Gefahr der Blutsauger - Lyme-Borreliose
Zecken sind nicht nur lästige Blutsauger, sie können auch Infektionskrankheiten wie die Lyme-Borreliose übertragen. Je nach Region trägt jede dritte bis zwanzigste Zecke Borrelien in sich. Der Stich einer infizierten Zecke kann, muss aber nicht zu einer Infektion führen. Schätzungen zufolge erkranken in Deutschland 50.000 bis 100.000 Personen jährlich.
Die Lyme-Borreliose ist eine Infektionskrankheit, die fast ausschließlich von infizierten Zecken übertragen wird. Während die Zecken Blut saugen, können sie Bakterien aus der Gruppe der Borrelien an ihr Opfer weitergeben.
Wie wahrscheinlich ist eine Borrelien-Infektion?
Je nach Region tragen laut Robert Koch-Institut zwischen 5 und 35 Prozent der Zecken Borrelien in sich. Nach Untersuchungen aus Deutschland und der Schweiz wurde nach einem Zeckenstich bei 2,6 bis 5,6% der Betroffenen eine Borrelien-Infektion nachgewiesen. Da aber nicht jeder, der sich mit Borrelien infiziert, auch erkrankt, ist die Erkrankungswahrscheinlichkeit noch geringer: Sie liegt bei ca. 0,3 bis 1,4 Prozent. Je länger die Zecke saugt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung.
Opfer sind in diesem Zusammenhang Säugetiere, die von Zecken gestochen werden. Und da der Mensch zur Gruppe der Säugetiere gehört, nutzen ihn die Zecken als Wirt, wann immer sie die Möglichkeit dazu haben.
Zeckenstich: Wann zum Arzt?
"Das klassische Frühsymptom einer Lyme-Borreliose ist die sogenannte Wanderröte. Dabei kommt es Tage bis Wochen nach dem Zeckenstich zu einer fortschreitenden, häufig ringförmigen Rötung an der Einstichstelle. Manchmal treten auch Allgemeinsymptome wie Fieber, Kopf-, und Gliederschmerzen auf", erklärt Dr. Helga Christoffel, Allgemeinmedizinerin im TK-Ärztezentrum und ergänzt: "Aber die Symptome können variieren. Daher ist es wichtig, den Arzt auch bei unklaren Beschwerden über den Zeckenstich zu informieren."
Wo und wann kann ich mich infizieren?
Die sogenannte Zeckensaison dauert von März bis Oktober. In diesen Monaten ist die Ansteckungsgefahr am größten. Allerdings halten sich die blutsaugenden Plagegeister, so dass auch im Herbst und sogar im Winter Zeckenstiche vorkommen und damit eine Infektion möglich ist.
Der Lebensraum der Zecken konzentriert sich auf hohes Gras, Büsche, Hecken und Wälder. Und genau an diesen Orten, also mitten in der Natur, infizieren sich auch die meisten Menschen: beim Joggen, Wandern und Campen ebenso wie beim Picknicken und Spazierengehen. Allerdings brauchen Zecken keine unberührte Wildnis, sie gedeihen auch im heimischen Garten oder im Stadtpark.
Borreliose ist nicht ansteckend
Zecken nutzen Haustiere als "Transportmittel", können also in der Wohnung von Hund auf Hundehalter oder von Katze auf Katzenhalter überwechseln. Die Infektionsgefahr geht allerdings immer von den Zecken aus. Haustiere können den Menschen nicht mit Lyme-Borreliose infizieren, ebenso wenig wie Menschen einander anstecken können.
Die Lyme-Borreliose kommt überall in Deutschland vor, in den nördlichen Regionen etwas seltener als in der Mitte und im Süden. Nur wer in einer Region ab ca. 1.500 Meter über dem Meeresspiegel lebt, ist sicher vor einer potenziellen Infektion, da die Gebiete praktisch zeckenfrei sind.
Sind Kinder besonders gefährdet?
Da Kinder hoffentlich viel Zeit damit verbringen, im Garten zu spielen und die Natur zu entdecken, kommen sie häufiger in Kontakt mit Zecken. Daher können sie auch häufiger von infizierten Zecken gestochen werden.
Die Symptome der frühen Borreliose unterscheiden sich nicht. Sobald Sie bei Ihrem Kind die typischen Symptome feststellen, gehen Sie schnell zum Arzt. Denn je früher behandelt wird, umso besser. "Nach heutigem medizinischen Kenntnisstand", erklärt Dr. Helga Christoffel, Allgemeinmedizinerin im TK-Ärztezentrum, "kann die Borreliose mit der richtigen Therapie gerade bei Kindern sehr schnell vollständig ausheilen."
Wie kann ich mich schützen?
Gegen Lyme-Borreliose gibt es keine Impfung. Ein sicherer Schutz vor Zecken besteht nicht. Ein Zeckenstich gehört sozusagen zu Frühling und Sommer. Und da Zeckenstiche in der Regel folgenlos bleiben, überwiegt der Spaß daran, draußen in der Natur aktiv zu sein bei Weitem das Risiko, von den kleinen Blutsaugern belästigt zu werden.
Dennoch sollte jeder, der Outdoor unterwegs ist, ein paar Regeln beachten, um Stichen vorzubeugen. Denn die Minivampire übertragen in bestimmten Risikogebieten auch Viren, die eine Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) auslösen können.
Stiche vorbeugen - das hilft:
- Kleidung ist der beste Schutz. Also wählen Sie, wenn Sie einen Ausflug in die Natur planen, lange Hosen statt Hotpants oder Minirock. Wer die Hosenbeine noch dazu in die Schuhe steckt, schützt sich noch besser.
- Helle Kleidung tragen! Das wirkt nicht nur sommerlich, sondern hilft auch, die dunklen, kleinen Zecken schnell zu sehen.
- Glatte Stoffe anziehen! Das macht es Zecken schwerer, sich festzuhalten, sie rutschen buchstäblich ab.
- Barfuß laufen ist keine gute Idee. Das ist zwar angenehm, aber am Waldrand, im Wald und auf Wiesen im Hinblick auf Zeckenstiche nicht ratsam. Also besser: Füße in geschlossenen Schuhen schützen!
- Nach Ausflügen im Freien sich auf Zecken untersuchen! Machen Sie sich die Mühe, Kleidung und Haut sorgfältig nach Zecken abzusuchen: Wenn Sie eine entdecken, entfernen Sie diese rasch.
- Frei laufende Haustiere regelmäßig untersuchen! Denn Zecken scheinen alles andere als dumm zu sein: Sie benutzen Tiere als Transportmittel, hängen im Fell, um bei der nächstbesten Gelegenheit auf den Menschen überzuwandern.
Was tun nach einem Zeckenstich?
Erst mal ruhig Blut bewahren. Nicht jede Zecke ist mit Borrelien infiziert und nicht jeder Mensch steckt sich an. Zudem verlaufen viele Infektionen so, dass es weder zu Symptomen noch zu einer Erkrankung kommt. Aber falls Sie eine Zecke entdecken, entfernen Sie diese zügig.
Zecken entfernen - so geht's richtig

- Die Zecke sofort entfernen! Denn je länger die Zecke festgesaugt bleibt, umso höher ist das Infektionsrisiko. Das liegt daran, dass sich die Erreger im Darm der Zecken befinden und nicht wie bei anderen Infektionskrankheiten in den Speicheldrüsen. Um also die Infektion weiterzugeben, müssen die Zecken einige Zeit saugen. Wenn Sie also eine Zecke innerhalb von 24 Stunden entfernen, haben die Erreger nur sehr geringe Chancen.
- Vergessen Sie alle "Tricks"! Öl, Nagellack oder Klebstoff auf die Zecke zu träufeln, hilft nichts, rein gar nichts.
- Greifen Sie die Zecke knapp über der Haut. Sie können dazu eine feine Pinzette, eine Zeckenkarte oder - besonders für ganz winzige Zecken - eine Zeckenschlinge nutzen. Ziehen Sie das Tierchen langsam heraus. Nicht drehen (auch so ein Trick, der nichts bringt) und auch nicht quetschen. Sonst gibt der Blutsauger gestresst erst recht Erreger in die Wunde ab.
- Desinfizieren Sie die Einstichstelle! Nutzen Sie dazu ein Wunddesinfektionsmittel.
- Bleiben Teile der Zecke stecken, gegebenenfalls zum Arzt! Falls der mit Widerhaken ausgerüstete Stechrüssel der Zecke abreißt und steckenbleibt, ist das kein Grund zur Panik. Es ist dann nur ein winziger Punkt zu sehen. Sind hingegen größere Anteile der Zecke verblieben, zum Beispiel der Kopf, sollte man versuchen, diesen selber noch oder aber durch den Arzt entfernen zu lassen. Auf alle Fälle aber gut beobachten, ob sich die Einstichstelle entzündet. Falls ja, unbedingt zum Arzt gehen.
- Beobachten! Überhaupt sollten Sie die Einstichstelle noch einige Monate beobachten, denn so eine Zeckeninfektion hat einen langen Atem. Falls sich die Stelle rötet, auf alle Fälle dem Hausarzt zeigen.
Wenn´s weh tut: Symptome einer Lyme-Borreliose
Ist die Einstichstelle gerötet und juckt, heißt das noch nicht, dass Sie mit der Lyme-Borreliose infiziert sind. Das ist in der Regel eine ganz normale Entzündungsreaktion und bildet sich innerhalb von Stunden oder wenigen Tagen zurück.
Aufpassen sollten Sie, falls sich nach einigen Tagen oder Wochen ein roter Fleck um die Einstichstelle zeigt, der ringförmig anwächst. Diese "Wanderröte", wie der Fleck auch genannt wird, ist ein ganz charakteristisches Merkmal und signalisiert Warnstufe. Am besten Sie suchen gleich Ihren Hausarzt auf. Damit ersparen Sie sich womöglich weitere Symptome wie Nervenschmerzen, Fieber, Kopf-, Muskel- oder Gelenkbeschwerden.
Lyme-Borreliose hat viele Gesichter
Wo und wie sich die Lyme-Borreliose im Körper zeigt ist unterschiedlich. Besondere Angriffsflächen finden die kleinen Erreger an der Haut, dem Nervensystem, den Gelenken und dem Herz. Dass die Symptome so vielseitig sein können, macht die Diagnose bisweilen schwierig. Aber Diagnose und Therapie sind wichtig, um die Krankheit frühzeitig zu behandeln.
Was hilft: Diagnose & Therapie
Am Anfang steht das Gespräch mit dem Hausarzt. Er erkundigt sich nach Ihren Beschwerden und nach Zeckenstichen in der Vergangenheit. Dann folgt in der Regel eine körperliche Untersuchung. Ein wichtiges Indiz ist dabei die sogenannte Wanderröte, also die ringförmige Rötung an der Einstichstelle. "Ist diese eindeutig zu erkennen", sagt Dr. Helga Christoffel, Allgemeinmedizinerin im TK-Ärztezentrum, "reicht das, um die Therapie zu beginnen".
Aber nicht bei jeder Lyme-Borreliose ist eine Wanderröte erkennbar. Aufschluss kann hier eine Blutuntersuchung geben. Allerdings ist die Aussagekraft von Antikörpern gegen Borrelien im Blut begrenzt. Denn die Antikörper haben auch all jene Menschen im Blut, die früher mal Kontakt zu Borrelien hatten, ohne an einer Borreliose erkrankt gewesen zu sein oder aber die Erkrankung bereits überstanden haben. "Die Diagnose einer Borreliose erfolgt in erster Linie auf Basis der klinischen Symptome. Bestimmungen der Antikörper im Blut können die Diagnose unterstützen, sind aber nicht beweisend", so Dr. Christoffel. Weitere diagnostische Optionen stellen Liquoruntersuchungen bei Neuroborreliose sowie Gelenkpunktionen mit Erregernachweis bei Lyme-Arthritis dar.
Antibiotika sofort einnehmen
Je früher die Therapie startet, desto schneller und vollständiger heilt die Erkrankung ab. Dafür verschreibt der Arzt Antibiotika als Tabletten, Saft oder Infusion. Welche Form er wählt, hängt vom Stadium und Verlauf der Krankheit ab. Zwei bis drei Wochen dauert in der Regel die Behandlung. Längere Therapien bringen keinen zusätzlichen Nutzen, sondern erhöhen aufgrund der möglichen Medikamentennebenwirkungen eher die Risiken. Daher raten Experten davon ab. Ebenso raten sie davon ab, Antibiotika vorbeugend nach einem Zeckenstich einzunehmen.
Wichtig zu wissen:
- Eine Borrelien-Infektion hinterlässt keine lebenslange Immunität. Auch wenn Sie schon mal infiziert waren, müssen Sie daher jeden Zeckenstich aufmerksam beobachten.
- Antibiotika sind bei erfolgter Infektion sehr wirksam. Nach zwei bis drei Wochen Antiobiotikagabe klingen die Beschwerden in der Regel komplett ab und hinterlassen keine Spätfolgen.