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Der Verdauungsapparat besteht aus einem verzweigten System, an dem mehrere Organe beteiligt sind: Mund, Speiseröhre, Magen, Leber, Gallenblase, Bauchspeicheldrüse sowie Dünn- und Dickdarm. Dieser Muskelschlauch beginnt im Mund und leitet die Nahrung durch den Körper. Etwa ein bis drei Tage dauert es vom ersten Biss in ein Lebensmittel bis zum Ausscheiden der unverdaulichen Reste.

Im Mund: aufnehmen und zerkleinern 

Schon der erste Kontakt mit der Nahrung setzt den Verwertungsprozess in Gang. Beim Kauen werden die Speisen in der Mundhöhle zerkleinert und gleichzeitig mit Speichel aus den Speicheldrüsen vermengt. Ein Enzym aus der Speichelflüssigkeit spaltet Kohlenhydrate aus der Nahrung noch in der Mundhöhle in kleinere Einheiten, etwa Traubenzucker (Glukose), auf. Intensives Kauen bereitet die Nahrung optimal darauf vor, weiter verdaut zu werden. Beim Schlucken wandert der Speisebrei durch den Rachen in die Speiseröhre (Ösophagus), die im Mageneingang mündet.

Normalerweise ist der Übergang durch die Muskeln der Speiseröhre und des Zwerchfells verschlossen. Beim Schlucken entspannen sich die Muskeln kurzfristig, sodass die Nahrung in den Magen rutscht. Ist diese Schleuse nicht intakt, kann vor allem Magensaft in die Speiseröhre zurückfließen - Betroffene verspüren dann zum Beispiel Sodbrennen .

Im Magen: Nahrung weiter aufspalten

Die Magenwandmuskeln bewegen den Speisebrei hin und her und vermischen ihn mechanisch weiter. Zusätzlich wird die Nahrung mit Magensaft vermengt, der in verschiedenen Drüsen in der Magenschleimhaut produziert wird.

Die im Magensaft enthaltene Salzsäure, auch bekannt als Magensäure, zersetzt zunächst die Nahrung. Dann sind Verdauungsenzyme an der Reihe: Sie sorgen dafür, dass Eiweiße und weitere Stoffe in ihre Einzelteile zerlegt werden. Haben wir etwas zu uns genommen, das uns nicht bekommt oder schädlich für uns ist, versucht der Magen, es wieder loszuwerden - wir müssen uns erbrechen. 

Eine spezielle Schleimschicht an den Wänden schützt den Magen davor, sich selbst zu verdauen. Infektionen und Stress können die Magenschleimhaut schädigen, was beispielsweise zu einer Magenschleimhautentzündung oder einem Magengeschwür führen kann. Zwischen dreißig Minuten und fünf Stunden liegt eine Mahlzeit im Magen - je nach Zusammensetzung. Kohlenhydrate passieren den Magen schneller, Fette und Eiweiße verweilen länger dort. In kleinen Portionen gleitet der Speisebrei schließlich in Richtung Magenausgang und von dort in den Dünndarm. 

Im Darm: Nährstoffe verarbeiten, bereitstellen und entsorgen 

Der fünf bis sechs Meter lange Dünndarm hat eine zottige Oberfläche von etwa 200 Quadratmetern. Er besteht aus dem Zwölffingerdarm (Duodenum), der direkt an den Magenausgang anschließt, dem Leerdarm (Jejunum) sowie dem Krummdarm (Ileum). In diesen Abschnitten werden die Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße aus dem Nahrungsbrei in noch kleinere Bestandteile zerlegt. Enzyme, die im Mund, in der Bauchspeicheldrüse und in den Darmzellen gebildet werden, helfen dabei. Diese Stoffe werden zusammen mit Vitaminen und Spurenelementen von den Darmzellen aufgenommen und über den Blutkreislauf im gesamten Körper verteilt. 

Gesunde Vielfalt

Die Darmflora besteht aus etwa 100 Billionen Bakterien sowie Pilzen und sogar Viren. Auch sie spalten Nahrung auf und führen der Darmschleimhaut wichtige Nährstoffe zu. Darüber hinaus sind sie nach neuesten Erkenntnissen auch an der Produktion der Vitamine B und K beteiligt und spielen eine Rolle bei der Hormonsynthese. Je nach Zusammensetzung kann das Mikrobiom die Gesundheit fördern oder beeinträchtigen. Weist es zum Beispiel eine geringe Vielfalt an Darmbakterien auf, sind Betroffene wohl auch anfälliger für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa . Welche Bakterienstämme für bestimmte gesund- oder krankmachende Effekte verantwortlich sein könnten, wird derzeit intensiv erforscht.

Die Darmmuskulatur bewegt sich wellenförmig und befördert so die unverdaulichen Nahrungsreste in den eineinhalb Meter langen Dickdarm . Zu ihm gehören der Blinddarm (Caecum) mit seinem Wurmfortsatz ( Appendix ), der Grimmdarm (Kolon) und der Mastdarm (Rektum). Der Dickdarm entzieht dem Stuhl noch vorhandene Mineralstoffe und Wasser. Zusätzlich fügt er den Nahrungsresten Schleim zu, der von sogenannten Becherzellen gebildet wird. Auf diese Weise wird der Stuhl gleitfähig. Danach befördert er den Rest zum Rektum: Wenn der Darminhalt dort ankommt, entsteht Stuhldrang. 

Arbeitet die Dickdarmmuskulatur träge, dann bewegt sich der Darminhalt nur langsam weiter. Dabei wird er immer fester und härter, weil ihm weiter Wasser entzogen wird. So kann es zu Verstopfung kommen, auch Obstipation genannt. Schafft der Darm es nicht, genügend Wasser aus dem Stuhl aufzunehmen, weil zum Beispiel die Passage beschleunigt ist oder eine Infektion ihr Unwesen treibt, kann Durchfall entstehen, medizinisch Diarrhö. Lässt sich keine organische Ursache für Darmbeschwerden feststellen, liegt möglicherweise ein Reizdarmsyndrom vor.

Immunabwehr aus dem Darm

Knapp 80 Prozent der Abwehrzellen unseres Immunsystems sitzen in der Darmwand. Dort bekämpfen sie Erreger und bewegen sich über Blut- und Lymphbahnen zu jedem anderen Ort im Körper, an dem sie gebraucht werden.