Stuttgart, 26. Juli 2023. 2022 sind die Leistungsausgaben der Techniker Krankenkasse (TK) für ihre rund 1,2 Millionen Versicherten in Baden-Württemberg um mehr als fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Insgesamt hat die Kasse für die medizinische Versorgung ihrer Versicherten mehr als 3,5 Milliarden Euro aufgewendet. Rechnerisch erhielt jede und jeder TK-Versicherte im Südwesten medizinische Leistungen in Höhe von 2.927 Euro; der bundesweite Durchschnitt liegt bei 3.180 Euro. 

GKV muss nachhaltiger finanziert werden

"Jahr für Jahr werden bei den Gesundheitsausgaben neue Rekordwerte erreicht, aber für das strukturelle Finanzdefizit in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) findet die Politik keine langfristige Lösung. Stattdessen bedient sie sich immer wieder bei den Beitragszahlenden", erklärt Nadia Mussa, Leiterin der TK-Landesvertretung Baden-Württemberg. "Diese könnten deutlich entlastet werden, wenn - wie im Koalitionsvertrag vorgesehen - die Beiträge für Empfängerinnen und Empfänger von Bürgergeld endlich erhöht würden", so Mussa weiter. Die derzeit vom Staat an die GKV gezahlten Sätze sind nicht kostendeckend und führen zu einem Fehlbetrag von zehn Milliarden Euro pro Jahr, der ausschließlich durch die GKV gedeckt wird und damit zu einer ungleichen Behandlung gesetzlich Versicherter gegenüber Privatversicherten führt.

Größter Posten ist die stationäre Behandlung

Für Krankenhausbehandlungen ist wie in den Jahren zuvor auch 2022 das meiste Geld geflossen: Rund 856 Euro waren es im Durchschnitt für jede und jeden TK-Versicherten in Baden-Württemberg und damit 3,3 Prozent mehr als 2021. Insgesamt ergibt das erstmalig eine Summe von mehr als einer Milliarde Euro für den stationären Bereich. Rund 774 Millionen Euro gehen auf das Konto der ambulanten ärztlichen Leistungen, gefolgt von Arzneimitteln (639 Millionen) und zahnärztlichen Behandlungen (260 Millionen). Die größte Steigerungsrate mit fast fünf Prozent je Versicherte und Versicherten errechnete die TK in Baden-Württemberg für den Block Arzneimittel.

Mehr Transparenz bei der Preisfindung nötig

Nadia Mussa sieht hier weiteren politischen Handlungsbedarf: "Die Preisfindung für patentgeschützte Medikamente muss dringend reformiert werden. Diese Arzneimittel machen nur sechs Prozent des Gesamtverbrauchs aus, verursachen aber rund die Hälfte aller Ausgaben.  Dabei wird nicht transparent, wie die extrem hohen Preise zustande kommen", erläutert die TK-Leiterin. Außerdem sei die Einführung des reduzierten Umsatzsteuersatzes von sieben Prozent auf Arzneimittel überfällig.

Hinweis an die Redaktion

Ende 2022 waren rund 1.206.000 Menschen in Baden-Württemberg bei der TK versichert. Seitdem ist die Versichertenzahl weiter gestiegen. Zum Stichtag 01.07.2023 waren mehr als 1.221.000 Menschen bei der TK im Land versichert, bundesweit sind es rund 11,2 Millionen. Einen ausführlichen Überblick über die Ausgaben und Einnahmen bietet der Geschäftsbericht der TK.