Stuttgart, 6. September 2023. Auch nach Corona bleiben Videosprechstunden ein Bestandteil der medizinischen Versorgung in Baden-Württemberg. Insgesamt über 8.200 niedergelassene Ärztinnen und Ärzte - inklusive Psychotherapie - bieten derzeit laut Techniker Krankenkasse (TK) im Südwesten Fernbehandlung per Videochat an. Die TK bezieht sich dabei auf Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW).

Mehr Komfort, kürzere Wege und Zeitersparnis

"Videobehandlungen bieten den Versicherten etliche Vorteile. Dazu gehören ein schneller Zugang zu ärztlicher Expertise ohne Ansteckungsrisiko, ohne Anfahrtswege und ohne Wartezeit in der Praxis", sagt Nadia Mussa, Leiterin der TK-Landesvertretung Baden-Württemberg. Telemedizinische Untersuchungen seien bei etlichen Erkrankungen möglich, etwa bei Erkältungen oder Hautausschlägen. Zudem könnten beispielsweise Heilungsfortschritte bei Operationswunden begutachtet oder Patientinnen und Patienten mit chronischen Erkrankungen in regelmäßigen Abständen betreut werden.

"Auch digitale Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen sind möglich unter der Voraussetzung, dass der Arzt oder die Ärztin sich einen ausreichenden Eindruck vom Gesundheitszustand der Patientin oder des Patienten machen kann und die Erkrankung dies nicht ausschließt", so Mussa. Die Feststellung der Arbeitsunfähigkeit per Videosprechstunde ist laut TK grundsätzlich auf maximal sieben Kalendertage begrenzt. Ist der Patient oder die Patientin dem ärztlichen Personal noch unbekannt, sind es maximal drei Tage.

Forsa-Umfrage: Videosprechstunden sind noch zu wenig bekannt  

Eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag der TK zeigt allerdings, dass sich Videosprechstunden als Ergänzung zur herkömmlichen Behandlung nur langsam im Südwesten etablieren. Lediglich acht Prozent der befragten Personen in Baden-Württemberg haben schon einmal eine Videosprechstunde genutzt. Vier Prozent gaben an, bereits mehrmals eine Ärztin oder einen Arzt per Video konsultiert zu haben.

Die Gründe dafür liegen der Umfrage zufolge unter anderem in der fehlenden Bekanntheit der Angebote und dem nicht vorhandenen Wissen, wie und wo solche Termine vereinbart werden können. "Hier braucht es noch einiges an Aufklärung und Überzeugungsarbeit. Das medizinische Potenzial von Videosprechstunden ist noch längst nicht ausgeschöpft", betont Nadia Mussa. Im Entwurf des geplanten Digital-Gesetzes werden aus ihrer Sicht dafür die Weichen richtig gestellt: "Videosprechstunden sollen in Zukunft breiter eingesetzt und leichter genutzt werden können."

In Baden-Württemberg stieg die Zahl der bei der TK abgerechneten Videosprechstunden von lediglich 37 im Jahr 2019 auf rund 112.000 zwei Jahre später und ging dann 2022 auf 72.676 zurück (Quelle: ambulante Leistungsdaten mit Technik-Zuschlägen).

Hinweis für die Redaktionen

Für die bevölkerungsrepräsentative, telefonische Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im April und Mai 2023 bundesweit insgesamt 1.400 Personen ab 18 Jahre (200 Personen pro Ländergebiet) mit anschließender Proportionalisierung der Gesamtergebnisse. Die hier ausgewiesenen Teilergebnisse beziehen sich auf Baden-Württemberg.

Arztpraxen, die Videosprechstunden in Baden-Württemberg und den einzelnen Landkreisen anbieten, können über www.arztsuche-bw.de ermittelt werden.

Versicherte der TK haben die Möglichkeit, eine digitale Behandlung über die TK-OnlineSprechstunde in Anspruch zu nehmen. Ärzte und Ärztinnen können zur Behandlung über die "TK-Doc"-App konsultiert werden: Weitere TK-Infos zur Videosprechstunde.