von Patientinnen und Patienten durchweg positiv aufgenommen wurde und so schnell einen guten Draht zu ihnen hatte. Die jungen Medizinerinnen können sich beide durch die Famulatur durchaus vorstellen später einmal als Hausärztin aufs Land zu gehen und ihre eigene Niederlassung zu gründen.

Unterstützung für den hausärztlichen Nachwuchs

"Um eine gute Hausärztin oder ein guter Hausarzt zu werden, braucht man drei Dinge", verrät Dr. Anton Schweigart aus Pfuhl bei Neu-Ulm, der schon viele Studierende betreut hat. "Empathie, man muss die Menschen und das Leben mögen. Ein gewisses Maß an Belastbarkeit, weil unsere Tätigkeit auch mal anstrengend und fordernd sein kann. Und die Bereitschaft sich weiterzubilden." Genau das möchte er weitergeben und natürlich möchte er auch seinen Beitrag leisten die nächste Generation von Hausärztinnen und Hausärzten aufzubauen.

Gemeinsame Projekte wie das der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband und der TK in Bayern tragen dazu bei, die zukünftige hausärztliche Versorgung abzusichern.
Dr. Oliver Abbushi

Der Hausärztemangel ist überall spürbar. Die Hausärztinnen und Hausärzte in Bayern sind im Durchschnitt 55,2 Jahre alt, sodass viele von ihnen in den nächsten Jahren in Rente gehen werden. Zudem wird die Bevölkerung immer älter. Das heißt: Die Nachfrage nach ärztlicher Versorgung wird in den nächsten Jahren ansteigen, das ärztliche Angebot jedoch sinken. Der hausärztliche Nachwuchs wird daher dringend benötigt insbesondere auf dem Land und braucht Unterstützung auf seinem Weg. Deshalb sind meiner Meinung nach Förderprogramme, die junge Medizinerinnen und Mediziner frühzeitig für die Arbeit begeistern umso wichtiger.

Gemeinsame Projekte wie das der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband und der TK in Bayern tragen dazu bei, die zukünftige hausärztliche Versorgung abzusichern. Deshalb bin ich sehr dankbar für diese Kooperation. Und ich freue mich, dass die meisten Medizinstudierenden nach ihrer Famulatur mit Begeisterung davon berichten und, dass sich viele eine Weiterbildung Allgemeinmedizin nach dieser Erfahrung sehr gut vorstellen können.