Bei optimaler Einstellung kein Problem: Diabetes und Kinderwunsch
Moderne Diabetestherapien machen es möglich: Die meisten Diabetikerinnen können gesunde Kinder bekommen. Wichtig sind eine gute Blutzuckereinstellung und intensive medizinische Betreuung in der gesamten Zeit von der Familienplanung bis ins erste Lebensjahr des Kindes.
Noch vor 30 Jahren galt das Thema Schwangerschaft und Geburt für Diabetikerinnen als weitgehend tabu. Der Grund hierfür waren die vielfältigen Risiken für Mutter und Kind, die oft nur schwer in den Griff zu bekommen waren.
Die Schwangerschaft planen
Besprechen Sie Ihren Kinderwunsch mit Ihrem behandelnden Diabetologen. Lassen Sie Ihre Nieren, Augen, Nerven und die Schilddrüse untersuchen. Zeigen sich starke Veränderungen an den Gefäßen oder ist die Netzhaut der Augen geschädigt - liegt also eine diabetische Retinopathie vor -, sind engmaschige Untersuchungen wichtig. Bei einem schweren Nierenschaden, einer sogenannten diabetischen Nephropathie mit Nierenversagen, wird auch heute in der Regel von einer Schwangerschaft abgeraten.
Verhüten Sie so lange, bis Ihr Stoffwechsel langfristig optimal eingestellt ist. Findet Ihr Arzt keine Kontraindikation, also keine Hinderungsgründe, und liegt Ihr Blutzuckerlangzeitwert, der HbA1c-Wert, mindestens drei Monate lang unter 7 Prozent, noch besser unter 6,5 Prozent, können Sie Ihre Familienplanung in die Tat umsetzen.
Um diabetesbedingte Komplikationen für Sie und Ihr Kind zu minimieren, werden Sie vor, während und nach der Schwangerschaft intensiv von spezialisierten Diabetologen und Geburtsmedizinern betreut. Sie arbeiten eng mit Hebammen, Augenärzten und gegebenenfalls weiteren Fachärzten zusammen. Das stellt auch Sie vor neue Herausforderungen: Das Projekt Kinderwunsch beschert Ihnen als Diabetikerin einige zusätzliche Termine. Es erfordert außerdem, dass Sie Ihre tägliche Diabetes-Therapie konsequent und in enger Absprache mit Ihrem behandelnden Arzt durchführen.
Schwangerschaft und Geburt erfordern intensive medizinische Betreuung
Ist der Blutzucker gut eingestellt, haben Diabetikerinnen kein höheres Risiko für Komplikationen als Nicht-Diabetikerinnen. Doch genau darin liegt die Herausforderung für Sie als Schwangere und Ihren Diabetologen: Die Hormonspiegel verändern sich laufend. Dadurch wird es schwieriger, den Blutzucker konstant zu halten. Oft ist es notwendig, Medikamentendosen, also die erforderliche Insulinmenge, Ernährung und sportliche Aktivitäten neu anzupassen. Auch hier ist Ihre disziplinierte Mitarbeit gefordert.
Denn klettert der Blutzuckerspiegel zu hoch, steigt das Risiko für zum Teil lebensbedrohliche Komplikationen bei der Mutter und dem ungeborenen Kind. Diabetikerinnern erleiden öfter Über- oder Unterzuckerungen. Durch die Plazentahormone steigt auch das Risiko für eine weitere Stoffwechselerkrankung, die sogenannte Ketoazidose. Sie ist die Folge eines schweren Insulinmangels, bei der der Körper vermehrt sogenannte Ketonkörper bildet. Mit zunehmender Schwere des Krankheitsbildes kann es zu Bewusstseinsstörungen bis hin zum diabetischen Koma kommen. Sind Sie davon betroffen, fragen Sie Ihren Arzt nach einer Blutzucker-Wahrnehmungsschulung. Hier lernen Sie, gefährliche Blutzuckerentgleisungen frühzeitig selbst zu erkennen und effektiv gegenzusteuern.
Schwangere Diabetikerinnen entwickeln auch häufiger Bluthochdruck sowie Erkrankungen des Herzens und der Gefäße, der Augen, der Nieren, der Nerven und der Schilddrüse. Beim ungeborenen Kind kann ein zu hoher Blutzuckerspiegel Organschäden und Fehlbildungen verursachen. Manche Kinder von Diabetikerinnen werden auch übergewichtig, zu früh oder gar tot geboren.
Wählen Sie möglichst eine Geburtsklinik mit einem Perinatalzentrum, das ist eine Intensivstation für Neugeborene, mit sogenanntem Level 1 oder Level 2. Diese Zentren sind auf Frühgeburten und Risikoschwangerschaften spezialisiert. Hier kann Ihr Kind bei Bedarf während und nach der Geburt optimal versorgt werden.
Schwangerschaftsdiabetes
Bei manchen bisher gesunden Frauen tritt ein Diabetes mellitus erstmals während der Schwangerschaft auf. In diesem Fall spricht der Mediziner von einem Gestations- oder auch Schwangerschaftsdiabetes . Auch hiervon betroffene Frauen benötigen, genauso wie andere Diabetespatientinnen, eine konsequente Behandlung und regelmäßige Überwachung. Nur so lassen sich Risiken für das Kind und die werdende Mutter minimieren.
Stillen ausdrücklich empfohlen
Die Zeiten, in denen das Stillen bei Frauen mit Diabetes noch als problematisch angesehen wurde, sind lange vorbei. Heute wird Diabetikerinnen das Stillen über einen längeren Zeitraum sogar ausdrücklich empfohlen, denn Mutter und Kind profitieren davon gleichermaßen.
Muttermilch ist die beste Form der Säuglingsernährung und ein Diabetes der Mutter beeinflusst die Qualität der Muttermilch in keiner Weise. Stillen fördert die Entwicklung der kindlichen Immunabwehr und senkt das Risiko für das Kind, später Übergewicht oder einen Diabetes zu entwickeln.
Für die Mutter hat das Stillen ebenfalls Vorteile. Es senkt den Östrogenspiegel und verbraucht zusätzliche Energie. Das wirkt sich günstig auf den Glukose- und Fettstoffwechsel aus. Meist benötigt die Mutter während der Stillzeit weniger Insulin.