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Emotionale Nähe von Anfang an

Babys sind zu Beginn meist vorrangig auf ihre Mutter fixiert. Das ist gewissermaßen von der Natur programmiert und oft durch die Stillbeziehung begründet. Möglicherweise fühlen Sie sich in dieser engen Mutter-Kind-Beziehung manchmal wie das fünfte Rad am Wagen. 

Kinder sind allerdings schon sehr früh dazu in der Lage, Bindungen zu mehr als einer Person aufzubauen. Als Vater können Sie ebenfalls bereits unmittelbar nach der Geburt eine wichtige Rolle für Ihr Kind spielen, wenn Sie ihm viel Zeit und Aufmerksamkeit schenken. Besonders am Anfang ist dafür Körperkontakt wichtig, denn Ihr Kind nimmt Sie buchstäblich mit allen Sinnen wahr und erinnert sich so an Sie: durch Ihren Geruch, Ihre Stimme, das Gefühl Ihrer Haut. 

Je öfter Sie Ihr Kind tragen oder halten, mit ihm kuscheln und liebevoll sprechen, desto besser. Durch beständige Fürsorge lernt Ihr Kind, dass es neben seiner Mutter auch von Ihnen Schutz, Pflege und Sicherheit erhält - dass Sie da sind.

Die Babypflege mit zu übernehmen ist daher nicht nur wichtig, um Ihre Partnerin zu unterstützen. Sie lernen dadurch gleichzeitig Ihr Kind und seine Signale aktiv kennen und bauen von den ersten Tagen an eine gemeinsame innige Beziehung auf. Davon profitieren alle. 

Zwar können Sie Ihr Kind nicht stillen, aber bei allem anderen sind Sie genauso gefragt wie Ihre Partnerin: vom Wickeln übers Herumtragen bis zum Baden. Auch vermeintliche Kleinigkeiten wie etwas vorzusingen, eine Babymassage oder einfach zu erzählen, was Sie gerade tun, können viel zur Vater-Kind-Bindung beitragen. Es spielt dabei überhaupt keine Rolle, ob beim Singen jeder Ton sitzt oder worüber Sie reden - Ihr Kind merkt sich lediglich, dass Sie seine zweite wichtige Bezugsperson sind.

Vielleicht sind Sie zu Beginn unsicher und möchten nichts falsch machen. Die beruhigende Nachricht lautet: Auch frischgebackene Mütter müssen erst lernen, wie sie mit ihrem Baby umgehen - und lernen jeden Tag neu dazu.

Fragen Sie Ihre Hebamme, wie Sie sich einbringen können, und lassen Sie sich die richtigen Handgriffe zeigen.

Paarzeit mit Baby?

Zwischen Wickeln, Stillen und dem Haushalt ist in der ersten Zeit nach der Geburt kaum Raum für Zweisamkeit und Intimität. Die sechs bis acht Wochen nach der Geburt, das sogenannte Wochenbett , sind eine besondere Zeit für frischgebackene Eltern. In diesen Wochen geht es darum, dass sich die Frau von der Schwangerschaft und den Anstrengungen der Geburt erholt und Sie alle zu einem gemeinsamen Alltag mit dem Familienzuwachs finden. 

Durch die Rückbildung der Gebärmutter, die Wundheilung, den Wochenfluss, Veränderungen des Hormonhaushalts und die generelle Erschöpfung ist Ihre Partnerin vermutlich erst einmal körperlich ausgebremst. Umso wichtiger ist es, dass ihr Körper Zeit bekommt, sich zu regenerieren. Bis Sie beide wieder miteinander schlafen, sollten mindestens sechs Wochen vergehen, je nach Verlauf der Geburt auch mehr. Ihre Hebamme, der Arzt oder die Ärztin wird Ihnen sagen, wann Sie aus medizinischer Sicht wieder bedenkenlos intim miteinander sein können. 

Ob Sie beide dann auch schon wieder das Bedürfnis danach haben, steht auf einem anderen Blatt. Häufig sind nicht nur die Mütter körperlich erschöpft. Auch die Väter setzen in dieser Zeit oftmals andere Prioritäten - bisweilen schlicht aufgrund von Schlafmangel, aber natürlich auch, weil andere Themen, etwa eine Beziehung zum Kind aufbauen und eine Routine im neuen Alltag finden, für die meisten frischgebackenen Väter Vorrang haben. Und das ist auch in Ordnung. 

Dass die Paarbeziehung erst mal hintenansteht, ist also vollkommen normal und bedeutet nicht, dass diese in Gefahr ist. Druck auf die Partnerin oder sich selbst auszuüben, ist nicht hilfreich und auch nicht nötig. Machen Sie sich bewusst, dass das Wochenbett eine besondere und vor allem begrenzte Phase ist. Mit kleinen Zärtlichkeiten zwischendurch können Sie die Zeit überbrücken und die Verbindung als Paar aufrechterhalten. Schon durch kleine Gesten - ein Kuss, eine Umarmung, Kuscheln auf der Couch, wenn das Baby schläft - können Sie einander trotz Hektik nahe sein. Unser Artikel " Sex nach der Geburt " bietet weitere Informationen zum Thema.

Im neuen Alltag ankommen

Vermutlich fühlen Sie sich zu Beginn noch unsicher im Umgang mit Ihrem Kind. Das ist verständlich, schließlich müssen Sie diesen kleinen Menschen erst einmal kennen- und verstehen lernen. Insbesondere beim ersten Kind heißt es für frischgebackene Eltern oft learning by doing. Ihre Hebamme steht Ihnen auch während des Wochenbetts regelmäßig zur Seite: Sie kümmert sich nicht nur um Mutter und Kind, sondern unterstützt auch den Vater. Zögern Sie daher nicht, mit Fragen auf sie zuzugehen und eventuelle Unsicherheiten anzusprechen.

Ein Säuglingspflegekurs vor der Geburt kann darüber hinaus eine gute Möglichkeit sein, um die Grundlagen für den Umgang mit Babys zu lernen und sich so gewappnet zu fühlen.

Was können Sie während des Wochenbetts tun?

Da sich Ihre Partnerin körperlich erholen muss, ist sie in diesen Wochen auf Ihre Unterstützung angewiesen. Wird das Kind gestillt, ist die Mutter zeitlich zudem stark an seine Bedürfnisse gebunden. Anders als beim Füttern mit der Flasche können Sie hier wenig unterstützen. Versuchen Sie deshalb, Ihre Partnerin in allem anderen zu entlasten und nehmen Sie die Dinge in die Hand:

  • Halten Sie den Strom an Besucherinnen und Besuchern in Schach. Natürlich sind alle schon sehr gespannt auf das neue Familienmitglied. Doch alles zu seiner Zeit: Besprechen Sie mit Ihrer Partnerin, wer wann zu Besuch kommen kann. Ihre kleine Familie braucht jetzt vor allem Ruhe und die dürfen Sie einfordern. Auch wenn Sie beide beschließen, gerade nur in Ihrem eigenen kleinen Kokon bleiben zu wollen, ist das völlig in Ordnung.
  • Kümmern Sie sich, so gut es geht, um den Haushalt. Sicher sind auch Sie erschöpft und damit beschäftigt, Ihr Kind zu versorgen. Eventuell können Sie (bereits vor der Geburt) helfende Hände aus Ihrem Familien- und Bekanntenkreis organisieren. Schon Kleinigkeiten, z. B. dass jemand eine warme Mahlzeit vorbeibringt oder den Einkauf erledigt, können Ihnen und Ihrer Partnerin jetzt helfen. 
  • Vielleicht müssen auch Geschwisterkinder versorgt werden. Für sie ist es wichtig, in dieser Zeit ebenso elterliche Liebe und Aufmerksamkeit zu erfahren und sich nicht vergessen zu fühlen. Sie sind bestimmt neugierig auf ihre neue Schwester oder ihren neuen Bruder und haben viele Fragen. Mehr Informationen bietet unsere Rubrik " Abenteuer Familienleben ".

Worum müssen wir uns kümmern?

Nach der Entbindung stehen zudem ein paar organisatorische Punkte auf der Liste frischgebackener Eltern. Dazu gehören zum Beispiel

  • die kinderärztlichen Untersuchungen U2 und U3
  • das Kind beim Standesamt des Geburtsortes anmelden (dort wird Ihnen u. a. auch dessen Geburtsurkunde ausgestellt),
  • Kindergeld und Elterngeld beantragen und
  • das Kind bei der Krankenkasse anmelden.
  • Optional: eine Vaterschaftsanerkennung abgeben (besser schon vor der Geburt)

Tipp: Erledigen Sie und Ihre Partnerin alle Behördengänge, die vor der Geburt machbar sind, tatsächlich noch während der Schwangerschaft. Direkt nach der Geburt können Sie als Vater dann die übrigen behördlichen Angelegenheiten regeln.

Eine vollständige Checkliste für Eltern stellt unter anderem das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend kostenlos zur Verfügung.

Nobody’s perfect

Die ersten Wochen mit einem Neugeborenen sind anstrengend. Trotz guter Vorbereitung kann es passieren, dass Sie sich überfordert fühlen. Das ist vollkommen normal: Der Alltag mit einem Kind kann und muss nicht durchorganisiert sein. Perfektion ist nicht das Ziel. Geben Sie sich selbst Zeit, um in die Vaterrolle hineinzuwachsen. Vielleicht plagen Sie auch Fragen wie "Reicht das Geld, wenn auch ich in Elternzeit gehen möchte?" oder "Wie kommen wir zurecht, wenn ich ausfalle?". Mit diesen Sorgen müssen Sie nicht allein fertig werden. Sprechen Sie offen mit Ihrer Partnerin darüber und tauschen Sie sich mit anderen Vätern und weiteren Vertrauenspersonen aus.

Geben Sie auf sich selbst acht: Anhaltende oder zunehmende Erschöpfung, Antriebslosigkeit, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen können auf eine postpartale Depression  hindeuten, die auch Männer betreffen kann. Anders als bei Müttern baut sich diese bei Vätern meist langsam auf.

Zögern Sie bei diesen Beschwerden nicht, frühzeitig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Weitere Informationen finden Sie in unserem Bereich " Psychische Gesundheit fördern ".

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