Was ist der Graue Star (Katarakt)?
Beim Grauen Star, medizinisch Katarakt genannt, trübt die ursprünglich klare Augenlinse zunehmend ein. Dadurch verschlechtert sich nach und nach das Sehvermögen. Meist ist dieser Prozess altersbedingt. Es gibt allerdings operative Möglichkeiten, das Augenlicht zu erhalten.
Ältere Menschen sind deutlich häufiger betroffen: Schätzungen zufolge tritt der Graue Star bei mehr als der Hälfte der über 70-Jährigen auf. Bei jüngeren Patientinnen und Patienten verursachen oft angeborene Krankheiten, Grunderkrankungen oder äußere Einwirkungen eine getrübte Augenlinse. Wird diese nicht rechtzeitig behandelt, kann es langfristig zur Erblindung kommen.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Linsentrübung entsteht für gewöhnlich durch einen veränderten Stoffwechsel. In etwa 90 Prozent der Fälle ist der natürliche Alterungsprozess des Auges dafür verantwortlich. Meist zeigt sich ein Grauer Star daher ab dem 60. Lebensjahr. Eine gewisse erbliche Vorbelastung kann dabei ebenfalls eine Rolle spielen.
Auch Grunderkrankungen wie ein Diabetes mellitus sowie Entzündungen oder Verletzungen der Augen können einen Grauen Star verursachen.
Darüber hinaus erhöhen äußere Faktoren das Risiko für eine Linsentrübung: zum Beispiel Rauchen , eine längere Einnahme bestimmter Medikamente (etwa Kortison), häufige Belastung durch UV-, Infrarot- oder Röntgenstrahlen sowie Mangelernährung. Mit einem gesunden Lebensstil lässt sich das Erkrankungsrisiko daher unter Umständen verringern.
In seltenen Fällen ist ein Grauer Star angeboren. Die Ursachen dafür können etwa eine Virusinfektion der Mutter während der Schwangerschaft , zum Beispiel mit Röteln oder Masern , oder auch genetisch sein.
Welche Beschwerden können auftreten?
In erster Linie verschlechtert sich die Sehkraft durch die zunehmend getrübte Linse. Wie schnell dieser Prozess voranschreitet, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. In der Regel entwickeln sich die Beschwerden jedoch schleichend, sodass die meisten Betroffenen zunächst keine Veränderung bemerken.
Anzeichen für einen Grauen Star sind zum Beispiel:
- Sie sehen zunehmend verschwommen, unscharf oder auch Doppelbilder.
- Sie haben den Eindruck, wie durch Nebel, einen Schleier oder Milchglas zu schauen.
- Kontraste werden schwächer und Farben verblassen.
- Sie empfinden Licht als stark blendend, z. B. bei hellen Lampen, Autoscheinwerfern oder Sonnenschein.
Durch einen Grauen Star verändert sich die sogenannte Brechkraft der Augenlinse: Je nachdem, wie stark diese das einfallende Licht bündeln kann, entstehen scharfe oder weniger scharfe Bilder. Daher kann ein Grauer Star zunächst durch eine Sehhilfe ausgeglichen werden.
Augenärztliche Untersuchung
Ein Grauer Star kann in der Regel rasch diagnostiziert werden. Ihr Augenarzt oder Ihre Augenärztin erkundigt sich dafür zunächst nach Ihren Symptomen und - sofern nicht bekannt - Ihrer Krankengeschichte. So kann er oder sie die Beschwerden besser einordnen.
Anschließend werden Ihre Augen untersucht, um Ihr Sehvermögen und die Brechkraft Ihrer Linse zu prüfen. Ist der Graue Star bereits fortgeschritten, kann die Trübung der Linse meist bei den ersten Untersuchungsschritten festgestellt werden.
Außerdem schaut sich Ihre Ärztin oder Ihr Arzt Ihren Augenhintergrund an, um den Zustand Ihrer Augenlinse vollständig beurteilen zu können. Dazu werden Ihre Pupillen mithilfe von Augentropfen weitgestellt. Dieser Effekt hält einige Stunden nach der Untersuchung an, daher dürfen Sie nicht am Straßenverkehr teilnehmen, bis Sie wieder normal sehen können. Am besten lassen Sie sich nach Ihrem Termin aus der ärztlichen Praxis abholen.
Wie wird der Graue Star behandelt?
Die zunehmend getrübte Linse erholt sich nicht von allein und auch Medikamente können keine Abhilfe verschaffen. Bei einem Grauen Star ist eine Operation die einzige Möglichkeit, um das Sehvermögen wiederherzustellen. Dabei wird die getrübte Linse gegen eine Kunstlinse ausgetauscht. Dieser Eingriff gehört zu den häufigsten Operationen bei Erwachsenen. Er erfolgt in der Regel ambulant und dauert 20 bis 30 Minuten. Sind beide Augen betroffen, wird zunächst nur eines behandelt. Sobald dieses abgeheilt ist, kann das zweite Auge operiert werden.
Was passiert bei der OP?
Ihr Auge wird vorab betäubt, für gewöhnlich ist eine örtliche Betäubung ausreichend. Dann werden die Hornhaut sowie ein Teil der Linsenkapsel, welche die Linse umgibt, durch einen kleinen Schnitt geöffnet und die getrübte Linse - je nach Operationsmethode per Ultraschall oder Laser - zerkleinert und entfernt. Anschließend wird die neue Kunstlinse eingesetzt. Ihre Augenärztin oder Ihr Augenarzt wird Sie im Vorfeld beraten, welche Linsenart für Sie am besten geeignet ist. Hierbei sind beispielsweise eine Hornhautverkrümmung oder weitere Augenerkrankungen wie eine altersabhängige Makuladegeneration zu berücksichtigen. Ziel des Linsenaustauschs ist, Ihr Sehvermögen zu verbessern - möglichst mit einer schwächeren Brille oder sogar ganz ohne weitere Hilfsmittel.
Nachsorge
Nach der Operation wird Ihnen auf dem betroffenen Auge ein Salbenverband angelegt, den Sie bis zum nächsten ärztlichen Kontrolltermin (in der Regel am Tag nach der Operation) tragen. Damit sich Ihr Auge gut von dem Eingriff erholt, können Sie in den folgenden Tagen und Wochen einiges tun:
- Versuchen Sie, Ihr Auge möglichst nicht bzw. nur sanft zu berühren. Möglicherweise spüren Sie ein Jucken oder leichte Schmerzen nach dem Eingriff - das ist normal. Reiben, Drücken oder ähnliche Reizungen sollten Sie unbedingt vermeiden.
- Achten Sie beim Duschen oder Waschen darauf, dass kein Wasser oder Shampoo mit Ihrem Auge in Berührung kommt.
- Verzichten Sie zunächst auf jegliche Art des Lesens (Buch, Zeitung oder digital), auf Fernsehen sowie auf körperlich anstrengende Tätigkeiten, Sportarten wie Schwimmen, Tauchen oder Radfahren und Saunabesuche. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt wird Ihnen sagen, wann Sie diesen Aktivitäten wieder bedenkenlos nachgehen können.
- Lassen Sie das Auto mindestens zwei Wochen lang stehen. Aufgrund der noch eingeschränkten Sicht können Sie nicht gefahrlos am Straßenverkehr teilnehmen - und sind die Wege noch so kurz. Auch hier gilt es, das ärztliche OK abzuwarten. Nach der Operation können Sie meist rasch wieder nach Hause, jedoch sollte Sie jemand abholen.
- Wenden Sie die Medikamente an, die Ihnen von der Augenärztin oder dem Augenarzt verordnet wurden, und nehmen Sie die vereinbarten Nachsorgetermine zur Kontrolle des Heilungsprozesses wahr.
Mögliche Komplikationen
In den meisten Fällen verläuft eine Katarakt-Operation bei guter Nachsorge ohne Komplikationen. Sollten bei Ihnen danach allerdings Sehstörungen, starke Schmerzen, eine zunehmende Rötung oder eine verschlechterte Sehkraft auftreten, suchen Sie umgehend augenärztliche Hilfe auf.
Sehr gute Behandlungsergebnisse
Oft bemerken Patientinnen und Patienten aber bereits unmittelbar nach der Operation eine Verbesserung. Bis sich Ihre Sehkraft vollständig eingependelt hat, können jedoch einige Wochen vergehen. Allgemein erzielt diese Behandlung meist sehr gute Ergebnisse. In der Regel können die Betroffenen danach wieder ihrem gewohnten Alltag nachgehen. Je nach verwendeter Linsenart und dem generellen Zustand Ihrer Augen benötigen Sie eine schwächere Sehhilfe als vorher oder kommen sogar ganz ohne aus. Häufig ist nur noch bei Bedarf eine Brille nötig, etwa beim Lesen oder für Tätigkeiten am Computer. Das wird Ihr Augenarzt oder Ihre Augenärztin prüfen, sobald sich Ihr Auge von dem Eingriff erholt hat. Die Kunstlinse hält lebenslang und muss in der Regel nicht ausgetauscht werden.
Bei manchen Menschen entwickelt sich innerhalb einiger Monate oder Jahre ein sogenannter Nachstar: Dabei trübt die hintere Linsenkapsel ein und die Sicht verschlechtert sich wieder. Dies kann problemlos mithilfe eines Lasers ambulant und ohne erneute Operation behandelt werden.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Operation?
Ein Grauer Star muss meist nicht sofort behandelt werden. Liegt bei Ihnen eine Grunderkrankung wie zum Beispiel ein Diabetes mellitus vor, ist es wichtig, dass diese zunächst therapiert wird. Durch eine Sehhilfe kann das Sehvermögen zeitweise verbessert werden. Ob und wann eine Operation notwendig ist, können Sie in Abstimmung mit Ihrem Augenarzt oder Ihrer Augenärztin entscheiden. Ausschlaggebend ist dabei, inwieweit Sie sich durch das beeinträchtigte Sehvermögen in Ihrem Alltag eingeschränkt fühlen. Auch die Frage, ob dadurch in Ihrem Beruf oder auch im Straßenverkehr ein Risiko besteht, sich selbst oder andere Menschen zu gefährden, ist entscheidend. Durch einen Grauen Star kann die Sturz- und Verletzungsgefahr steigen.
Lassen Sie Ihre Augen in regelmäßigen Abständen untersuchen, wenn bei Ihnen ein Grauer Star bekannt ist. So kann Ihre Augenärztin oder Ihr Augenarzt die Entwicklung beobachten und frühzeitig gegenwirken.