Wie alles begann

Mit 301 Standorten ist Alstom einer der größten und erfolgreichsten Schienenfahrzeughersteller weltweit und ein wichtiger Arbeitgeber der Rhein-Neckar-Region. In Mannheim ist Alstom (früher Bombardier Transportation GmbH) seit mehr als 100 Jahren ein Standort mit viel Erfahrung im Engineering von Schienenfahrzeugen.

Die schnellen und einschneidenden Veränderungen der Arbeitswelt - wie zum Beispiel wachsender Zeitdruck, eine steigende Verantwortung jedes Einzelnen und eine alternde Belegschaft - begründeten für Alstom Mannheim die Notwendigkeit, die Beschäftigten bei ihrer Gesunderhaltung gut zu unterstützen. Dafür wurde das Unternehmensziel ausgerufen, den bisher klassischen Arbeits- und Gesundheitsschutz, das betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) und die betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) in ein systematisches und ganzheitlich orientiertes betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) zu überführen.

Neu ist, dass sich das BGM neben der regelmäßigen Ermittlung von Belastungen am Arbeitsplatz auch am ressourcenorientierten Ansatz der Salutogenese nach Aaron Antonovsky orientiert. Die geplanten Maßnahmen zielen sowohl auf die Verhältnisprävention - also die gesundheitsförderliche Gestaltung der Rahmenbedingen der Arbeit - als auch auf die Verhaltensprävention ab. Ziel ist eine positive Veränderung des individuellen Lebensstils zu mehr Gesundheitsförderung sowie eine Erweiterung der gesundheitsbezogenen Handlungskompetenz der Mitarbeitenden.

Die Weiterentwicklung zu einem ganzheitlichen BGM hat dafür gesorgt, dass der neue Prozess dem Lernzyklus im Qualitätsmanagement (PDCA) entspricht: 

  • Bedarfsanalyse
  • Planung von Maßnahmen
  • Umsetzung von bedarfsspezifischen Maßnahmen
  • kontinuierliche und systematische Kontrolle und Evaluation. 

Alle Maßnahmen werden dazu regelmäßig an die spezifischen Bedürfnisse von Alstom Mannheim und der Beschäftigten angepasst. 

An die Arbeit

Im Frühling 2018 startete das gemeinsame Projekt zur Einführung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements mit der Techniker Krankenkasse. Ein erster Schritt war der Aufbau einer Projektstruktur inklusive der Schaffung einer Stelle für die BGM-Projektkoordination. 

Anschließend wurden erste Analyseschritte zur Darstellung der Ist-Situation im Unternehmen geplant. Dazu fand ein Kick-off-Meeting statt, das durch Experten der Techniker Krankenkasse moderiert wurde und den Beteiligten auf Unternehmensseite ein gemeinsames Verständnis für den BGM-Prozess vermittelte. 

Anschließend folgten moderierte Workshops (Fokusgruppen) zur Bedarfsermittlung in einzelnen Abteilungen, die gesetzlich vorgeschriebene Gefährdungsbeurteilung und eine Schwerpunktfestlegung der firmenspezifischen Ziele und Handlungsfelder. Parallel dazu startete die Entwicklung eines Kennzahlensystems. 

Zusätzlich wurden die Führungskräfte in verschiedenen Gesundheitsthemen geschult. Außerdem wurde ihnen die Bedeutung des betrieblichen Gesundheitsmanagements vermittelt, damit ihnen ihr Einfluss auf die Motivation, Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter noch stärker bewusstwurde. Weitere Qualifizierungen gab es zu Themen wie "Gesund führen", "Ambiguität", "Burnout" und "Resilienz". Bei Führungskräftemeetings wurde das Thema BGM zu einem festen Bestandteil der Tagesordnung.

Ein weiterer wichtiger Punkt war die externe Evaluation der bestehenden Betriebsvereinbarung zum BEM. Die Betriebsvereinbarung wurde extern evaluiert und komplett überarbeitet, außerdem wurde ein Beschäftigter von Alstom Mannheim zum Certified Disability Management Professional ausgebildet.

Steckbrief

Branche: Handel, Instandhaltung und Reparatur von Fahrzeugen 

Unternehmensgröße: bis 1.000 Beschäftigte

Standort: Mannheim, Baden-Württemberg

Fokus:

  • Psychosoziale Gesundheit
  • Gesundheitskompetenz/-wissen
  • Gesundheitsförderung/-kurse/-tage/-aktionen
  • Personalführung und -rekrutierung
  • BEM

Projektinhalt:

  • Aufbau nachhaltiger BGM-Strukturen
  • Überarbeitung der Betriebsvereinbarung zum BEM
  • Ausbildung eines internen BEM-Beauftragten
  • Ausbau und zielgruppenspezifische Weiterentwicklung der Gesundheitsförderungsangebote

Laufzeit: 01.03.2018 bis 31.03.2021

Vorhang auf

Das BGM wurde im Rahmen der Projektlaufzeit fest in der Unternehmenskultur verankert. Es finden regelmäßige Analysen, Gesundheitsaktionen und Fachvorträge statt. Das Thema der psychosozialen Belastung hat an Bedeutung gewonnen und wurde zu einem der Schwerpunkte in der laufenden Projektarbeit. Zudem wurden die Arbeitsbedingungen kontinuierlich verbessert und die Mitarbeitenden darin geschult, den Umgang mit psychischen Belastungen besser zu bewältigen.

Weitere Themen im BGM-Projekt waren die Verbesserung der Ergonomie und Angebote zur Ernährung und Bewegung. Durch die kontinuierliche Arbeit an den Themen erhöhten sich die Akzeptanz der gesundheitsförderlichen Maßnahmen sowie das Gesundheitsbewusstsein bei Führungskräften und Mitarbeitenden stetig.

Zusätzlich stieg die Annahmequote des betrieblichen Eingliederungsmanagements deutlich, und die Gesundheitsquote verbesserte sich durch die Reduzierung von Fehlzeiten.

Ab 2020 mussten viele Angebote wegen der Corona-Pandemie digital stattfinden - eine Umstellung, die mit Hilfe der Techniker Krankenkasse erfolgreich gelang.

Erfolgsrezept

Das Unternehmen schätzt den Nutzen und den Erfolg des ganzheitlichen BGMs als sehr positiv ein. Dies lässt sich durch die gute Entwicklung der BGM-Kennzahlen belegen: zum Beispiel in Form höherer Anwesenheitszahlen der Mitarbeitenden oder durch ein verbessertes Gesundheitsbewusstsein. Das BGM wird weiterhin mit einer 50 Prozent-Stelle begleitet und unabhängig von der Zusammenarbeit mit der TK fortgeführt.

Interview mit Sandra Emmler
(Betriebliche Gesundheitsmanagerin)


Wieso haben Sie sich für eine Zusammenarbeit mit der TK entschieden? 

Die Techniker Krankenkasse hat erfahrene, kompetente Beratende im BGM, die sich durch ein großes Fachwissen auszeichnen. Zusätzlich sind die meisten unserer Beschäftigten bei der TK versichert. Deshalb haben wir das Angebot, uns beim Aufbau eines betrieblichen Gesundheitsmanagements zu unterstützen, gern angenommen.

Wieso haben Sie sich für die Einführung von BGM / BGF entschieden?

Alle Maßnahmen unseres BGM sind systematisch aufgebaut und an die spezifischen Bedürfnisse von Alstom Mannheim und der Beschäftigten angepasst. Diese sind aktuell: wachsender Zeitdruck, viele Termine, wenige Pausen, neue Aufgaben, hohe Erwartungen, viel Verantwortung, eine laufende Transformation usw. Die moderne Arbeitswelt kann krank machen - zumindest zeitweilig. Viele Menschen werden nicht bis zum 67. Lebensjahr arbeiten können. Wir stellen uns der Herausforderung, die betrieblichen Voraussetzungen für eine nachhaltige Gesundheit zu schaffen und unsere Beschäftigten auf dem Weg zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der eigenen Gesundheit zu begleiten und zu stärken.

Unsere Maßnahmen zielen sowohl auf die Verhältnisprävention als auch auf die Verhaltensprävention. Verhaltensprävention zielt auf eine Veränderung in gesundheitsförderliche Lebensstile, insbesondere der Erweiterung der Handlungskompetenz der Mitarbeiter ab. Die Verhältnisprävention im BGM setzt an den Rahmenbedingungen für die Arbeitsgestaltung des Menschen an. Hierbei werden auch die aktuellen Informationen und arbeitsmedizinische Erkenntnisse berücksichtigt. 

Was haben Sie sich von BGM/BGF erhofft? Was waren Ihre Wünsche und Ziele?

  • Unterstützung bei der Gestaltung von gesundheitsförderlichen innerbetrieblichen Prozessen
  • Schaffung eines präventiven und begleitenden Programms zur Gesundheitsförderung zur Unterstützung der Beschäftigten bei der persönlichen Gesundheitserhaltung
  • Stärkung der Gesundheitsquote
  • Verbesserung der Mitarbeiterbindung und Stärkung der Gruppendynamik
  • Gesundheitsförderliche Personalführung
  • Schaffung eines Kennzahlensystems für BGM

Wie hat die Belegschaft das Projekt aufgenommen oder mitgestaltet?

Unser Motto lautet "Gesund miteinander". Von Beginn an war die Mitarbeitervertretung in unser Projektteam stark eingebunden. Das BGM wurde von ihnen tatkräftig bei vielen Aktionen unterstützt. An unseren Gesundheitsangeboten gab es immer viele interessierte Teilnehmende, und wir erhielten viel positives Feedback zu unseren Aktionen - doch wir bekamen auch aktive Hinweise, die uns noch besser werden ließen.

Warum würden Sie BGM / BGF weiterempfehlen?

Das BGM ist ein wichtiges Instrument für eine erfolgreiche Personalpolitik und hat uns geholfen, unseren Standort mit seinen betriebseigenen Prozessen gesundheitsförderlich weiterzuentwickeln, Schwachstellen zu identifizieren und diese effektiv zu verbessern. Das BGM steigert unsere Attraktivität als Arbeitgeber deutlich und zeigt Bewerbern sowie unseren Mitarbeitenden, dass für uns als Unternehmen die Gesundheit unserer Belegschaft einen hohen Stellenwert hat. 

Wenn Sie mit den Erfahrungen, die Sie jetzt haben, erneut ein BGM-Projekt starten, was würden Sie anders machen?

Gar nichts!

Was hat Sie positiv überrascht? 

Ein besonderer Erfolg ist, dass wir durch unser Pilotprojekt andere Standorte des Unternehmens dazu bewegen konnten, die Arbeit in der betrieblichen Gesundheitsförderung zu intensivieren. Das Projekt konnte nur durch die effektive Zusammenarbeit mit der Techniker Krankenkasse, der Standortleitung, der Personalabteilung, dem Team der Arbeitssicherheit, den Mitarbeitervertretungen und auch durch die Unterstützung von einzelnen Mitarbeitenden gelingen und so erfolgreich etabliert werden.

Sie haben Fragen?

Ihre Ansprechpartner

Sandra Emmler
Betriebliche Gesundheitsmanagerin
Tel.: 06 21 - 70 01 14 96
sandra.emmler@alstomgroup.com
www.alstom.com

Die Techniker
Petra Dann
Beraterin Betriebliches Gesundheitsmanagement 
Tel. 040 - 460 65 10 79 02
petra.dann@tk.de