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Unter den Begriff Leukämie fallen verschiedene Erkrankungen, die eine Gemeinsamkeit haben: Alle betreffen die weißen Blutzellen (Leukozyten), die für die Immunabwehr sorgen. Leukämien entstehen meist  im Knochenmark, wo die Blutzellen unseres Körpers heranreifen. Täglich werden mehrere Milliarden neu gebildet. Das funktioniert wie bei einem Kopierer: Das Originaldokument ist vergleichbar mit einer Stammzelle, die immer und immer wieder kopiert wird. Nur die Kopien verlassen das Knochenmark und erledigen im Blut ihre Aufgaben. In der Regel hält sich die Anzahl der verbrauchten oder aussortierten Zellen mit der Menge der neu gebildeten Zellen die Waage. Wirft der Kopierer zu viele Duplikate aus, häufen sich mit der Zeit unzählige Zellkopien an. Vereinfacht gesagt, entsteht so eine chronische Form der Leukämie. Ist hingegen das Original beschädigt, ist schon jede Kopie fehlerhaft. Im Prinzip entsteht dann das Bild einer akuten Leukämie.

Großes Spektrum unspezifischer Beschwerden 

Betroffene fühlen sich allgemein abgeschlagen, sind auffallend blass und anfällig für Infekte. Diese Beschwerden können typisch für eine ganze Reihe von Ursachen sein, die Liste reicht von harmlosen Auslösern bis hin zu einer leukämischen Erkrankung. Auch Knochen- oder Oberbauchschmerzen, häufiges Nasen- oder Zahnfleischbluten sowie ungewollter Gewichtsverlust sind wenig spezifisch für eine Erkrankung des blutbildenden Systems. Einige Formen können mit starkem Nachtschweiß oder Fieber einhergehen.

Auch wenn eindeutige Anzeichen für eine Leukämie meist fehlen, wissenschaftlich sind alle Symptome gut erklärbar. Reifen die weißen Blutkörperchen unkontrolliert heran, ist die Qualität der einzelnen Zelle eingeschränkt. Das Immunsystem ist geschwächt, häufige Infekte sind die Folge. Im Knochenmark nehmen sie anderen wichtigen Zellen den Platz zum Wachsen und Reifen. Zu wenig rote Blutkörperchen verursachen Blässe und Leistungsschwäche, fehlende Blutplättchen stören die Blutgerinnung. Nasen- oder Zahnfleischbluten oder kleine punktförmige Einblutungen in der Haut sind eine mögliche Folge.

Diagnostik

Ist die Blutbildung gestört, zeigen sich oft unspezifische Veränderungen im Blutbild. Eine chronische Leukämie entsteht langsam und fällt mitunter zufällig im Blutbild auf. Klarheit verschaffen dann moderne molekulargenetische Untersuchungen und Analysen von Blut und Knochenmark.

Ihr Hausarzt wird Ihre Symptome detailliert erfragen und wahrscheinliche Ursachen eingrenzen. Die körperliche Untersuchung kann ihm dafür weitere Anhaltspunkte liefern. Meist wird dabei routinemäßig Blut abgenommen und analysiert. Ihr Hausarzt wird Sie bei Auffälligkeiten zu einem Spezialisten im Fach Hämatologie und Onkologie überweisen. Dort erfolgen dann zum Beispiel eine Untersuchung des Knochenmarks oder spezielle Analysen der Blutzellen. 

High-Tech-Diagnostik

Für eine genaue Diagnose untersuchen Spezialisten Proben aus dem Knochenmark molekulargenetisch. Spezielle Färbungen mit fluoreszierenden Farbstoffen lassen Zellen nicht nur bunt leuchten, sie verraten auch wichtige Fakten über deren Genetik. Experten können bestimmte Moleküle auf der Zelloberfläche markieren und die Zellen genau zuordnen. Das liefert wichtige Erkenntnisse für die individuelle Planung Ihrer Therapie.

Typische Leukämien bei Kindern

Die Akute Lymphatische Leukämie (ALL) ist typisch für das Kindesalter. Diese Form betrifft zu 80 Prozent Kinder und ist die häufigste Krebserkrankung in diesem Alter. 

Dank forcierter Forschung hat sich die Prognose sowohl für Kinder als auch Erwachsene in den letzten Jahrzehnten deutlich gebessert.

Leukämie - eine Erkrankung des hohen Lebensalters 

Eine gemeinsame Statistik aller Leukämien zeigt, dass Kinder insgesamt seltener betroffen sind. Im Jahr 2016 waren vier von 100 neu Erkrankten Kinder unter 15 Jahre.

Mit Ausnahme der akuten lymphatischen Leukämie sind meist Menschen im hohen Lebensalter betroffen.

Das Alter ist damit ebenso wie für Bluthochdruck oder Diabetes ein entscheidender Risikofaktor.

Typische Leukämien bei Erwachsenen

Im Erwachsenenalter sind leukämische Erkrankungen im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen vergleichsweise selten. Am häufigsten ist die Sonderform der chronisch lymphatischen Leukämie (CLL), die Fachleute zu den Lymphomen statt zu den Leukämien zählen. Sie wird von einer Unterform der weißen Blutkörperchen ausgelöst: den sogenannten B-Lymphozyten. 

Lymphome: Infos für Betroffene

In unserem Artikel "Non-Hodgkin-Lymphom", können Sie noch mehr zum Thema Lymphom lesen.

Am zweithäufigsten ist die chronisch myeloische Leukämie (CML). Die CML kommt in jedem Lebensalter vor, am häufigsten sind Menschen zwischen 55 und 60 Jahren betroffen. Die Einführung sogenannter Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI) im Jahr 2001 revolutionierte die Therapie. Verstarben zuvor rund die Hälfte aller Patienten, waren 16 Jahre später noch 83 Prozent der Teilnehmer der Zulassungsstudie am Leben und erreichten damit eine normale Lebenserwartung. 

Medizinischer Durchbruch dank Genetik

Bei über 95 Prozent der Erkrankten weisen Experten in den weißen Blutzellen eine spezifische Mutation der Chromosomen nach, das sogenannte Philadelphia-Chromosom. Es führt zu unkontrollierter Zellvermehrung. Moderne Medikamente setzen hier an, indem sie die daraus folgende gesteigerte Enzymaktivität gezielt bekämpfen.

Auch die akute myeloische Leukämie (AML) ist mit einem Altersgipfel um die 70 Jahre eine Erkrankung des hohen Lebensalters. Auch hier hat die Wissenschaft in den letzten Jahren für bessere Prognosen, steigende Überlebensraten und Chancen auf Heilung gesorgt. Anerkannte Risikofaktoren sind bestimmte Schadstoffe, Strahlung und frühere Chemotherapien. Nichtraucher scheinen in Studien ein geringeres Risiko zu haben. Möchten Sie aufhören zu rauchen, wenden Sie sich an Ihren Hausarzt oder nutzen Sie unser TK-NichtraucherCoaching.