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Bei einer leichten Migräne kann es ausreichen, sich in einen dunklen, kühlen Raum zurückzuziehen und sich hinzulegen. Meist ist eine Migräne aber sehr schmerzhaft. Die meisten Menschen nehmen deshalb Medikamente ein, um einen Migräneanfall durchzustehen. Bei mäßigen Schmerzen kann ein rezeptfreies Schmerzmittel aus der Apotheke genügen. Bei einer heftigen Migräne sind manchmal stärkere Medikamente nötig. Wenn man öfter Migräne hat, ist es sinnvoll, je nach Bedarf verschiedene Arzneimittel bereitzuhalten.

Zur Behandlung von Migräneattacken kommen folgende Medikamente infrage:

  • Schmerzmittel aus der Gruppe der nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) und Paracetamol
  • Mittel gegen Übelkeit
  • spezielle Migränemedikamente (Triptane und Ergotamine)

Schmerz­mittel - welcher Wirk­stoff hilft bei welchen Beschwer­den?

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Können Schmerzmittel wie ASS oder Paracetamol helfen?

Schmerzmittel aus der Gruppe der NSAR können Migräneschmerzen lindern. Die in Deutschland am häufigsten eingesetzten Schmerzmittel sind Acetylsalicylsäure (ASS wie in "Aspirin"), Diclofenac, Ibuprofen und Paracetamol. Studienergebnisse zeigen, dass diese Mittel bei Migräne wirksam sind:

  • Ohne Schmerzmittel verschwinden Migräneschmerzen bei etwa 10 von 100 Personen innerhalb von zwei Stunden.
  • Mit Schmerzmitteln verschwinden sie in der gleichen Zeit bei etwa 20 von 100 Personen.

Anders ausgedrückt: Zwei Stunden nach Einnahme der Medikamente sind zusätzlich 10 von 100 Personen schmerzfrei. Mit einer Linderung der Schmerzen können weitere 20 von 100 Personen rechnen. Wie wirksam ein Mittel bei jemandem ist, hängt unter anderem von der Stärke der Migräne und der Medikamenten-Dosis ab.

Die folgende Tabelle zeigt, in welchen Dosierungen diese Medikamente bei Erwachsenen mit Migräne üblicherweise eingesetzt werden:

Wirkstoff

Dosierung bei einem Migräneanfall

Tägliche Höchstdosis für Erwachsene

ASS

1000 mg

3000 mg

Diclofenac

50 mg

150 mg

Ibuprofen

400 mg

 2400 mg 

Paracetamol

1000 mg

4000 mg

Welche Nebenwirkungen gibt es?

Da Schmerzmittel zur Behandlung eines Migräneanfalls meist nur kurz eingenommen werden, sind Nebenwirkungen selten. In Studien verursachte Ibuprofen bei weniger als 1 von 100 Personen Magenschmerzen. Bei anderen Mitteln zeigten sich keine Nebenwirkungen. Für Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen wie etwa Nierenschäden kann die Einnahme von Schmerzmitteln jedoch problematisch sein.

NSAR können die Funktion der Magenschleimhaut beeinträchtigen. Für Menschen mit Magengeschwüren sind sie daher nicht geeignet. ASS hemmt zudem die Blutgerinnung und erhöht das Risiko für Blutungen. Diese sind meist leicht, wie Nasen- oder Zahnfleischbluten. Selten treten schwerwiegendere Blutungen auf, etwa im Magen-Darm-Trakt. Bei bestehender Herz-Kreislauf-Erkrankung können hoch dosierte NSAR zudem das Risiko für Komplikationen erhöhen.

Paracetamol ist für Menschen mit einer eingeschränkten Leberfunktion nicht geeignet, weil es über die Leber abgebaut wird. In hohen Dosierungen kann es auch bei Gesunden die Leber schädigen. Daher ist es wichtig, die empfohlene Höchstdosis nicht zu überschreiten.

Welche Mittel wirken gegen Übelkeit?

Wenn eine Migräneattacke von Übelkeit begleitet wird, kann die Schmerzbehandlung mit Domperidon oder Metoclopramid ergänzt werden. Diese Wirkstoffe können Übelkeit und Erbrechen bei schätzungsweise 40 von 100 Personen lindern. Es gibt auch Kombinationsmedikamente, die gegen Schmerzen und Übelkeit wirken und zum Beispiel Metoclopramid und das Schmerzmittel Paracetamol enthalten.

Wie wirken Migränemedikamente wie Triptane und Ergotamine?

Triptane

Triptane wurden speziell zur Behandlung von Migräne entwickelt. Alle Wirkstoffe dieser Medikamentengruppe verengen die Hirngefäße und hemmen die Freisetzung entzündungsfördernder Botenstoffe. Triptane können Schmerzen, Übelkeit und Lichtempfindlichkeit lindern. Derzeit sind sieben verschiedene Triptane erhältlich:

  • Almotriptan
  • Eletriptan
  • Frovatriptan
  • Naratriptan
  • Rizatriptan
  • Sumatriptan
  • Zolmitriptan

Einige dieser Mittel gibt es in verschiedenen Darreichungsformen: als Tabletten, Kapseln, Nasenspray, Zäpfchen, Lösung zum Spritzen oder als Schmelztablette, die unter die Zunge gelegt wird. Das Spritzen ist mit einem Fertigpen möglich, den man sich verschreiben lassen kann. Die meisten Triptane sind verschreibungspflichtig. Almotriptan und Naratriptan sind auch ohne Rezept in der Apotheke erhältlich.

Wegen chemischer Unterschiede sind Triptane zum Teil verschieden dosiert: So enthalten Sumatriptan-Tabletten 50 oder 100 mg Wirkstoff, Zolmitriptan-Tabletten dagegen 2,5 oder 5 mg. Triptane unterscheiden sich auch in ihrer Wirkdauer: Einige wirken schneller als andere, dafür hält deren Wirkung kürzer an. Wenn also ein Triptan die Migräne nicht so lindert wie erhofft, kann es sich lohnen, ein anderes auszuprobieren.

Alle Triptane können bei Migräne helfen. Studien zu Sumatriptan (50 mg), dem am häufigsten verschriebenen Mittel, zeigten zum Beispiel:

  • Ohne das Medikament verschwanden Migräneschmerzen innerhalb von zwei Stunden bei etwa 10 von 100 Personen.
  • Mit Sumatriptan verschwanden die Beschwerden in dieser Zeit bei 20 bis 30 von 100 Personen.

Zwei Stunden nach Einnahme des Medikaments waren also zusätzlich etwa 10 bis 20 von 100 Personen schmerzfrei. Bei weiteren 25 von 100 Personen, die das Mittel nahmen, bewirkte es zumindest eine Linderung.

Wie gut und wie rasch ein Medikament hilft, hängt von der Schwere der Migräne, der Dosierung des Mittels und der Darreichungsform ab. So wirken Spritzen unter die Haut besser und schneller als andere Darreichungsformen, haben aber auch mehr Nebenwirkungen.

Mögliche Nebenwirkungen von Triptanen sind Benommenheit, Missempfindungen wie Kribbeln, Schwäche-, Wärme- oder Kältegefühl, manchmal auch leichte Übelkeit. Gegen Übelkeit könnte es helfen, ein Triptan als Zäpfchen oder Spritze anzuwenden. Für Menschen mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung sind Triptane nicht geeignet, weil sie in seltenen Fällen die Blutgefäße verengen und den Blutdruck erhöhen können.

Ergotamine

Rezeptpflichtige Migränemedikamente können auch Ergotamine enthalten. Diese Substanzen aus dem Mutterkorn - einem Getreidepilz - waren fast ein Jahrhundert lang die einzige spezifische Behandlung bei Migräne. Weil Ergotamine mehr Nebenwirkungen haben als Triptane, werden sie heute nicht mehr so häufig zur Behandlung von Migräneanfällen eingesetzt. Zur Vorbeugung von Migräneanfällen sind diese Präparate seit 2014 nicht mehr zugelassen.

Welche Medikamente eignen sich für Kinder und Jugendliche?

Bei Kindern und Jugendlichen wirken Medikamente manchmal anders als bei Erwachsenen. Sie benötigen andere Dosierungen, und teilweise zeigen sich bei ihnen auch andere Nebenwirkungen als bei Erwachsenen. Für die Behandlung von Migräne bei Kindern und Jugendlichen sind in Europa folgende Mittel zugelassen:

  • Ibuprofen
  • Paracetamol: für Kinder ab zwölf Jahren, auch in Kombination mit Metoclopramid
  • Sumatriptan: als Nasenspray für Kinder ab zwölf Jahren

Ob Paracetamol bei Kindern und Jugendlichen Migränebeschwerden lindern kann, ist unklar. Für Ibuprofen zeigen mehrere Studien, dass es bei Migräneanfällen helfen kann. Ernsthafte Nebenwirkungen traten in den Studien, an denen Kinder mit Migräne teilgenommen hatten, nicht auf. Leichte Nebenwirkungen wie Magenschmerzen waren selten.

Auch das Nasenspray mit Sumatriptan half Kindern und Jugendlichen bei einem Migräneanfall. Es führte jedoch häufiger zu leichteren Nebenwirkungen wie unangenehmem Geschmack im Mund oder Übelkeit.

Ärztinnen und Ärzte können Heranwachsenden auch Medikamente verschreiben, die nicht für ihr Alter zugelassen sind - das wird Off-Label-Use genannt. Wenn eine Ärztin oder ein Arzt ein Medikament "off-label" verschreibt, sollte sie oder er die damit verbundenen Risiken und die Gründe für die Verschreibung erläutern.

Was kann passieren, wenn man sehr oft Schmerzmittel nimmt?

Schmerzmittel oder Triptane können bei zu häufiger Einnahme selbst Kopfschmerzen verursachen. Man spricht dann von einem Kopfschmerz durch Medikamenten-Übergebrauch. Arzneimittelbedingte Kopfschmerzen sind dumpf und betreffen den gesamten Kopf. Migräneschmerzen sind eher pulsierend und noch von anderen Beschwerden begleitet. Kopfschmerzen durch Medikamenten-Übergebrauch sind chronisch, treten also über drei Monate an mehr als 15 Tagen pro Monat auf. Migräneattacken können noch hinzukommen.

Bei dieser Art von Kopfschmerzen ist es sinnvoll, die Medikamente für eine Weile abzusetzen - auch wenn sich die Kopfschmerzen dann zunächst verstärken und von Entzugserscheinungen wie Unruhe, Schlafstörungen oder Übelkeit begleitet werden.

Manchmal werden Medikamente auch vorbeugend angewendet. Diese Mittel sollen bewirken, dass es seltener zu Migräneanfällen kommt - und man langfristig weniger Schmerz- und Migränemittel benötigt.