Alternativen zur Knie-TEP: Unnötige OPs vermeiden
In keinem anderen Land werden so viele Knieprothesen eingesetzt wie in Deutschland. Einige Fachleute kritisieren, dass viele dieser Eingriffe vermeidbar wären - denn auch nicht-operative Maßnahmen können bei Kniearthrose häufig helfen, Beschwerden zu lindern.
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Charlotte Schade, Dres. Schlegel + Schmidt Medizinische Kommunikation GmbH
Kaum ein Eingriff wird in deutschen Krankenhäusern so oft vorgenommen wie das Einsetzen einer Knie-Totalendoprothese, kurz Knie-TEP . Nicht nur in der älteren Bevölkerung nehmen die Operationszahlen zu, auch jüngere Menschen erhalten inzwischen immer häufiger ein künstliches Kniegelenk. Dabei ist ein solcher Eingriff bei Kniearthrose, medizinisch Gonarthrose , nicht immer die beste und einzige Lösung: Gerade bei einer leichten oder mittelschweren Form der Erkrankung können auch nicht-operative Methoden wie Physiotherapie oder Bewegung gute Effekte erzielen. Wann ist eine Knie-TEP sinnvoll?Ein künstliches Kniegelenk kann bei fortgeschrittener Arthrose die Symptome erheblich reduzieren. Rund 80 Prozent der Betroffenen haben nach der OP deutlich weniger Beschwerden, eine bessere Gelenkfunktion und sind langfristig mit der Prothese zufrieden. Wer also über einen längeren Zeitraum starke Schmerzen hat, die sich auch mit Maßnahmen wie Medikamenten und Bewegungstherapie nicht bessern, kann von einer Knie-TEP profitieren. Aber: Nicht bei jedem Menschen erzielt dieser Eingriff den gewünschten Effekt. Manche Betroffene berichten auch mit einem künstlichen Gelenk noch von Knieschmerzen.
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OP-Risiken Wie jeder medizinische Eingriff ist die Gelenkersatz-Operation außerdem immer auch mit Risiken verbunden:Es bestehen allgemeine OP-Risiken wie ein erhöhter Blutverlust oder eine Wundheilungsstörung.Bei manchen Menschen kann sich das Knie nach der Operation zum Beispiel versteifen oder entzünden, sodass eine weitere Behandlung notwendig sein kann.Das Risiko für ältere oder vorerkrankte Menschen, einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zu erleiden, ist in den Wochen nach dem Eingriff leicht erhöht.Selten kann es auch zu einer tiefen Beinvenenthrombose , sehr selten zu einer Lungenembolie kommen.Darüber hinaus sind Komplikationen mit der Prothese möglich, sodass unter Umständen eine Nachoperation und/oder der Einsatz eines neuen Implantats notwendig sein kann. Drei bis vier Prozent der künstlichen Kniegelenke müssen innerhalb von fünf Jahren ausgewechselt werden. Auch wenn keine Probleme auftreten, ist die Lebensdauer einer Knie-TEP begrenzt, weil sie mit der Zeit verschleißt. Je jünger eine Person beim initialen Einsetzen ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie im Laufe des Lebens einen zweiten Gelenkersatz braucht. Mehr zu diesem Thema können Sie im Artikel " OP-Ratgeber: Kniegelenk mit 50, 60 oder 70?" nachlesen.
Arthroskopien nicht mehr bei Gonarthrose empfohlenGut zu wissen: Kniespiegelungen, sogenannte Arthroskopien, werden heutzutage nicht mehr zur Behandlung von Gonarthrose empfohlen. Sie lindern die Beschwerden nicht nachhaltig und helfen nicht besser als konservative Maßnahmen.
Welche Behandlung ist die richtige für mich? Ob Knie-TEP oder konservative Behandlung - diese Entscheidung ist sehr individuell. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt kann Sie ausführlich beraten und Ihnen bei Fragen und Sorgen zur Seite stehen. Wichtig ist, dass Sie Ihre persönlichen Ziele klar benennen und sich nicht unter Druck setzen lassen. Auch wenn Ihnen bereits eine Operation empfohlen wurde - Sie haben das Recht, sich eine zweite Meinung einzuholen. Diese Möglichkeit bietet zum Beispiel das Online-Portal "DocRobin ": TK-Versicherte können hier kostenlos ein unabhängiges Gutachten von Expertinnen und Experten anfordern.Falls eine Operation bevorsteht, kann es sinnvoll sein, eine medizinische Zweitmeinung einzuholen. Damit kann sich die Wahrscheinlichkeit erhöhen, die optimale medizinische Entscheidung zu treffen.
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Ergänzend zu den Gesprächen mit Ärztinnen und Ärzten können Sie sich auch bei Patientenberatungsstellen über Ihre Optionen informieren. Darüber hinaus kann es hilfreich sein, mit anderen Betroffenen zu sprechen und Erfahrungen auszutauschen. Vielleicht haben Sie jemanden in Ihrem Bekanntenkreis oder in der Familie, der ebenfalls an Gonarthrose erkrankt ist, oder Sie schauen bei einer lokalen Selbsthilfegruppe vorbei. Entscheidend ist letztendlich, mit welcher Behandlungsform Sie sich am wohlsten fühlen.
Regionale Unterschiede in der TEP-VersorgungBei der Entscheidung zum operativen Eingriff scheint nicht nur der Gesundheitszustand eine Rolle zu spielen. Eine deutschlandweite Studie hat gezeigt, dass auch der Wohnort ein entscheidender Faktor sein kann. So kann es etwa einen Unterschied machen, wie die jeweilige medizinische Versorgung vor Ort aussieht: In Städten, insbesondere solchen mit einer hohen Anzahl an niedergelassenen Orthopädinnen und Orthopäden, erhalten Betroffene seltener eine Knieprothese als auf dem Land. Als Grund dafür vermuten Forschende: Wo es einen flächendeckenden Zugang zu orthopädischen Praxen und Behandlungen wie Physiotherapie gibt, wird das Knie möglicherweise länger konservativ, also nicht-operativ, behandelt.
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V. (DGOU): S3-Leitlinie Prävention und Therapie der Gonarthrose. Stand: 12.07.2024. URL: https://register.awmf.org/assets/guidelines/187-050l_S3_Gonarthrose_2025-05.pdf (abgerufen am: 19.06.2025).Fath, T.: Knie-Totalendoprothesen: Ein anspruchsvoller Gelenkersatz. Deutsches Ärzteblatt, 23.02.2018. URL: https://www.aerzteblatt.de/archiv/knie-totalendoprothesen-ein-anspruchsvoller-gelenkersatz-aeb98ff3-4133-451b-99d2-6e9c24804cf2 (abgerufen am: 19.06.2025).Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) - gesundheitsinformation.de: Entscheidungshilfe: Kniearthrose: Künstliches Kniegelenk - ja oder nein? 10.04.2024. URL: https://www.gesundheitsinformation.de/pdf/kniearthrose/eh_behandlungen_kniearthrose.pdf (abgerufen am: 19.06.2025).Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) - gesundheitsinformation.de: Gelenkersatz bei Arthrose, 10.04.2025. URL: https://www.gesundheitsinformation.de/gelenkersatz-bei-kniearthrose.html (abgerufen am: 20.06.2025).Lüring, C. et al. - BertelsmannStiftung: Knieoperationen (Endoprothetik) - Regionale Unterschiede und ihre Einflussfaktoren. Faktencheck Gesundheit, 1. Auflage: 2013. URL: https://faktencheck-gesundheit.de/de/faktenchecks/knieoperation/ergebnis-ueberblick/ (abgerufen am: 19.06.2025).
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