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Die gute Nachricht zuerst: Meist wächst ein Akustikusneurinom langsam und beschränkt sich auf das Innenohr. Es handelt sich dabei um einen gutartigen Tumor. Schätzungen zufolge kommen auf eine Million Menschen in Deutschland jährlich etwa acht bis zehn Neuerkrankungen - meist Menschen mittleren Lebensalters. 

Symptome

Die Symptome des Neurinoms hängen von seiner genauen Lage und Größe ab. Meist verursacht es jedoch eine einseitige Hochton-Hörschwäche und Ohrgeräusche. Diese Hörminderung entwickelt sich oft schleichend, kann aber auch akut in Form eines Hörsturzes auftreten. Daneben können Sie durch den Tumor Gleichgewichtsstörungen, Schwindel und Kopfschmerzen entwickeln. 

Mit zunehmender Größe übt das Neurinom Druck auf eine wachsende Anzahl umliegender Nerven und Hirnstrukturen aus. Das führt hin und wieder zu tauber Gesichtshaut, einseitiger Gesichtslähmung oder einem unsicheren Gang. Daneben können in seltenen Fällen auch Ohrenschmerzen und Muskelzittern auftreten. 

Zusätzlich erhöht ein wachsendes Neurinom den Druck im Schädelinnern. Im schlimmsten Fall werden so die lebenswichtigen Hirnstrukturen für Kreislauf und Atmung abgeklemmt und fallen aus.  

Akustikusneurinom: Wenn dem Nerv der Mantel zu eng wird

Ein Neurinom entsteht aus der Mantelzelle eines Nervs, der sogenannten Schwann-Zelle. Mediziner sprechen deswegen auch von einem Schwannom. Während eine gesunde Mantelzelle ihren Nerv schützt, kann ein Tumor großen Schaden anrichten - am Nerv selbst und in seiner Umgebung. 

Zum Verständnis

Die medizinisch korrekte Bezeichnung für ein Akustikusneurinom lautet Vestibularis-Schwannom. Denn: Der Tumor geht von der Schwann-Zelle des Gleichgewichts- oder Vestibularisnervs aus. Weil jedoch viel stärker die Schädigung des Hörnervs, des Akustikusnervs, wahrgenommen wird, hält sich bis heute der alte Name Akustikusneurinom.

Diagnose

Lassen Sie eine einseitige Hörminderung oder einen Hörsturz durch einen HNO-Arzt abklären. Er kann einen ersten Verdacht auf ein Akustikusneurinom entwickeln und diesem auf den Grund gehen.

Dabei wird er beispielsweise die Gehörgänge auf innere Schwellungen absuchen und Ihren Hör- sowie Gleichgewichtssinn testen. Mit einer sogenannten Hirnstammaudiometrie prüft er zusätzlich die Funktion des Hörnervs. Absolute Gewissheit kann Ihnen abschließend eine Magnetresonanztomographie, kurz MRT, oder eine Computertomographie, kurz CT, verschaffen. Diese bildgebenden Verfahren schließen eine etwaige Diagnose ab - oder können Entwarnung geben.

Sonderfall: Neurofibromatose 2

In rund 95 Prozent aller Akustikusneurinom-Fälle liegt ein einzelner Tumor vor. Eine beidseitige Erkrankung weist auf eine erbliche Veranlagung hin: Die Neurofibromatose 2 verursacht Tumore des Nervensystems und kann durch einen Gentest festgestellt werden. Für Betroffene sind regelmäßige engmaschige MRT-Kontrollen sehr wichtig.

Behandlung

So sehr, wie sich ein Akustikusneurinom vom nächsten unterscheidet, so individuell sind auch die Symptome und deren optimale Behandlung. Ihr Arzt bespricht mit Ihnen alle Therapieoptionen und wählt mit Ihnen gemeinsam die beste Möglichkeit für Sie aus:

Warten und Beobachten

Verursacht der Tumor keine Beschwerden oder ist eine Operation für Sie zu riskant, kann Ihr Arzt das Neurinom vorerst beobachten. Mit regelmäßigen MRT-Untersuchungen und Hörtests verfolgt er dabei Wachstum oder gar Rückgang des Tumors genau. So ist ein rechtzeitiges Eingreifen jederzeit möglich und gut planbar.

Operative Entfernung

Ob und wann es für Sie sinnvoll ist, den Tumor entfernen zu lassen, hängt unter anderem von seinem Wachstum ab. Ihr Arzt wird zudem genau abwägen, ob die betroffenen Nerven erhalten werden können und welche individuellen Risiken der Eingriff für Sie birgt. 

Wichtig zu wissen: 

Je besser Hör- und Gesichtsnerv vor der Operation funktionieren, desto höher sind Ihre Chancen auf einen erfolgreichen Eingriff. Informieren Sie deswegen Ihren Arzt, sobald Sie eine Veränderung an sich wahrnehmen - etwa ein verschlechtertes Hörvermögen oder Lähmungen im Gesichtsbereich. 

Ziel der Operation ist es, den Tumor vollständig zu entfernen und dabei umliegende Strukturen bestmöglich zu schonen. Zu diesem Zweck nutzen die behandelnden Neuro- und HNO-Chirurgen unter anderem Operationsmikroskope und -endoskope und überwachen während der Operation ständig die Nervenfunktionen. Der Eingriff dauert etwa fünf bis acht Stunden und gelingt in der Regel am besten bei kleinen Tumoren, die nicht mit den umliegenden Nerven verwachsen sind.

Nach der Operation bleiben Sie bis zu zwei Wochen im Krankenhaus: Nehmen Sie in dieser Zeit gegebenenfalls erste physiotherapeutische oder logopädische Therapiestunden in Anspruch. Im Anschluss können Sie von der Ruhe und der professionellen Betreuung während einer mehrwöchigen Rehabilitation profitieren. 

Nehmen Sie nach der Operation alle MRT-Untersuchungen zur Nachsorge wahr: So kann Ihr Arzt den Erfolg des Eingriffs kontrollieren und etwaige erneute Veränderungen frühzeitig feststellen.

Bestrahlung

Eine Behandlung mit ionisierender Strahlung kann das Tumorwachstum verlangsamen oder gar stoppen. Diese Therapie schont die umliegenden Nerven und Hirnstrukturen und erfordert keine Operation: Entsprechend bietet sie sich vor allem für ältere Menschen oder bei hohem Operationsrisiko an. Auch hier gilt: Die Chance auf eine erfolgreiche Behandlung ist für Sie umso größer, je kleiner der Tumor zu Beginn der Behandlung ist. 

Bevor die eigentliche Therapie beginnt, vermisst Ihr Arzt das genaue Volumen und die Ausprägung des Tumors mithilfe einer CT oder MRT. Mit diesen Informationen legt er im Anschluss die optimale Strahlendosis fest und teilt sie ein: Je nach Größe des Neurinoms kann für Sie eine schrittweise oder einmalige Bestrahlung sinnvoll sein. Ihr Arzt wird Sie rechtzeitig über die Dauer der Behandlung informieren. Sie können je nach Ihrem Therapieplan von einer halben bis zu mehreren Stunden ausgehen. Regelmäßige MRT-Kontrollen überprüfen im Anschluss den Behandlungserfolg und können Ihnen langfristig Sicherheit geben.

Ergreifen Sie die Initiative: Informieren Sie sich

Jedes Akustikusneurinom bedarf einer individuellen Behandlung. Informieren Sie sich vor Therapiebeginn ausführlich und holen Sie bei Bedarf eine zweite ärztliche Meinung zu Ihrer Situation ein. Wenden Sie sich für diese Beratung an einen professionellen Ansprechpartner wie einen HNO- und Hirnchirurgen oder einen Radiologen.