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Wird die Haut verletzt, gerinnt das Blut an dieser Stelle, um die Wunde zu schließen. Bildet sich jedoch ein Thrombus innerhalb der Blutbahnen, kann dies lebensbedrohlich werden. Je nach Grunderkrankung verschreibt Ihre Ärztin oder Ihr Arzt Ihnen ein passendes gerinnungshemmendes Medikament. Diese Medikamente, auch Antikoagulanzien genannt, verhindern, dass das Blut verklumpt.

Blutgerinnseln vorbeugen

Bei einigen Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems besteht die Gefahr, dass Blutgerinnsel entstehen, beispielsweise bei Vorhofflimmern oder  flattern. Bei diesen Herzrhythmusstörungen pumpen die Vorhöfe nicht synchron. Durch den ungleichmäßigen Blutstrom kann es zu Blutgerinnseln im linken Vorhof kommen. Löst sich ein solches Gerinnsel, kann es zum Beispiel ins Gehirn wandern und dort einen Schlaganfall verursachen. Gerinnungshemmende Medikamente können das Risiko senken, einen Schlaganfall zu erleiden. Sie werden außerdem bei folgenden Erkrankungen verordnet:

Blutgerinnsel: unvorhersehbarer Verlauf

Ein Blutgerinnsel kann an dem Ort, an dem es entstanden ist, zu einem Gefäßverschluss führen. Dieser wird als Thrombose bezeichnet. Bewegt sich dieser Blutpfropf mit dem Blutstrom weiter und bleibt später im Gefäßsystem hängen, kann das zu einer sogenannten Embolie führen, zum Beispiel einer Lungenembolie.

Gerinnungsfaktoren im menschlichen Körper

Insgesamt 13 Gerinnungsfaktoren bilden die sogenannte Gerinnungskaskade. Sie wurden in der Reihenfolge ihrer Entdeckung mit römischen Zahlen durchnummeriert. Die Gerinnungsfaktoren II, VII, IX und X werden mithilfe von Vitamin K in der Leber gebildet. Klassische Gerinnungshemmer, sogenannte Vitamin-K-Antagonisten, blockieren diese vier Faktoren und hemmen so die plasmatische Blutgerinnung.

Typen von Blutverdünnern

Gerinnungshemmende Medikamente werden allgemein als Blutverdünner bezeichnet. Dabei machen sie das Blut nicht flüssiger, sondern vermindern seine Fähigkeit, zu verklumpen. Fachleute unterscheiden dabei zwei Gruppen:

Sogenannte Thrombozytenaggregationshemmer hemmen die Verklumpung von Blutplättchen und unterbinden die erste Phase der Blutstillung. Zu den Stoffen, die bestimmte Gerinnungsfaktoren der zweiten Phase der Blutgerinnung hemmen, zählen Heparine und orale Antikoagulanzien. 

Die gerinnungshemmenden Wirkstoffe werden in fünf Gruppen eingeordnet:

  • Vitamin-K-Antagonisten (Cumarine): Sie verringern die Bildung der Vitamin-K-abhängigen Gerinnungsfaktoren beziehungsweise vermindern deren Wirksamkeit. Zu dieser Gruppe zählen Wirkstoffe wie Phenprocoumon oder Warfarin. Sie gehören zu den ältesten Gerinnungshemmern und werden auch als orale Antikoagulanzien bezeichnet. Sie tragen dazu bei, Blutgerinnsel bei einer Lungenembolie aufzulösen, und können das Risiko für Komplikationen nach bestimmten Herzklappen- oder Stent-Operationen sowie bei Vorhofflimmern senken.
  • Direkte orale Antikoagulanzien (DOAKS): DOAKS hemmen bestimmte Gerinnungsfaktoren und werden auch als die neuen oralen Gerinnungshemmer (NOAKS) bezeichnet. Sie werden unter festgelegter Dosierung als Tabletten eingenommen und wirken bereits wenige Stunden nach der Einnahme. Zu den NOAKS gehören Wirkstoffe wie Apixaban oder Rivaroxaban. Sie werden meist eingesetzt, um beispielsweise einem Schlaganfall vorzubeugen oder bei Vorhofflimmern einer erneuten Lungenembolie. Bei diesen Medikamenten sind keine routinemäßigen Laborkontrollen notwendig.
  • Plättchenhemmer (Thrombozyten-Aggregations-Hemmer): Sie bewirken, dass die Blutplättchen, medizinisch Thrombozyten, nicht verklumpen. Zu den Plättchenhemmern gehört beispielsweise der Wirkstoff Acetylsalicylsäure, kurz ASS. Diese Mittel wirken schwächer als Antikoagulanzien und werden vor allem nach einem Herzinfarkt eingesetzt.
  • Heparine: Sie hemmen ebenfalls einige Gerinnungsfaktoren und werden unter die Haut gespritzt oder als Infusion verabreicht. Ihre Wirkung setzt schneller ein als bei anderen Mitteln. Deshalb eignen sie sich vor allem für die akute Behandlung bei einer Thrombose oder Embolie.
  • Fondaparinux: Dieser gentechnisch hergestellte Wirkstoff hemmt den Gerinnungsfaktor Xa. Er wird einmal täglich unter die Haut gespritzt und kann ebenfalls bestehende Blutgerinnsel auflösen beziehungsweise einer Thrombose oder Embolie vorbeugen. 

Welche Art Gerinnungshemmer Sie erhalten und wie lange Sie diese einnehmen müssen, legt Ihre behandelnde Ärztin beziehungsweise Ihr behandelnder Arzt individuell fest. Halten Sie sich unbedingt an diese Vorgaben. Haben Sie Fragen zu Ihrem Medikament oder Beschwerden, setzen Sie die Gerinnungshemmer keinesfalls eigenmächtig ab. Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt - möglicherweise kann Ihre Therapie angepasst oder gegebenenfalls ein anderes Präparat verordnet werden.

Regelmäßige Überwachung der Blutwerte

Ihre Ärztin oder Ihr Arzt dosiert das Medikament individuell, je nach erforderlicher Gerinnungshemmung. Nehmen Sie Vitamin-K-Antagonisten ein, wird regelmäßig der sogenannte Quick-Wert oder INR-Wert bestimmt. Abhängig von der Grunderkrankung wird festgelegt, welche Zielwerte erreicht werden sollen. Nehmen Sie daher unbedingt die regelmäßigen Kontrolltermine in Ihrer Praxis wahr.

Blutungen vorbeugen

Gerinnungshemmende Medikamente können die Blutung bei einer Verletzung verstärken beziehungsweise verlängern. Wenn Sie diese Medikamente einnehmen, treffen Sie folgende Vorsichtsmaßnahmen:

  • Tragen Sie immer einen Ausweis bei sich, der angibt, welche Gerinnungshemmer Sie einnehmen und welche Dosis Sie aufgrund welcher Erkrankung erhalten.
  • Informieren Sie auch Ihre mitbehandelnden Ärztinnen und Ärzte darüber, dass Sie Gerinnungshemmer einnehmen. Dies ist besonders wichtig, wenn bei Ihnen beispielsweise eine Katheter-Untersuchung, eine Operation, eine Magen-Darm-Spiegelung oder eine Zahnbehandlung ansteht.
  • Lassen Sie sich genau erklären, welche anderen Medikamente und Wirkstoffe die Wirkung des Gerinnungshemmers beeinflussen und was Sie bei der Einnahme beachten müssen. Beispielsweise reagieren einige Antibiotika mit den Wirkstoffen Phenprocoumon oder Warfarin.
  • Vitamin-K-haltige Lebensmittel wie Brokkoli, Blumenkohl sowie Rind- und Schweinefleisch können die Wirkung von Vitamin-K-Antagonisten herabsetzen. Genießen Sie daher nur in geringem Umfang und möglichst in gleichbleibender Menge Vitamin-K-haltige Lebensmittel.
  • Wählen Sie Ihre Sportart passend zu Ihrer aktuellen Leistungsfähigkeit aus. Gehen Sie spazieren oder suchen Sie sich Ihrem Fitnessstand entsprechende Wanderwege. Ihre Praxis oder eine Fachkraft für Sporttherapie kann Ihnen helfen, den passenden und sicheren Sport für Sie zu finden.

Wichtig: Blutet eine kleinere Verletzung, selbst mit einem Druckverband, immer weiter, suchen Sie umgehend eine ärztliche Praxis oder ein Krankenhaus auf. Auch bei Symptomen wie schwarzem Stuhl, rotem Urin, starken oder bisher unbekannten Kopfschmerzen, Herzrasen sowie spontan auftretenden blauen Flecken kontaktieren Sie schnellstmöglich Ihre Ärztin oder Ihren Arzt. Diese Symptome können auf innere Blutungen hinweisen.

Tipp:

Falls Sie Ihre Ernährung oder Lebensweise umstellen oder eine weitere Erkrankung auftritt, lassen Sie Ihren Blutgerinnungswert häufiger kontrollieren. Gegebenenfalls passt Ihre Ärztin oder Ihr Arzt Ihre Dosis neu an.