Mehr über das Projekt

Beschäftigte in der Pflege stehen in der Arbeitswelt immer höheren Belastungen gegenüber. Gezielte Interventionsmaßnahmen können helfen, die Gesundheit und Resilienz, also die persönliche Widerstandskraft, von Menschen jeder Altersgruppe positiv zu beeinflussen. 

Die Ergebnisse zeigen, dass Präventionsmaßnahmen in der Pflege von allen Beteiligten gewollt werden, umsetzbar sind und zu positiven Veränderungen führen. Dr. Bettina Wollesen, Universität Hamburg

Unter der Leitung von Prof. Dr. Bettina Wollesen, Institut für Bewegungs- und Trainingswissenschaften der Universität Hamburg, wurde PROCARE deutschlandweit an sieben Universitätsstandorten in insgesamt 47 Pflegeeinrichtungen erfolgreich umgesetzt und evaluiert. In diesem Projekt wurde daran gearbeitet, über gezielte Bewegungsinterventionen die individuellen körperlichen, psychosozialen und physischen Ressourcen der Pflegenden und der Bewohnenden aufrechtzuerhalten und bestenfalls auszubauen. 

Zu Beginn des Projektes wurden Belastungen, Anforderungen und Strukturen in der täglichen Arbeit sowie Wünsche, Bedarfe und Ressourcen aller an der Pflege Beteiligten analysiert. Auf dieser Grundlage konnten passgenaue Maßnahmen zur Gesundheitsförderung für beide Zielgruppen entwickelt und umgesetzt werden. Bei den professionell Pflegenden standen Ergonomie-, Rückenfitness- und Stresspräventionsschulungen im Vordergrund. Trotz schwieriger Umstände, wie beispielsweise einem stressigen Pflegealltag mit Schichtdiensten, konnten die Angebote in die Arbeitswelt integriert und umgesetzt werden. Die Bewohnenden trainierten ihre Mobilität mit einem individuell auf sie zugeschnittenem Programm. 

Insgesamt haben 1752 Pflegekräfte und 724 Pflegebedürftige an dem Projekt teilgenommen. 

Interview mit der Projektleiterin, Frau Prof. Wollesen: "Fit durch den Pflegealltag: eine doppelte Herausforderung"

Welche Wirksamkeit hat PROCARE?

"Vorhandene Potenziale der Bewohnenden zu fördern, verbessert nicht nur deren Lebensqualität, sondern erleichtert gleichzeitig die Arbeit der Pflegenden." Beate Helbig, Die Techniker

Nach Projektabschluss konnten bei allen Personen, die an mindestens 60 bis 80 Prozent der Präventionsinterventionen teilnahmen, positive Veränderungen oder zumindest ein Ressourcenerhalt festgestellt werden. Bei den Pflegekräften reduzierten sich unter anderem Schmerz- und Belastungswahrnehmungen. Kombinierte Ergonomie- und Rückenfitnessintervention führten zu positiven Bewegungsveränderungen im Umgang mit Lastenhandhabungen (beispielsweise beim Umlagern immobiler Menschen). Ein besonderer Erfolg: Diese und weitere positive Effekte wurden bei gleichzeitig über den Projektzeitraum stark steigenden Arbeitsbelastungen erzielt. Auf Seiten der Bewohnenden wurde ein Ressourcenerhalt im Bereich der Aktivitäten des täglichen Lebens erreicht, gepaart mit mehr psychosozialem Wohlbefinden. Dies manifestierte sich beispielsweise in einer gesteigerten Kraft, Verbesserungen in der Balance oder im Gang.

Was hält die Pflege gesund? Welchen Beitrag kann PROCARE als Modellprojekt für die Prävention in stationären Pflegeeinrichtungen leisten?

Broschüre PROCARE

PDF, 3.7 MB Downloadzeit: eine Sekunde

Wie geht es weiter?

PROCARE setzt auf Multiplikatorinnen und Multiplikatoren. Nach der Evaluation, die eine Wirksamkeit nachgewiesen hat, strebt die Techniker eine Fortsetzung von PROCARE an. Damit künftig weitere Pflegeeinrichtungen von den gemachten Erfahrungen profitieren können, werden alle PROCARE Materialien aufbereitet und stehen zukünftig kostenfrei zur Verfügung. Im Laufe des Jahres 2024 werden zusätzlich externe Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ausgebildet, die interessierte Pflegeeinrichtungen dabei unterstützen sollen, das Konzept PROCARE in ihrer Einrichtung umzusetzen. Grundlage dafür ist der  Förderantrag "Starke Pflege" (PDF, 791 kB) .