Wie alles begann

Seit 1997 gehört die Marke Fendt zum amerikanischen Global Player AGCO, der einer der weltweit größten Hersteller und Anbieter von Traktoren und Landmaschinen ist. Zum Gesamtangebot gehören außerdem Mähdrescher, Futterernte- und Drillmaschinen, Düngerstreuer sowie Bodenbearbeitungsgeräte.

Fendt verfügt in Deutschland über fünf Standorte, die Zentrale befindet sich in Marktoberdorf. Das Unternehmen sieht sich als ein Landtechnikunternehmen mit einem Full-Line-Programm und dem Anspruch, die besten technischen Lösungen in bester Qualität zu entwickeln. 

An die Arbeit

Im Juli 2018 wurde das BGM auf Initiative der Geschäftsführung mit der Einrichtung einer eigenen Abteilung für Gesundheitsmanagement und der Einstellung eines Gesundheitsmanagers auf den Weg gebracht. Den Ausgangspunkt dafür lieferten die Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung "Great Place to Work" von 2017. Die Befragung zeigte, dass den Beschäftigten Präventions- und Gesundheitsförderungsangebote fehlten. Insbesondere gab es keine Angebote zum Erhalt und zur Förderung der psychischen Gesundheit. Auch die Rückmeldungen rund um "Führung" zeigten, dass die Mitarbeitenden hier Handlungsbedarf sahen. 

Für das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) und die psychische Gefährdungsbeurteilung bestanden noch keine effektiven Prozesse. Die gesetzlich vorgeschriebenen Maßnahmen und ihre Rolle für das ganzheitliche Gesundheitsmanagement waren den Führungskräften noch nicht in allen Facetten bekannt.

Steckbrief

Branche: Maschinen- und Fahrzeugbau

Unternehmensgröße: über 1.000 Beschäftigte

Standort: Marktoberdorf, Bayern

Fokus:

  • Psychosoziale Gesundheit
  • Personalführung
  • Gesundheitskompetenz/-wissen
  • Gesundheitsförderung/-kurse/-tage/-aktionen
  • Arbeits- und Gesundheitsschutz
  • BEM

Projektinhalt:

  • TK-Fehlzeitenbericht
  • Strukturen und Prozesse
  • Gesundheitsreporting
  • Gesundes Führen
  • Psychische Gefährdungsbeurteilung
  • Fokusgruppen

Laufzeit: laufend, seit Juli 2018

Vorhang auf

Mit der Einrichtung einer eigenen Abteilung "Gesundheitsmanagement" konnten viele strukturelle Schritte für ein BGM umgesetzt werden. Dazu gehörte der Aufbau einer Organisations- und Kommunikationsstruktur mit einem übergeordneten Steuerkreis, einem Arbeitskreis Gesundheit, der Austausch-Plattform "Gesundheits-Cockpit" und der Einsatz von Gesundheitsbeauftragten. Es wurde eine Plattform geschaffen, über die alle Kommunikations- und Gesundheitsmarketing-Maßnahmen veröffentlicht werden können. Ziel ist es, die Beschäftigten über alle wichtigen Gesundheitsthemen regelmäßig zu informieren, wie zum Beispiel über die jährlichen Grippeschutzimpfungen, die Online-Präventionskurse, die "Vitalen Tage" und über Teilnahmemöglichkeiten an öffentlichen Veranstaltungen wie Firmenläufen und Fahrrad-Events. 

Weiterhin wird das Führungskräfteprogramm "Wir im Dialog" standortübergreifend umgesetzt, um die Kommunikation zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden zu fördern. Ziel ist die Entwicklung einer gesunden Führungs- und Unternehmenskultur, die sich auch im aktuellen Gesundheitsleitbild wiederfindet.

Am Standort Marktoberdorf wurde zusätzlich ein BEM-Prozess mit externen BEM-Beauftragten eingeführt. Zusammen mit dem Standort Asbach-Bäumenheim wurde außerdem eine betriebliche Sozialberatung geschaffen. Zudem soll nach Asbach-Bäumenheim Ende 2022 auch die psychische Gefährdungsbeurteilung abgeschlossen sein. 

Auch im Thema Ergonomie gab es bereits Projekte. Beispielsweise wurde 2019 am Standort Asbach-Bäumenheim ein Ergonomieprogramm im Logistikbereich an den Arbeitsplätzen angeboten. In Marktoberdorf ist ein weiteres Bewegungsprogramm im Logistikbereich geplant.

Alle Gesundheitsaktivitäten werden jährlich in einem Health-Report zusammengefasst, damit die Informationen zu den Aktivitäten des Gesundheitsmanagements dem gesamten Unternehmen zur Verfügung stehen.

Erfolgsrezept

Ein wichtiger Erfolgsgarant für das Gesundheitsmanagement bei Fendt ist die Entwicklung einer gemeinsamen Philosophie: Mit der Unterstützung der Geschäftsführung entstand ein Leitbild. Außerdem wurden nachhaltige Strukturen aufgebaut wie Betriebsvereinbarungen, ein Steuerkreis, der Arbeitskreis Gesundheit sowie die Benennung und regelmäßige Qualifizierung der Gesundheitsbeauftragten. Auch die Führungskräfte wurden in den Prozess frühzeitig mit eingebunden. 

Durch einen einheitlichen BGM-Auftritt und den Slogan "Deine Gesundheit. Unser Antrieb!" wurde ein Wiedererkennungswert geschaffen. Über die Plattform ist eine nachhaltige Kommunikation sichergestellt.
 
Außerdem wurde ein Konzept für die Gefährdungsbeurteilung zur psychischen Belastung entwickelt und umgesetzt. Das Gesundheitscontrolling wird aktuell weiterentwickelt, sodass mehr als nur die Fehlzeiten im Fokus stehen. Dann sollen auch weitere Zahlen wie aktive BEM-Fälle, BEM-Berechtigte, die Anzahl leistungsgeminderter Mitarbeiter, die Anzahl der "Wir im Dialog"-Gespräche oder die Anzahl der Teilnehmenden an Präventions- und Gesundheitsförderungsangeboten dokumentiert werden. Die erhobenen Daten werden jährlich in einem Health-Report veröffentlicht und sind für alle einsehbar.

Interview mit Juliane Quaranta-Hoflin (BGM-Projektleitung)

Wieso haben Sie sich für eine Zusammenarbeit mit der TK entschieden? 

Die TK unterstützt uns nicht nur bei Maßnahmen zur Prävention und Gesundheitsförderung, sondern hat einen starken strategischen Fokus mit Gesamtsicht auf ein ganzheitlich-integriertes Gesundheitsmanagement eingebracht. Die Unterstützung durch einen BGM-Berater und einen Prozessberater als zwei zentrale Ansprechpartner mit jeweils unterschiedlichem Fokus ist sehr hilfreich auf dem Weg zu einem ganzheitlichen BGM. 

Weiterhin gibt es noch einige wichtige Teilprojekte, bei denen wir über die Unterstützung der TK sehr dankbar sind. Dazu zählen u.a. die weitere Planung und Durchführung von Ergonomie-Programmen in der Produktion, ggf. die Etablierung eines betrieblichen Versorgungsmodells, die Etablierung eines Suchtpräventionsprogrammes sowie die Unterstützung bei den regelmäßigen KPI-Reportings mit sinnvollen Gesundheitskennzahlen.

Was haben Sie sich von BGM/BGF erhofft? Was waren Ihre Wünsche und Ziele?

Unsere Wünsche und Ziele waren sehr zahlreich und vielfältig, sodass ich sie hier nur kurz aufzählen möchte:

  • Strategischen Fokus für BGM entwickeln
  • Einbindung des Managements und Support durch die Geschäftsführung 
  • Führungskräfte abholen und überzeugen
  • Wichtige Stakeholder ins Boot holen und richtig supporten
  • Etablierung BGM in sinnvollen Schritten / Prioritäten
  • Fokus / Übersicht über das Gesamtprojekt beibehalten
  • Richtige Maßnahmen ergreifen, um Fehlzeiten in den Griff zu bekommen
  • Relevante Gesundheitskennzahlen außerhalb der Fehlzeitenquote definieren, erheben und regelmäßig auswerten

Wie hat die Belegschaft das Projekt aufgenommen oder mitgestaltet?

Das Projekt und unsere Angebote und Maßnahmen im Gesundheitsmanagement sind sehr gut angekommen und die Anzahl der Teilnehmenden ist hoch. Das liegt zum großen Teil an der sehr guten Arbeit unserer (ehrenamtlichen) Gesundheitsbeauftragten.

Wie bewerten Sie den bisherigen Projektverlauf? 

Die zeitintensive Arbeit an unseren Schwerpunktthemen mit unserem Betriebsrat und den Führungskräften, die für uns sehr wichtige Stakeholder sind, ist sehr wertvoll. Daraus resultiert eine hohe Akzeptanz des gesamten Themas in der Belegschaft. Für uns wertvolle Themen, wie "Wir im Dialog" sind erfolgreich gestartet, und die interdisziplinäre Zusammenarbeit zeigt auch schon erste Erfolge.

Wenn Sie mit den Erfahrungen, die Sie jetzt haben, erneut ein BGM-Projekt starten, was würden Sie anders machen?

Ich würde gleich von Beginn an in die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit allen wesentlichen Stakeholdern einsteigen und die Themen/Teilprojekte in kleinen Projektteams erarbeiten und dann per Konzept und Betriebsvereinbarung auf den Weg bringen.

Was hat Sie positiv überrascht? 

Die positive Resonanz der Führungskräfte auf das Angebot "Wir im Dialog" und die psychische Gefährdungsbeurteilung, die sie mit Workshops und Maßnahmen maßgeblich unterstützt haben. Sie haben diese Themen als ein Training in Richtung "Gesundes Führen" verstanden und umgesetzt.

Würden Sie BGM / BGF weiterempfehlen?

Auf jeden Fall, das Gesundheitsmanagement ist essentiell und unerlässlich, um gesunde, leistungsfähige und motivierte Beschäftigte im Unternehmen langfristig zu halten. Zusätzlich leistet es einen nicht unerheblichen Beitrag zum Employer Branding, d.h. für eine attraktive Arbeitgebermarke.

Sie haben Fragen?

Ihre Ansprechpartner

AGCO - Fendt GmbH 
Juliane Quaranta-Hoflin
BGM-Projektleitung
Tel. 083 42 - 77 27 11
juliane.quaranta-hoflin@agcocorp.com
www.agcocorp.com

Die Techniker
Jan Kämpfe
Berater Betriebliches Gesundheitsmanagement
Tel. 040 - 460 65 10 48 09
jan.kaempfe@tk.de 
www.tk.de