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Am häufigsten brechen Handgelenke. Dies ist nicht verwunderlich, denn wenn wir stolpern oder ausrutschen, stützen wir uns reflexartig mit den Armen ab, um den Kopf zu schützen. Hände und Arme fangen also die gesamte Wucht des Sturzes auf, und dabei bricht die handgelenksnahe Speiche meist zuerst - der Mediziner spricht dann von einer distalen Radiusfraktur. 

Knochenbrüche betreffen jede Altersgruppe. Besonders oft kommen sie bei Kindern sowie bei Erwachsenen ab dem 60. Lebensjahr vor. Bei älteren Menschen ist das Sturzrisiko höher und auch die Knochensubstanz ist weicher. Zudem tritt die Erkrankung Osteoporose, also Knochenschwund, vor allem im Alter auf und führt dazu, dass Knochengewebe abgebaut wird, also die Knochendichte abnimmt. Die Knochen werden dadurch leichter und können auch ohne besondere Gewalteinwirkung brechen.

Welche Aufgaben erfüllen unsere Knochen?

Erwachsene Menschen haben etwa 206 Knochen. Die Hälfte davon befindet sich in den Händen und Füßen. Zwischen den Knochen liegen Gelenke, die uns Bewegungen ermöglichen. Doch Knochen geben nicht nur Form und Halt, sie schützen auch wichtige Organe. So befinden sich Herz und Lunge im stabilen Brustkorb und auch das Gehirn ist dank unseres harten Schädels gut geschützt. Darüber hinaus bilden sich im Knochen auch Blutzellen. Dies geschieht im Knochenmark, einem netzartigen und gut durchbluteten Gewebe im Inneren der Knochen. 

Verschiedene Knochenbrüche

  • Geschlossene und offene Brüche: Bei einem geschlossenen Knochenbruch ist die Haut an der betroffenen Stelle unversehrt. Bei einem offenen Bruch sind hingegen Haut und andere Weichteile wie zum Beispiel Muskeln und Bindegewebe verletzt, eventuell sind sogar Knochenteile sichtbar - es besteht eine hohe Infektionsgefahr.
  • Komplizierte Brüche: Bei einem Trümmerbruch ist der Knochen in mehrere Bruchstücke, sogenannte Knochenfragmente, aufgesplittert. Bruchenden können gegeneinander verschoben oder verdreht - medizinisch disloziert - sein. Es gibt auch Stauchungs-, Biegungs- und Torsionsbrüche - zu Deutsch Drehbrüche. Ganze Knochenstücke können herausbrechen und Sehnen von Muskeln abreißen, die normalerweise an den Knochen befestigt sind. Je stärker die gebrochene Stelle vom ursprünglichen Zustand abweicht, desto komplizierter ist der Bruch und desto schwieriger die Therapie.
  • Knochenbrüche mit Beteiligung der Gelenke: Der Bruch kann bis in die Gelenkfläche ziehen - der Arzt spricht dann von einer Gelenkfraktur. Bei Luxationsbrüchen - zu Deutsch Verrenkungsbrüchen - sind die Gelenkflächen gegeneinander verschoben.
  • Kindliche Knochenbrüche: Um den Knochen herum befindet sich die Knochenhaut, medizinisch Periost, die bei Kindern noch sehr elastisch ist. Bricht sich ein Kind zum Beispiel den Unterarmknochen, bleibt das Periost darüber meist intakt und hält den Knochen zusammen. Da der Knochen wie ein grüner Ast bricht, sprechen Ärzte auch von einer Grünholzfraktur. Dieser Bruch heilt meist gut. Aber: Der kindliche Knochen ist vor allem an seinen Enden im ständigen Wachstum. Sind diese sogenannten Wachstumsfugen verletzt, kann das Wachstum des Knochens gestört sein.

Was der Arzt untersucht

Ein Knochenbruch schmerzt meist stark und sollte umgehend ärztlich versorgt werden. Der Arzt prüft zunächst die sogenannten Frakturzeichen. Hierbei unterscheidet er sichere und unsichere Frakturzeichen. Unsichere Zeichen sind zum Beispiel Schmerzen, Schwellung und Bewegungseinschränkung. Sichere Zeichen für einen Knochenbruch sind etwa die Fehlstellung des Knochens, eine unnatürliche Beweglichkeit sowie sichtbare Knochenteile bei einer offenen Fraktur.  Ist nicht eindeutig, ob der Knochen wirklich gebrochen ist, sichern Röntgenbilder aus verschiedenen Perspektiven die Diagnose. Bei Kindern führen Ärzte häufig eine Ultraschalluntersuchung durch, um die kleinen Patienten nicht unnötig mit Röntgenstrahlen zu belasten. 

Gips oder Operation?

Abhängig von der Art des Knochenbruchs und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten, wird konservativ oder operativ behandelt. Bei beiden Optionen gilt grundsätzlich: 

  • Reposition: Die Knochenbruchstücke werden in ihre ursprüngliche anatomische Position gebracht.
  • Retention: Der gerichtete Bruch wird solange in der gewünschten Stellung gehalten, bis er knöchern verheilt ist.
  • Rehabilitation: Durch aktive Übungen werden weitere Funktionsverluste vermieden beziehungsweise die ursprüngliche Funktion wiederhergestellt.

Nicht jeder Bruch muss jedoch unbedingt behandelt werden. Ein unkomplizierter Rippenbruch etwa heilt meist von allein aus. Bei Bedarf empfiehlt der Arzt ein Schmerzmittel. 

Konservative Behandlung

Bei einer konservativen Therapie, also ohne Operation, wird die betroffene Körperstelle durch einen Gips, Schienen oder stützende Verbände ruhiggestellt. So wächst das Gewebe ohne Schief- oder Fehlstellung wieder zusammen. 

Bei einer Extensionsbehandlung wird ein dauerhafter Längszug auf den verletzten Körperteil ausgeübt und der Knochen mithilfe von Drähten oder Nägeln fixiert, die durch die Haut eingebracht werden. Dieses Verfahren kommt meist nur übergangsweise bis zur geplanten Operation zum Einsatz. 

Im Prinzip kann jeder Bruch konservativ versorgt werden, es gibt jedoch mehr und weniger geeignete Fälle.  

Operation

Es gibt verschiedene operative Verfahren zur Behandlung von Knochenbrüchen. Welches das optimale ist, hängt von der Art des Bruches und eventuellen Begleitverletzungen ab. Damit die Bruchenden des Knochens wieder dauerhaft in der richtigen Position bleiben, bringt der Chirurg während der Operation meist Fremdmaterial wie Nägel, Platten, Schrauben oder Drähte ein - diese Art der Frakturbehandlung nennt sich Osteosynthese. 

Eine besondere Form der Osteosynthese ist der sogenannte Fixateur externe - hier wird der Knochen von außen stabilisiert. Es werden Schrauben in die unversehrten Knochenenden unterhalb und oberhalb der Bruchlinie eingebracht und außerhalb des Körpers mit Stahlstangen in der richtigen Position gehalten. Diese Operationsmethode kommt zum Beispiel bei offenen Frakturen und Trümmerfrakturen zum Einsatz. 

Mögliche  Komplikationen - das kann unter anderem passieren

Begleitverletzungen: Bei einem Unfall treten neben einem Knochenbruch häufig weitere Verletzungen auf, die ebenfalls behandelt werden müssen, etwa von Haut und Muskeln, Sehnen und Bändern sowie eventuell auch von Nerven und Gefäßen. Bei offenen Wunden besteht außerdem die Gefahr einer Entzündung, sodass möglicherweise bereits vor der Operation eine Antibiotikatherapie eingeleitet wird. 

Thrombose: Bei einem komplizierten Bruch muss der betroffene Arms oder das verletzte Bein häufig lange ruhiggestellt werden. Dadurch steigt die Gefahr, dass sich Blutgerinnsel bilden und Gefäße verschließen, also eine Thrombose auftritt. Diese kann im schlimmsten Fall zu einem Lungengefäßverschluss, also einer Lungenembolie, oder zu einem Schlaganfall führen. Um dies zu vermeiden, verordnet der Arzt blutgerinnungshemmende Medikamente, meist in Form von Spritzen. 

Kompartmentsyndrom: Auch als Muskelkompressionssyndrom bezeichnet, ist das Kompartmentsyndrom ein akuter Notfall, der unter anderem nach einem Knochenbruch auftreten kann und sofortiges Handeln erfordert. Das Syndrom tritt am häufigsten am Unterschenkel, am Unterarm und am Fuß auf. Wenn etwa durch eine Einblutung das den Knochen umgebende Gewebe anschwillt, sich aber nicht ausdehnen kann, kommt es zu einer Störung der Durchblutung und das Gewebe kann absterben. Das Kompartmentsyndrom muss daher schnellstmöglich operiert werden.  

Pseudarthrose: Von einer sogenannten Pseudarthrose sprechen Mediziner, wenn die Bruchenden nach sechs Monaten noch nicht richtig zusammengeheilt sind und sich ein sogenanntes falsches Gelenk ausgebildet hat. Dieses kann zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen. Die Ursache ist häufig eine unzureichende Ruhigstellung der Fraktur. Eine Pseudarthrose wird in der Regel operativ versorgt.   

CRPS: Früher als "Morbus Sudeck" bezeichnet, heißt es jetzt "Komplexes regionales Schmerzsyndrom" - kurz "CRPS". Die genaue Ursache ist bis heute nicht bekannt. Durch die Verletzung kommt es zu einer Fehlregulation des Nervensystems, die den normalen Heilungsverlauf blockiert. Auch psychische Faktoren wie zum Beispiel vermehrte Ängstlichkeit gelten als Risikofaktor. Die anfänglichen Symptome eines CRPS wie etwa Schmerzen, Funktionseinschränkung und Wassereinlagerungen werden häufig fehlgedeutet und der Patient nicht ernst genommen. Bestimmte Medikamente sowie frühzeitige Bewegungsübungen können jedoch helfen, dass die Beschwerden verschwinden und die Extremität wieder voll funktionsfähig wird.   

Knochenhart wie vor dem Bruch

Die meisten Brüche heilen nach einer entsprechenden Therapie komplikations- und folgenlos ab. Dafür sorgen unter anderem spezialisierte Zellen in den Knochen, die bei einem Bruch mit Hochdruck arbeiten: Die Osteoblasten bilden neues Knochenmaterial, sodass der Bruch wieder zusammenwächst. Die Osteoklasten tragen überschüssiges Gewebe ab, damit der Knochen seine alte Form erhält. Am Ende entsteht im Idealfall ein wieder vollständig intakter Knochen, der so widerstandsfähig ist wie vor dem Bruch. 

Wie lange der Reparaturprozess dauert, hängt von der Verletzung an sich ab und davon, welcher Knochen betroffen ist. Außerdem heilen die Knochen von Kindern generell schneller, manchmal schon innerhalb von drei Wochen, bei Erwachsenen dauert es bis zu zwölf Wochen.