Impfen: Wichtige Begriffe kurz und einfach erklärt
Was versteht man eigentlich unter Herdenimmunität, was sind Antikörper und welche Impfstoffarten gibt es in Deutschland? Wir haben für Sie die wichtigsten Begriffe rund um das Thema Impfen und Corona zusammengefasst und erklärt.
Antigen
Als Antigen bezeichnet man Stoffe (meistens Eiweiße), die vom Körper als fremd erkannt werden und so zu einer Reaktion des Immunsystems führen. Dazu zählen beispielsweise Viren, Parasiten oder Bakterien. Beim Kontakt mit körperfremden Antigenen bildet der Körper spezielle Antikörper, um diese abzuwehren und unschädlich zu machen. Im Zusammenhang mit Corona wird immer wieder von Antigen-Schnell- oder Selbsttests gesprochen: Diese können bei einer Infektion das SARS-CoV-2-Antigen, also bestimmte Eiweiße des Corona-Erregers, in den Schleimhäuten nachweisen. Auch eigene Körperzellen verfügen über bestimmte Antigene, diese werden aber vom Immunsystem als zum eigenen Organismus gehörig wahrgenommen.
Antikörper
Antikörper sind spezielle Eiweißmoleküle in Y-Form, die im Blut sowie in der Lymphe zirkulieren. Sie gehören zu den zentralen Bestandteilen des Immunsystems. Denn ihre Aufgabe besteht darin, alle Arten von Krankheitserregern wie Bakterien oder Viren und andere Fremdstoffe im Körper zu bekämpfen. Produziert werden sie in der Regel im Zuge einer sogenannten Immunantwort. Das heißt: Gelangt ein Antigen in den Körper, setzt das Immunsystem die Produktion des passenden Antikörpers in Gang. Dieser heftet sich daraufhin an den Krankheitserreger, "markiert" ihn und macht ihn für andere Zellen sichtbar - und stößt so die Beseitigung des Eindringlings an. In manchen Fällen reicht die Bindung sogar schon aus, um das Antigen am Eintritt in die Zelle zu hindern und auf diese Weise zu neutralisieren.
Auffrischungsimpfung
Liegt eine Impfung schon länger zurück, kann es sein, dass eine Auffrischung der Immunisierung notwendig ist. Diese "erinnert" das Immunsystem wieder daran, wie es einen bestimmten Krankheitserreger zu bekämpfen hat. In der Regel reicht dafür schon ein Bruchteil der Impfstoffmenge der Erstimpfung aus. Wie lange der Schutz einer Impfung hält, kann man aber nicht pauschal sagen, da das von Impfung zu Impfung und auch von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist. Die Ständige Impfkommission empfiehlt, Totimpfungen wie Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten alle zehn Jahre aufzufrischen. Bei Lebendimpfungen ist das Intervall meistens größer. Am besten fragen Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin um Rat und führen einen lückenlosen Impfausweis. In diesem wird unter anderem vermerkt, wann Sie welche Impfung zuletzt erhalten haben.
Im Zusammenhang mit Corona werden Auffrischungsimpfungen auch Booster-Impfungen genannt.
Gedächtniszellen
Gedächtniszellen sind das immunologische Gedächtnis des Körpers. Tritt ein bereits bekannter Erreger auf, "erinnern" sie sich an den Erstkontakt und leiten eine passende Immunantwort ein. Durch den "Wissensvorsprung" erfolgt die Produktion des richtigen Antikörpers schneller als bei einem Erstkontakt ohne Impfung. Die Erregerzellen können somit viel schneller und effektiver eliminiert werden. Gedächtniszellen sind sehr langlebig und speichern wie eine Datenbank Informationen über bereits abgewehrte Erreger. Diese Eigenschaft macht sich das Impfprinzip zu Nutze. Die Impfung fördert die Bildung solcher Zellen und ermöglicht so einen langanhaltenden und wirksamen Schutz. Das Immunologische Gedächtnis gehört zu den beeindruckendsten Eigenschaften unseres Immunsystems.
Herdenimmunität
Von Herdenimmunität spricht man, wenn ein großer Teil der Bevölkerung immun gegen einen bestimmten Krankheitserreger ist. Dieser Zustand kann entweder durch eine Impfung oder eine früher durchgestandene Infektion erreicht werden. Das bedeutet: Je mehr Menschen sich für eine Impfung entscheiden, desto schlechter kann sich ein Erreger ausbreiten. Somit schützt man nicht nur sich selbst, sondern automatisch auch diejenigen, die sich aus bestimmten Gründen nicht impfen lassen können oder wollen. Deswegen bezeichnet man die Herdenimmunität auch als Gemeinschaftsschutz. Sie wird auch davon beeinflusst, wie ansteckend der Krankheitserreger ist. Je ansteckender, desto höher muss der Anteil immunisierter Menschen in der Gemeinschaft sein, damit die Herdenimmunität erreicht werden kann. Das Robert-Koch-Institut (RKI) schätzt im Juli 2021, dass rund 85 Prozent der Menschen zwischen 12 und 59 Jahren in Deutschland vollständig geimpft sein müssen, um Covid-19 in den folgenden Monaten zu kontrollieren. Bei den über 60-jährigen liegt die Schätzung bei 90 Prozent.
Impfempfehlungen
Die Ständige Impfkommission (STIKO) spricht für Deutschland Impfempfehlungen aus, die als medizinischer Standard für die Impfung von Säuglingen, Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gelten. Dabei empfiehlt ein unabhängiges Gremium aus Experten und Expertinnen, welche Impfungen in welchem Lebensalter sinnvoll sind, um sich vor gefährlichen Infektionen zu schützen.
Auf Basis neuer Erkenntnisse aus Forschung und Entwicklung aktualisieren sie diese in regelmäßigen Abständen. Im Zuge der Corona-Pandemie veröffentlicht die STIKO ihre Empfehlungen sehr viel häufiger, etwa zur Impfung von Kindern und Jugendlichen oder zu den Booster-Impfungen. Die aktuellen Informationen der STIKO finden Sie auch auf den Seiten des Robert Koch Instituts (RKI).
Medizinische Hintergründe
Impfreaktion
Generell gilt: keine Wirkung ohne Nebenwirkung. Auch eine Impfung ist ein medizinischer Eingriff, der im Körper zu Reaktionen führen kann - auch zu unerwünschten. Bei Impfreaktionen handelt es sich im Allgemeinen um harmlose Beschwerden, die sich beispielsweise in Form von Kopfschmerzen, Fieber, Müdigkeit und Unwohlsein äußern. Zu den üblichen und natürlichen Reaktionen gehört außerdem eine Rötung oder Schwellung der Einstichstelle. All diese leichten Beschwerden sind in der Regel aber nicht weiter behandlungsbedürftig. Sie sind vielmehr eine kurzzeitige Reaktion des Organismus und zeigen, dass sich das Immunsystem mit dem Impfstoff auseinandersetzt. Das ist wichtig, damit der Körper eine passende Immunantwort gegen das Virus entwickeln kann. Das Fehlen dieser Symptome bedeutet aber nicht, dass die Impfung nicht gewirkt hat.
Killerzellen
Killerzellen (NK-Zellen) sind nicht so bösartig, wie ihr Name vielleicht vermuten lässt. Im Gegenteil: Sie sind Teil des Immunsystems und damit wichtige Verteidiger des Körpers im Kampf gegen virusinfizierte Zellen und Tumorzellen. Treffen sie also auf eine kranke Zelle, docken sie an diese an und töten sie ab. Hierfür brechen sie deren Zellwand auf und schleusen bestimmte Enzyme hinein, die schließlich den sogenannten Zelluntergang herbeiführen. Ein weiterer Mechanismus, mit dem die Killerzelle ihre Widersacher eliminiert, ist der "Todeskuss": In diesem Fall dockt die NK-Zelle von außen an den sogenannten Todesrezeptor der entarteten Zelle an und aktiviert bei dieser einen Mechanismus der Selbstzerstörung.
Lebendimpfung
Bei einer Lebendimpfung werden dem Körper vermehrungsfähige (daher "lebensfähig") Krankheitserreger zugeführt. Diese sind allerdings so abgeschwächt, dass sie in der Regel keine Erkrankung mehr auslösen können. Der Organismus wird aber dazu angeregt, spezifische Antikörper zu bilden. Lebendimpfstoffe sind häufig effizienter als Totimpfungen und oftmals reicht eine einzige Injektion, um einen lebenslangen Schutz zu schaffen. Allerdings können sie in seltenen Fällen auch zu einer leichten "Impfkrankheit" führen. Das sind Symptome, die einer natürlichen Krankheit ähneln, wie zum Beispiel Lymphknotenschwellung, Abgeschlagenheit oder Ausschlag. Diese Beschwerden dauern aber meist nur wenige Tage an. Zu den bekannten Lebendimpfstoffen zählt beispielsweise die Grundimmunisierung gegen Masern , Mumps , Röteln und Varizellen .
mRNA-Impfstoff
mRNA-Impfstoffe sind deshalb so besonders, weil sie dafür sorgen, dass der Körper die Impfung quasi selbst herstellt. Anders als herkömmliche Impfstoffe enthalten diese Vakzine keine fertigen Viren oder Teile von ihnen, sondern lediglich die genetische Information des Erregers - und zwar in Form sogenannter Messenger-RNA oder kurz mRNA. Das ist sozusagen der "Bauplan" für das Spike-Protein, einen Bestandteil des Covid-19-Erregers. Wird die mRNA bei einer Impfung in menschliche Zellen gespritzt, können diese - dank der Bauanleitung - das Spike-Protein nachbauen und dem Immunsystem präsentieren. Dieses erkennt die fremden Proteine und setzt eine Abwehrreaktion in Gang. Dadurch lernt der Körper, wie er Spike-Proteine unschädlich machen kann. Kommen Geimpfte also mit echten SARS-CoV-2-Viren in Kontakt, weiß das Immunsystem genau, was zu tun ist, um die Eindringlinge zu bekämpfen. 2020 wurden mRNA-basierte Impfstoffe im Zuge der Corona-Pandemie zum ersten Mal zugelassen und eingesetzt. Auf dieser Technologie basieren die Impfstoffe von BioNTech und Moderna. Gut zu wissen: Die Sorge, dass sich die mRNA in das menschliche Erbgut einlagert, ist unbegründet, sagen die Fachleute. Nach der Impfung wird sie in unseren Zellen wieder abgebaut
Passivimpfung
Bei manchen Krankheiten besteht die Chance, durch eine passive Impfung einen schnellen Schutz aufzubauen. Sie kommen dann zum Einsatz, wenn ein Mensch bereits mit einem Erreger in Kontakt gekommen ist, aber über keinen ausreichenden Impfschutz verfügt. In diesem Fall werden von jemand anderem gebildete Antikörper verabreicht. Beispielsweise von einem Menschen, in seltenen Fällen auch von Tieren. Durch die Passivimpfung entsteht ein sofortiger Schutz, der jedoch nur über einen kurzen Zeitraum (maximal drei Monate) bestehen bleibt. In dieser Zeit schaffen die Antikörper eine Art "geliehenen" Impfschutz.
Paul-Ehrlich-Institut
Beim Paul-Ehrlich-Institut handelt es sich um das Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel. Zu seinen Aufgaben gehört die Zulassung von Geräten der Medizintechnik, biomedizinischen Arzneimitteln und eben Impfstoffen. Außerdem tritt das Institut als wissenschaftlicher Berater auf und ist in der Forschung aktiv. So fungiert es beispielsweise als zentrale Sammelstelle für Informationen über Impfnebenwirkungen.
STIKO
STIKO steht für Ständige Impfkommission. Sie wurde bereits im Jahr 1972 vom Bundesgesundheitsamt eingerichtet und ist am Robert-Koch-Institut angesiedelt. Das 18-köpfige Expertenteam spricht in regelmäßigen Abständen Impfempfehlungen aus, die die Gesundheit des Individuums sowie der gesamten deutschen Bevölkerung schützen sollen. Hierfür behalten die unabhängigen Kommissionsmitglieder laufend die neuen Impfstoffentwicklungen und Erkenntnisse aus der Forschung im Auge.
Teilimpfung
Um die Grundimmunisierung gegen einen Krankheitserreger vollständig aufzubauen, sind in den meisten Fällen mehrere Teilimpfungen nötig, die in zeitlichen Abständen verabreicht werden. Wichtig ist vor allem, dass die vorgegebenen Mindestabstände zwischen den Injektionen eingehalten werden, damit sich zunächst die Wirkung der ersten Teilimpfung entfalten kann. Eine kleine Verzögerung der Folgeimpfungen ist weniger dramatisch, da sich hierdurch lediglich die Grundimmunisierung verzögert. Ein aktuelles Beispiel sind die Impfungen gegen das Coronavirus: Die meisten der Impfstoffe erfordern zwei Teilimpfungen sowie eine Auffrischungsimpfung, um den vollen Schutz vor einer Infektion zu entfalten. Eine gewisse Schutzwirkung setzt allerdings schon ein paar Tage nach der ersten Dosis ein.
Totimpfung
Totimpfstoffe enthalten, wie der Name bereits verrät, abgetötete Krankheitserreger oder inaktive Bestandteile von ihnen, die sich nicht mehr vermehren können. Durch die Impfung gelangen sie in den Körper und regen das Immunsystem zur Antikörperbildung an, ohne dass die jeweilige Infektion ausbricht. Eingesetzt werden diese Impfstoffe beispielsweise bei Krankheiten wie Diphtherie, Hepatitis B, Kinderlähmung oder der Grippe. Gegenüber Lebendimpfungen haben Totimpfstoffe häufig den Vorteil, dass sie normalerweise mit weniger Nebenwirkungen einhergehen. Allerdings lösen sie auch eine schwächere Immunantwort aus und müssen daher regelmäßig aufgefrischt werden.
Alle in Deutschland zugelassenen Corona-Impfstoffe gelten im weitesten Sinne als Totimpfstoffe, da sie keine vermehrungsfähigen Viren enthalten.
Unerwünschte Impf-Nebenwirkung
Wie bei allen Medikamenten ist es möglich, dass auch Impfungen in seltenen Fällen unbeabsichtigte schädliche Reaktionen hervorrufen. Von unerwünschten Impf-Nebenwirkungen spricht man, wenn die Beschwerden über die normalen Impfreaktionen hinausgehen. Mögliche Komplikationen sind beispielsweise besonders hohes Fieber oder Erkrankungen, die kurz nach der Impfung auftreten. Wenn der Verdacht bestehen sollte, werden diese Auffälligkeiten zunächst von einem Arzt an das Gesundheitsamt und von dort aus an das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) gemeldet.
Auch bei den Impfstoffen gegen Corona können unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Sie sind jedoch sehr selten. Solche Nebenwirkungen können Sie auch selbst an das Paul-Ehrlich-Institut melden: über die App SafeVac.
Vektor-Impfstoff
Vektor-Impfstoffe gehören zur Gruppe genbasierter Impfstoffe, deren Herstellung auf einer modernen Technologie beruht. Sie bestehen aus gentechnisch veränderten Viren, sogenannten Vektoren. Im Erbgut dieser Vektorviren befindet sich die DNA für ein einzelnes Eiweiß, beispielsweise des Coronavirus, das sogenannte Spike-Protein. Der Körper produziert nun dieses Eiweiß. Das Immunsystem erkennt es als "fremd" - und das führt dazu, dass der Körper einen passenden Schutz entwickeln kann. So ist er für eine echte Corona-Infektion vorbereitet. Diese "Impfviren" sind für den Menschen harmlos, da sie sich nicht vermehren und innerhalb kurzer Zeit vom Körper wieder abgebaut werden. Zu den Vektor-basierten Impfstoffen zählen unter anderem das Vakzin von AstraZeneca und Johnson & Johnson. Übrigens: Bereits vor Corona wurden Vektorimpfstoffe zugelassen, beispielsweise bei der Impfung gegen Ebola oder das Dengue-Fieber .
Vektorimpfstoffe werden in der derzeitigen Corona-Impfkampagne nur noch sehr selten eingesetzt, da es nach den Impfungen in der Vergangenheit - wenn auch sehr selten - zu schwerwiegenden Nebenwirkungen wie zum Beispiel einer Hirnvenenthrombose oder anderen atypischen Thrombosen gekommen ist.